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Konzepte und Kriterien

„Ungemütlicher Herbst für die Auto-Versicherer“

28. September 2015 - In der Kfz-Versicherung droht ein neuer Preiskrieg auszubrechen. Dazu kommt es häufig zum Ende des Autoversicherungsjahres. Erstmals jedoch hatten die Versicherer 2014 hier wieder Geld verdient. In Sachen Preisdisziplin besteht nach Expertenmeinung jetzt erneut die Gefahr von Rabattschlachten.

„Ungemütlicher Herbst für Kfz-Versicherer“ heißt es bei der Unternehmensberatung Simon-Kucher (www.simon-kucher.com), wenn die Sprache auf Auto-Versicherungen kommt. Der Kampf um die wechselwilligen Kunden habe bereits begonnen. Die Marktforscher bei research tools (www.research-tools.net) konstatieren, dass die Profilierung im Wettbewerb hauptsächlich über den Marketingbereich Konditionen geschehe. Der Freifall des Jahresendgeschäfts in Kfz sei jetzt in vollem Gange. Das ist laut Simon-Kucher über Jahre hinweg ähnlich trist wie das Herbstwetter gewesen: Rabattschlachten der Versicherer, die sich fatal auf den Profit auswirkten. Allerdings scheint im Jahr 2014 eine Wende geschafft worden sein.

Laut vorläufiger Zahlen des GDV Gesamtverband der deutschen Versicherer (www.gdv.de) wurde letztes Jahr in der Kfz-Sparte Geld verdient. Diese positive Entwicklung sei einerseits getrieben durch größere Preisdisziplin der Versicherer, andererseits aber auch durch die geringere Anzahl und Schwere von Wetterextremen. So lautet für die Experten bei Simon-Kucher die entscheidende Frage für 2015 lautet: können die Versicherer ihre Preisdisziplin halten?

„Es besteht die Gefahr, dass Versicherer es jetzt wieder schleifen lassen. Man hat ja verdient, jetzt kann man wieder einen größeren Schluck aus der Stückepulle nehmen – über niedrigere Preise. Gepaart mit Zurechtbiegungen à la man könne den Kunden mit der Kfz-Police ködern und den Ertragsmalus dann mit anderen Policen ausgleichen“, sagt Frank Gehrig, Director bei Simon-Kucher. So könnte also die teils realitätsfremde Argumentation aussehen. Schaut man sich seinen Angaben zufolge die Vergangenheit an, sei dieses Szenario durchaus denkbar.

Durchschnittsprämien erhöhen: Gewusst wie
Wie Versicherer auf dem richtigen Weg bleiben, weiß Dr. Dirk Schmidt-Gallas (Foto), Member of the Board bei Simon-Kucher: „Versicherer sollten besser ihre neue Preisdisziplin beibehalten und Ertrag vor Volumen stellen. Mit Leben ist im Moment nichts zu verdienen, Komposit trägt den gesamten Laden“.

Die Margen seien aber auch in den Komposit-Sprten so dünn, dass bereits kleine Preissenkungen Viele wieder in den roten Bereich drücken. „Das können sich die Versicherer nicht erlauben. Ziel muss es sein, langfristig höhere Preise durchzusetzen. Es wäre ein fatales Signal nach dem guten Ansatz direkt die Rolle rückwärts zu machen“, ergänzt Schmidt-Gallas.

Kfz-Versicherung: Direktversicherer sind im Vergleich entgegen der allgemeinen Meinung nicht zwingend günstig
Auch die Marktforscher bei research tools (www.research-tools.net) haben die Autoversicherer und ihre Preise unter die Lupe genommen. Ihr Ansatz für die Studie "Marketing-Mix-Analyse Kfz-Versicherung 2015“ (Abbildung: research-tool) ist jdeoch ein anderer. Bei research-tool findet man kaum Unterschiede bei den Inhalten der Kfz-Haftpflicht. Das ist den Angaben zufolge, ergeben sich in der Teilkaskoversicherung Leistungsunterschiede besonders bei Natur- und Tierschäden sowie Fahrlässigkeit und Neuwertentschädigung. Laut der ‚Marketing-Mix-Analyse Kfz-Versicherung 2015‘ fällt auf, dass in den fast 300 ermittelten Jahresbeiträgen die Direktversicherer nur selten unter den preisgünstigsten Anbietern zu finden sind.

Die Marktforscher bei research-tool haben zehn Versicherer bei ihrer Analyse berücksichtigt. Ihren Angaben zufolge bieten alle neben der gesetzlich vorgeschriebenen Kfz-Haftpflicht ebenso Teil- und Vollkasko-versicherungen an. Die größten Leistungsunterschiede fanden die Experten in der Teilkaskoversicherung - besonders bei Naturgewalten und -katastrophen, Tierzusammenstößen und Tierbissen oder grober Fahrlässigkeit. In der Neuwertentschädigung sei die Spannweite zwischen den Tarifen enorm: zwischen drei und 24 Monaten ab Erstzulassung soll laut Analyse die zulässige Nutzungszeit zur Erstattung des Neuwerts liegen.

Konditionen-Vergleich anhand von zehn unterschiedlichen KundenprofilenLaut research-tool geschieht die Profilierung hauptsächlich über den Marketingbereich Konditionen. Ein Konditionen-Vergleich anhand von zehn unterschiedlichen Kundenprofilen zeige, dass in allen drei Versicherungssparten der teuerste Anbieter meist mehr als zweimal so teuer ist wie der preiswerteste. Zudem verfolgen die Anbieter nicht immer eine stringente Konditionen-Politik. Teilweise offerieren sie je nach Profil günstige oder hochpreisige Tarife. Nur ein Anbieter hebt sich laut Analyse deutlich bei allen drei Produktarten ab - mit dem jeweils günstigsten Angebot in vier der zehn Kundenprofile. Auffallend sei zudem, dass in den fast 300 ermittelten Jahresbeiträgen Direktversicherer nur selten unter den preisgünstigsten Anbietern zu finden sind.

In 47 untersuchten Vergleichsportalen sind Admiral Direkt und DA Direkt besonders häufig anzutreffen. Dabei wird angemerkt, dass zwei Versicherer hier völlig auf eine Listung verzichten. (Anmerk. der Redaktion: Leider nennt research-tool offiziell keine Namen). Die Studie ergab auch, dass in den Suchmaschinen die zehn analysierten Versicherer nur in Ausnahmefällen auf der ersten Ergebnisseite gelistet sind. Vor allem die Direktversicherer schalten hier in größerem Umfang kostenpflichtige Anzeigen, um dennoch auf der ersten Seite präsent zu sein.

In den verwendeten Kommunikationskanälen heben alle Versicherer das Argument ‚günstig‘ hervor, heißt es im Bericht zur "Marketing-Mix-Analyse Kfz-Versicherung 2015“. Zwei Anbieter betonen zudem das Vertrauen, acht bezeichnen sich als fair. Allein die Axa wirbt mit Transparenz.

Auf 385 Seiten Einblick in das Marketingverhalten der Autoversicherer
Die "Marketing-Mix-Analyse Kfz-Versicherung 2015“ von research tools gibt auf 385 Seiten Einblick in das Marketingverhalten der zehn berücksichtigten Anbieter (in alphabetischer Reihenfolge) ADAC Autoversicherung (www.adac.de), AdmiralDirekt (www.admiraldirekt.de), Allianz (www.allianz.de), Axa (www.axa.de), CosmosDirekt (www.cosmosdirekt.de), DA Direkt (www.da-direkt.de), DEVK (www.devk.de), Direct Line (www.directline.de), Huk-Coburg (www.huk.de) und WGV (www.wgv.de). Analysiert wurden die vier Marketing-Ps Product, Price, Place, Promotion. Stärken-Schwächen-Analyse und Marketing-Ranking führen sämtliche Ergebnisse zusammen und eine statistische Marketing-Positionierung visualisiert die Ergebnisse. (-el / www.bocquel-news.de)

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