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Allianz versichert keine Öl- und Gasindustrie mehr

2. Mai 2022 - Die Allianz will keinen Versicherungsschutz mehr für die Ölindustrie anbieten. Diesen erfolgreichen Beschluss verbuchen Naturschützer für sich. Die Allianz ist – nach Protesten der Umweltschützer - derzeit einer der größten Öl- und Gasversicherer der Welt, will das aber ab Januar 2023 ändern und keine Öl- und Gasfelder mehr versichern.

Zeitenwende: Die Allianz (www.allianz.com) will ab Januar im kommenden Jahr keine neuen Öl- und Gasfelder, neue Ölkraftwerke und Öl-Pipelines mehr versichern. Bisher gilt der Versicherungsriese als einer der größten Öl- und Gasversicherer der weltweit. Im kommenden Jahr – gleich ab Januar – soll sich das ändern. Die Allianz wird dann keine neuen Öl- und Gasfelder, neuen Ölkraftwerke und Öl-Pipelines mehr versichern - oder in diese investieren sowie bestehende Verträge für solche Projekte ab dem 1. Juli 2023 nicht mehr verlängern.

Dies hat die Allianz Ende vergangener Woche im Rahmen einer neuen Öl- und Gasrichtlinie beschlossen. Kein Allianz-Versicherungsschutz mehr gilt auch für Projekte in der Arktis sowie Antarktis sowie bei Tiefseebohrungen; auch sie sollen nicht mehr versichert werden – mit einer Ausnahme: die norwegischen Arktisgebiete. 

Allerdings gibt es in der neuen Öl- und Gasrichtlinie noch ein paar Schlupflöcher: Es heißt beispielweise in den Fußnoten der neuen Richtlinie, dass der Nachhaltigkeitsrat des Unternehmens Ausnahmen festlegen kann – und zwar dann, wenn ein Land ein neues Ölfeld aus Gründen der Energiesicherung erschließt.

„Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage muss die zuverlässige Energieversorgung von Haushalten und Unternehmen kurzfristig neu priorisiert werden. Die Politik muss jetzt mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, um Rahmenbedingungen für die langfristige Planung zu definieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit zu beschleunigen“, sagt Dr. Günther Thallinger, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, Investment Management and Sustainability. „Wir sollten jedoch die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels nicht aus den Augen verlieren. Mit ihren neuen Richtlinien bekräftigen wir als Allianz unser Versprechen, zu einer geordneten Dekarbonisierung der Wirtschaft beizutragen.“

Die Allianz wird auch ihren Ölsand-Ansatz nachschärfen. Die Gewinnung von Öl aus sogenannten Ölsanden gilt als besonders umweltschädlich. Ab 2025 soll es keinen Versicherungsschutz sowie keine Finanzierung mehr für Unternehmen geben, die mehr als 10 Prozent ihrer Einkünfte aus dem Geschäft mit Ölsanden erwirtschaften – zuvor lag diese Grenze bei 20 Prozent. 

Die Naturschutzorganisation Urgewald (www.urgewald.org) lobt die neue Richtlinie der Allianz: „Die Allianz hat eine lobenswerte neue Öl- und Gasrichtlinie verabschiedet. Lobenswert, weil sie die Versicherung neuer, auch konventioneller Öl- und Gasfelder ausschließt“, lobte Regine Richter, die vom Urgewald-Büro Berlin aus Kampagnen zu öffentlichen Banken inszeniert. Allerdings ist sie mit dem neuen Allianz-Regelwerk nicht vollkommen zufrieden. Ihrer meinung nach greift die Richtlinie zu kurz – „wenn es um Gas geht: Die Richtlinie schließt Midstream-Gasinfrastruktur wie Flüssigerdgas-Terminals sowie Gas-Kraftwerke oder Fracking-Gas nicht aus, die alle verheerend für das Klima sind“.

Nach Angaben von Urgewald ist die Allianz der zehnte Versicherer weltweit, der sich in Bezug auf die Öl- und Gasindustrie Beschränkungen auferlegt. Weitere Unternehmen müssten nun folgen, forderte Regine Richter. Die Naturschützer rücken jetzt vor allem von der Munich Re (www.munichre.com), dem weltgrößten Rückversicherer, ab.

Im Rahmen der Hauptversammlung der Munich Re in München protestierten die Naturschützer sowie Mitglieder der Klimaschutzorganisation „Extinction Rebellion“ vor der Münchener Konzernzentrale. Auf Protestplakaten hieß es „Die Münchner Rück versichert Zerstörung" – und „Steigt jetzt aus fossilen Brennstoffen aus!“ Von der Munich Re gab es dazu noch keinen Kommentar. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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