20. Mai 2025 - Eine neue Studie des ifo Instituts zeigt: Die Akzeptanz in der Bevölkerung für eine verpflichtende Elementarschadenversicherung ist deutlich höher als bisher vermutet. Rund 40 Prozent der Befragten sprechen sich direkt für eine Pflichtversicherung aus, weitere 34 Prozent stehen ihr neutral gegenüber.
„Vor allem aus Gründen der Fairness sind viele Haushalte bereit, ein solidarisches System mitzutragen – selbst wenn sie selbst kaum davon profitieren würden“, sagt Marie-Theres von Schickfus, Expertin des ifo Instituts (www.ifo.de). Besonders Haushalte in bislang risikoarmen Gebieten signalisierten nach gezielter Information über staatliche Hilfen – die nach der Flutkatastrophe 2021 bis zu 80 Prozent der Schäden abdeckten – eine gestiegene Bereitschaft zur Beteiligung an einer Pflichtversicherung.
Politischer Handlungsraum wächst
Das Modell einer verpflichtenden, privatwirtschaftlich organisierten Versicherung wird zunehmend als gerechter und effizienter wahrgenommen als staatliche Ad-hoc-Zahlungen. Von Schickfus sieht darin Potenzial für eine politische Neuausrichtung: „Die Bevölkerung erkennt zunehmend, dass ein solcher Mechanismus nicht nur ökonomisch sinnvoll ist, sondern auch gesellschaftlich fairer.“
Lehren aus der Flut 2021
Die verheerende Flut im Jahr 2021 verursachte Schäden in Höhe von über 40 Milliarden Euro. Nur etwa die Hälfte der Wohngebäude war damals versichert – eine Versicherungslücke, die nun stärker in den Fokus rückt. Die ifo-Studie basiert auf den Antworten von über 8.000 Haushalten und mehr als 600 Unternehmen in Deutschland. Ihre Ergebnisse könnten europaweit von Bedeutung sein, denn im EU-Durchschnitt sind lediglich 15 Prozent klimabedingter Schäden versichert. In Deutschland liegt die Quote immerhin bei 25 Prozent.
Klimaanpassung wird zur Pflichtaufgabe
Karen Pittel, Leiterin des ifo Zentrums Energie, Klima und Ressourcen, betont: „Ein verpflichtendes Versicherungssystem kann helfen, die Folgen des Klimawandels abzufedern und staatliche Haushalte zu entlasten.“ Voraussetzung dafür sei jedoch, dass lokale Risiken angemessen in den Versicherungsprämien abgebildet werden. Pittel spricht sich zudem für eine offenere Diskussion über staatliche und private Maßnahmen zur Klimaanpassung aus.
Die Ergebnisse legen nahe: Die Bevölkerung ist weiter als die Politik – und bereit, Verantwortung für den Klimaschutz und dessen finanzielle Folgen zu übernehmen. (-ver / www.bocquel-news.de)
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