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Altersvorsorge muss jetzt noch einfacher werden

18. Mai 2022 - Ein breites Themenspektrum zur Lebens-Versicherung wurde am zweiten Tag der "Fachkonferenz Lebens-Versicherung aktuell“ des MCC geboten. Mit Optimismus könne die Branche die regulatorischen und sonstigen Herausforderungen mit richtigen Produkten meistern. Aber: In Deutschland ist das viel zu kompliziert.

Am zweiten Tag der „MCC-Fachkonferenz Lebensversicherung aktuell“ gingen die Teilnehmer richtig zur Sache. Man war sich einig, dass das jetzige Altersvorsorgesystem in Deutschland viel zu kompliziert ist.

Ein flammendes Plädoyer für die vom Gesetzgeber avisierte Aktien-Rente gab Dr. Jutta Krienke ab, Chief Marketing Officer der Syncier GmbH, denn es werde in der Altersvorsorge viel zu wenig in Aktien investiert. Frau Krienke findet den von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ins Spiel gebrachten Provisionsrichtwert nicht schlecht für die Branche, um von den Vertriebskosten herunterzukommen. Eine große Chance sieht sie darüber hinaus in den Nachhaltigkeitsvorgaben.

Bisher hätten Regulierungen meist Kosten produziert, hier sieht die Marketing-Managerin eine große Chance für die Branche. Als Drittes gab sie der Branche mit auf den Weg, nach vorne zu schauen und zu denken. Man könne dabei von anderen Branchen lernen, wie beispielsweise das Nutzungsverhalten junger Leute aussehe.

Wegen der Diskussion um den Provisionsrichtwert wurde der Vortrag von Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungsaufsicht bei der BaFin (www.bafin.de), mit Spannung erwartet. Dabei zeigte er sich relativ verschlossen, was die konkrete Ausgestaltung des Provisionsrichtwertes angeht. Ziel der Aufsicht sei es, Kunden vor unangemessenen Vertriebsvergütungen zu schützen. Die Aufsicht werde im Laufe dieses Jahres ihre Vorstellungen dazu konkretisieren – mit vorheriger Konsultation der Beteiligten.

Dr. Frank Grund spricht sich für den Provisionsvertrieb aus
Dr. Grund machte aber in der späteren Diskussion klar, dass die BaFin keinen verbindlichen Provisionsdeckel einführen wolle. Der Gesetzgeber habe dazu schließlich keine gesetzliche Regelung getroffen. Man werde aber eine mögliche Grenze ins Auge fassen, die die Aufsicht als in Ordnung empfinde. Nachfragen würde man bei den Versicherern, die darüber liegen. Die Branche sei gut beraten, sich hier konstruktiv zu zeigen. Wer den Provisionsvertrieb erhalten wolle – und dieser habe sich bewährt in Deutschland, der sollte extreme Auswüchse in diesem Bereich verhindern. Er selbst sprach sich für den provisionsbasierten Vertrieb aus. Das war mit Sicherheit eine wichtige Botschaft an die Branche.

Zuvor ging der Versicherungs-Aufseher auf die Situation der Lebensversicherer und Pensionskassen ein. Die Lage habe sich insgesamt durch die im Moment steigenden Zinsen leicht verbessert. Diese höhere Verzinsung habe aber auch den Effekt, dass den Versicherern bei den festverzinslichen Wertpapieren stille Lasten drohen. Ein Abschreibungsbedarf gebe es aber nicht, wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten würden.

Blieben die Zinssätze auf diesem Niveau, würde der Aufbau der Zinszusatzreserve (ZZR) zum Stillstand kommen. Allerdings dürften die Gesellschaften nicht damit rechnen, in den nächsten zwei Jahren die ZZR langsam auflösen zu können. Versicherungsnehmer sollten darauf achten, dass durch die Inflation ihre Realrenten sinken.

Generali setzt auf Service, Innovation und Nachhaltigkeit
Über die Möglichkeiten der Differenzierung in der Lebensversicherung als Antwort auf Preiskampf und Niedrigzinsniveau referierten Uli Rothaufe und Benedikt Kalteier, beide Vorstände der Generali Deutschland AG (www.generali.de).

Benedikt Kalteier stellte die drei völlig voneinander unabhängigen Vertriebswege der Generali vor: die Deutsche Vermögensberatung (DVAG – www.dvag.de) mit 20.000 gebundenen Vermittlern, die Dialog (www.dialog-versicherung.de) mit dem Maklervertrieb mit 19.000 angeschlossenen Maklern und die Cosmos Direkt (www.cosmosdirekt.de) als Direktvertrieb mit 1,9 Millionen Kunden. Laut Benedikt Kalteier differenzieren sich Cosmos-Kunden von den anderen Kunden mit einem höheren Bildungsgrad, sie sind digital affiner und wollen sich alleine um ihre Finanzen kümmern.

Uli Rothaufe machte klar, dass unterschiedliche Anspruchsteller unterschiedliche Erwartungen haben. So seinen Ratings sehr wichtig, die Kriterien aber nicht immer wichtig für Kunden oder für die Vergleichsportale. Strategisch will Generali ihr Wachstum fördern, ihr Ertragsprofil verbessern und Innovationsführer werden. Bedeutend für die Produktdifferenzierung seien die Services, die digitale Prozesse und neben der Innovation das Thema Nachhaltigkeit.

Pro gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) sei die tragende Säule der Alterssicherung, so die These von Lars Gatschke, Referent Team Finanzmarkt bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (www.vzbv.de). Er sprach sich dabei für das Mindestrentenniveau von 48 Prozent, gegen Rentenkürzungen und gegen eine Anhebung des Renteneintrittsalters aus. Mit einer Erhöhung des Beitragssatzes zur GRV habe er dagegen eher weniger Probleme, so der Verbraucherschützer.

Verbraucher, die nicht zusätzlich in die private Altersvorsorge einzahlen können, müssten in der GRV angemessen abgesichert sein. Neben einem Rentenniveau oberhalb von 50 Prozent müsse der soziale Ausgleich und die Absicherung gegen das Risiko einer Erwerbsminderung verbessert werden.

Noch mehr Kapitaldeckung über die GRV sei nicht erforderlich – so Gatschke. Wenn die Kapitaldeckung gestärkt werden soll, biete sich dafür die zweite und dritte Säule der Alterssicherung an. Eine grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge sei wichtig und überfällig.

Kritik übte Lars Gatschke dabei am Koalitionsvertrag: Prüfaufträge seien dazu zu wenig. Die Riester-Rente sei nicht mehr zu retten. Statt der Riester-Förderung sollte es eine gezielte Unterstützung von Geringverdienern in der GRV geben.

Forderung nach weniger Komplexität
Einig war man sich in der abschließenden Diskussionsrunde, dass das jetzige Altersvorsorgesystem in Deutschland zu kompliziert ist. Für Kunden müsse es einfacher und verständlicher werden. Christian Nuschele, Vorstand Vertrieb & Sales der Standard Life Versicherung www.standardlife.de), forderte ein einfaches und nachvollziehbares System der Altersvorsorge, wenn man alleine an die fünf Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung, Arbeitszeitmodellen und das Sozialpartnermodell denke.

Jens Oliver Martin, Produktmanagement bei der Alten Leipziger Lebensversicherung (www.alte-leipziger.de), sagte, dass die neuen Verordnungen zur Nachhaltigkeit den Beratungsprozess noch komplizierter machten.

Starres Renteneintrittsalter abschaffen
Michael Littig, Vorstand der Teckpro AG, ist sich dabei nicht sicher, ob das Thema Nachhaltigkeit eher dem Zeitgeist geschuldet sei. Bei der GRV sprach er sich dafür aus, das starre Renteneintrittsalter abzuschaffen und hier ein flexibles System aufzusetzen. Viele Menschen wollten länger arbeiten, aber nicht jeder könne das. (Bernd Rudolf Text und Fotos / www.bocquel-news.de)

 

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