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Konzepte und Kriterien

Altkanzler Lobbyist für einen Versicherungsmakler

6. Dezember 2021 - Altkanzler Gerhard Schröder bleibt im Gespräch. Nun tritt er laut einem Bericht in der ZEIT - als Lobbyist in Erscheinung. Dabei geht es diesmal aber nicht um seine Verbandelung mit Wladimir Putin und das Pipeline-Projekt Nord Stream 2, sondern um einen Versicherungsmakler aus Würzburg, für den Schröder jetzt Lobbyist ist.

Zuletzt soll Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) auch seine Nachfolgerin, die gerade scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel, per Telefon angegangen sein. Im Auftrag der Würzburger  Maklerfirma soll er Medienberichten zufolge soll er sich mit Merkle über die Zukunft der Rente unterhalten habe.

In den letzten Monaten hatte Schröder sich vor allem durch kauzige Auftritte bei Social Media öffentlich bemerkbar gemacht haben. Der Deutschlandfunk nannte ihn in diesem Zusammenhang den „Welterklärer in Daunenweste“, denn Schröder bietet jetzt  Einblicke in seine Wohnung und in seinen Garten. Er brät Bratkartoffeln, erklärt seiner Frau Soyeon die Vorzüge von Hagebutten (eignen sich hervorragend für Tee und Juckpulver) und erkundet die Pflanzen auf einem Golfplatz.  

Doch im Hintergrund bleibt die „Machtpolitik“, von der Schröder nicht die Finger lassen kann. Nicht nur sein Engagement für das Erdgasprojekt Nord Stream 2, dessen Gesellschafterausschuss er vorsitzt, ist sein Ding. Seit 2020 setzt sich der Altkanzler nun auch für die BVUK „Betriebliche Versorgungswerke für Unternehmen und Kommunen e.V.“ (www.bvuk.de) ein. Das ist ein Lobbyverband, der von dem gleichnamigen Spezialmakler aus Würzburg vor sieben Jahren ins Leben gerufen wurde: der Versicherungsmakler BVUK GmbH ist spezialisiert auf Berufsunfähigkeit BU und Altersvorsorge – mit der Zielgruppe große Gewerbekunden. Als Referenzen sind hier Firmen wie OBI, Henkel, der SWR oder das Deutsche Rote Kreuz genannt. 4,7 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftete der Makler im letzten Geschäftsjahr: vornehmlich mit Betriebsrenten.

Nach Recherchen der Wochenzeitschrift ZEIT und www.abgeordnetenwatch.de soll Schröder seinen guten Draht in die Politik genutzt haben: achtmal habe er allein seit Anfang 2020 mit der jetzt scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefoniert haben. Und mit dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz soll er auch gesprochen haben. Und mit Hubertus Heil: beides seine Parteifreunde bei den Sozialdemokraten. Das Thema: eine mögliche Reform der Rente.

Gerhard Schröder Vorstandsmitglied im BVUK
Seit dem Januar 2020 ist Gerhard Schröder Vorstandsmitglied im BVUK; Vorsitzender des Verbandes ist Michael Reizel, der auch die Maklerfirma BVUK GmbH leitet. Laut dem Medienbericht ist hier Gerhard Schröder vor allem gefragt, denn er könnte quasi als Türöffner Kontakte zu den aktuellen Entscheidungsträgern nutzen. Bereits sechs Wochen, nachdem er ehrenamtlich bei dem Verein anheuerte, habe Schröder um ein Abendessen mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gebeten, berichtet die ZEIT. Auch mit dem angehenden Bundeskanzler Olaf Scholz habe er sich in diesen Monaten zum Essen verabredet.

400.000 Euro für Altkanzlerbüro Schröder
„Lobbyismus, vom Steuerzahler finanziert“ – wettern Journalisten, und mit Recht! Eingefädelt hat die Kontakte das Altkanzlerbüro Schröders im Bundestag, schreibt die ZEIT. Finanziert wird dieses vom Steuerzahler in Höhe von 400.000 Euro pro Jahr. Und nachdem die Gespräche im November 2020 zunächst geendet seien, habe der Altkanzler wenige Tage nach der Bundeskanzlerwahl erneut den Kontakt mit Olaf Scholz gesucht - am 6. Oktober habe es unter anderem ein einstündiges Treffen im Dienstzimmer des zukünftigen Bundeskanzlers gegeben.

Betriebsrente muss gestärkt werden
Konkret wurde über Inhalte der Treffen nicht gesprochen. Keiner der Beteiligten habe sich zu den Gesprächen äußern wollen. Es sei aber um die Betriebsrente gegangen, die gestärkt werden müsse – und auch darüber, die Hürden für eine weitere Verbreitung abzubauen. (-el / www.bocquel-news.de)

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