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Konzepte und Kriterien

Bürokratieabbau muss dringend auf die Agenda

7. August 2017 - Bürokratisch, komplex, teuer - eineinhalb Jahre nach dem Start von Solvency II ziehen deutsche Versicherer eine ernüchternde Zwischenbilanz. Eine von April bis Mai 2017 durchgeführte Verbandsabfrage des GDV zeigt deutlichen Handlungsbedarf in den Bereichen Entbürokratisierung und Proportionalität.

Gute Regulierung ist zweckmäßig, wirksam und kosteneffizient. Auf das europäische Aufsichtssystem für Versicherer Solvency II treffen diese Eigenschaften leider nicht zu, heißt es in einem Bericht des GDV Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de). Dies zeigten die Praxiserfahrungen der Branche deutlich. Demnach halten über 97 Prozent der Unternehmen Solvency II für unverhältnismäßig komplex. Das ist das Ergebnis einer branchenweiten GDV-Abfrage.

Es geht um Konkurrenz- und Innovationsfähigkeit der Versicherer
„Neben der geplanten Weiterentwicklung des neuen Aufsichtssystems muss deshalb auch seine Verschlankung auf die politische Agenda“, sagt der für Regulierungsfragen zuständige GDV-Geschäftsführer, Axel Wehling. „Beim Abbau von Bürokratie geht es nicht nur um Verringerung der Kostenbelastung, sondern vielmehr um Konkurrenz- und Innovationsfähigkeit der Versicherer. Bürokratische Vorschriften binden in Unternehmen Ressourcen, welche notwendig sind, um die Herausforderungen der Digitalisierung und Folgen der andauernden Niedrigzinsphase zu bewältigen.“

Die wichtigsten Ansatzpunkte für den Abbau von bürokratischen Hürden von Solvency II sind nach Ansicht von Axel Wehling:

  • die Zusammenlegung inhaltsgleicher Berichte,
  • die Bereinigung um Berichtspflichten mit geringem Informationswert,
  • eine stärkere Ausrichtung an der Unternehmenspraxis,
  • eine Verschlankung der Anforderungen an Governance-Leitlinien,
  • geringere Anforderungen an den Nachweis von Angemessenheitsgrenzen und
  • verbindliche Kriterien zur Abgrenzung nicht relevanter Inhalte

Wie GDV-Geschäftsführer Axel Wehling mitteilt, wurden im Rahmen der Abfrage für jede der drei Säulen von Solvency II die Einschätzungen der Unternehmen zur Komplexität der Regelungen, dem damit verbundenen Umsetzungsaufwand und praktischer Anwendung der Proportionalität erfasst. Insgesamt 70 Unternehmen aller Größen, Strukturen und Rechtsformen mit einem Marktanteil von rund 85 Prozent der gebuchten Bruttobeitragseinnahmen nahmen daran teil.

Die Ergebnisse zeigen, dass 97,3 Prozent der Befragten die Solvency II-Vorschriften als unverhältnismäßig ansehen. Die Komplexität der Vorschriften sei nicht angemessen und der aus ihnen resultierende Aufwand zu hoch. Auch das Proportionalitätsprinzip bringe keine Entlastung. Mit seiner Umsetzung sind trotzdem noch 88 Prozent der befragten Unternehmen unzufrieden.

Berichtsanforderungen im Mittelpunkt der Kritik
Insbesondere die Berichtsanforderungen nach Säule III stoßen bei den Unternehmen auf scharfe Kritik. Über 94 Prozent der Befragten finden den Aufwand für die Berichterstattung unverhältnismäßig hoch. Die Vertreter von großen und mittleren Unternehmen sind sogar einstimmig der Meinung, dass die aktuellen Berichtspflichten zu aufwendig sind. (-ver / www.bocquel-news.de)

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