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Konzepte und Kriterien

Aufsichtsgremien oft zu sorglos mit Haftungsrisiken

14. Juli 2025 - Haftungsrisiken werden von Aufsichtsräten mittelständischer Unternehmen häufig unterschätzt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Arbeitskreises für Aufsichtsrat und Mittelstand in Deutschland (ARMID). Zwar rechnen über 80 Prozent mit einer Verschärfung der rechtlichen Lage, dennoch schätzen nur sechs Prozent das persönliche Haftungsrisiko als hoch ein.

Rund ein Drittel der Befragten hat bereits miterlebt, wie schnell Haftung Realität werden kann – sei es aus eigener Erfahrung oder im Gremium. Trotzdem bleibt das Problembewusstsein begrenzt: Lediglich eine Minderheit von 17 Prozent lehnte bislang ein Mandat aus Angst vor möglichen rechtlichen Konsequenzen ab. Dabei steigen die Anforderungen, wie nicht zuletzt die gerichtliche Aufarbeitung des Wirecard-Skandals zeigt.

Fallbeispiele belegen zunehmenden Druck auf Kontrollgremien
Prominente Verfahren wie jene rund um Wirecard oder die Walter Nagel AG verdeutlichen, wie schmal der Grat zwischen Pflicht und Versäumnis ist. Aufsichtsräte sehen sich dabei zunehmend in der Pflicht, aktiv gegenzusteuern – insbesondere bei erkennbaren Risiken wie drohender Insolvenz. Auch bei der Signa-Insolvenz stehen Beiratsmitglieder im Fokus, obwohl ihre Funktion formal beratend war. Der Übergang zur haftungsrelevanten Verantwortung ist offenbar fließend.

Versicherungsschutz oft unklar oder unzureichend
Ein weiteres zentrales Ergebnis der ARMID-Befragung (www.armind.de) betrifft die Absicherung gegen mögliche Haftungsansprüche. Nur 42 Prozent der Gremienmitglieder sehen sich durch eine sogenannte D&O-Versicherung vollständig geschützt. Ein knappes Drittel gibt an, nur teilweise abgesichert zu sein. Besonders bedenklich: Sechs Prozent wissen nicht einmal, ob überhaupt ein entsprechender Versicherungsschutz besteht. ARMID-Vorsitzender Klaus F. Jaenecke warnt eindringlich vor Sorglosigkeit: Der fehlende Versicherungsschutz könne im Ernstfall existenzbedrohend sein.

Informationsdefizite trotz subjektiv guter Kenntnislage
Trotz des bestehenden Risikos fühlen sich die meisten Befragten gut über ihre rechtlichen Pflichten informiert. 65 Prozent schätzen ihr Wissen als solide ein, 14 Prozent sogar als sehr gut. Dennoch zeigt sich im Detail erheblicher Schulungsbedarf: Jeweils 57 Prozent der Aufsichtsräte wünschen sich mehr Informationen zur Haftungsvermeidung und zu Rechtsfolgen bei Pflichtverletzungen. Auch Themen wie Interessenkonflikte und allgemeine Haftungsgrundlagen werden als aufklärungsbedürftig eingestuft. Das Interesse an Versicherungsfragen fällt hingegen deutlich geringer aus.

ARMID mahnt zu mehr Professionalität und Prävention
Der ARMID sieht in den Ergebnissen einen klaren Handlungsauftrag. Angesichts wachsender Anforderungen müsse das Risikobewusstsein in Aufsichts- und Beiräten gestärkt und durch präventive Maßnahmen ergänzt werden. Dazu gehört nicht nur eine solide Versicherung, sondern auch regelmäßige Schulungen. Denn wer Verantwortung trägt, sollte auch wissen, wie er sich vor rechtlichen Fallstricken schützt. (-ver / www.bocquel-news.de)

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