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Konzepte und Kriterien

„Gläserner Versicherter“ ist (noch) wenig populär

10. September 2015 - Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung möchte ihre Gesundheitsdaten nicht an Dritte weitergeben. Das gilt auch dann, wenn es dafür im Gegenzug vom Versicherer materielle Anreize gibt. Gesundheits-Apps werden bisher nur von einer Minderheit genutzt.

Werden wir demnächst zu „gläsernen Versicherten“ deren Gesundheitsdaten mit Smartwachtes Apps überwacht und an Krankenkassen und Krankenversicherungen übermittelt werden? Die Antwort lautet nein, so hat der Continentale Versicherungsverbund (www.continentale.de) herausgefunden. Nach den Ergebnissen der „Continentale-Studie 2015“ lehnen es 63 Prozent der Bürger ab, ihr Gesundheitsdaten an Dritte weiterzugeben. Weitere 22 Prozent sind skeptisch. Nur 6 Prozent der Befragten nutzen Gesundheits-Apps und andere technischen Möglichkeiten zur Messung und Speicherung von Gesundheitsdaten.

Die Öffentlichkeit bewege zu Recht die Frage, ob sich Deutschland auf dem Wege zum „gläsernen Versicherten“ befinde, stellt die Continentale fest. Dazu müssten drei Faktoren gegeben sein: die Erfassung der Gesundheitsdaten, eine elektronische Dokumentation und die Weitergabe der Daten an Dritte, beispielsweise an den Krankenversicherer.

Daten selten ermittelt 
Diese Voraussetzungen seien derzeit nicht gegeben. Zwar sagt eine Mehrheit, dass sie auf ihre Gesundheit achtet, aber nur 19 Prozent erfassen die Ergebnisse. 53 Prozent der Bürger haben die Gesundheitsaspekte Ernährung, Bewegung, Gewicht, Schlaf, Blutdruck/Puls, Alkohol-/Zigarettenkonsum, Kalorienverbrauche und Krankheitsverläufe im Blick. 95 Prozent achten mindestens auf eines dieser Kriterien. Wer mehrere Kriterien beobachtet, macht sich auch häufige Aufzeichnungen darüber. 63 Prozent dieser Personen sind 50 Jahre und älter (siehe auch links stehende Grafik - zum Vergrößern bitte anklicken).

Allen Schlagzeilen um Gesundheits-Apps und Smartwatches zum Trotz nutzen nur 2 Prozent der Menschen solche technischen Möglichkeiten zur Erhebung von Gesundheitsdaten intensiv und nur 4 Prozent gelegentlich. Weitere vier Prozent geben an, dass sie Apps oder Ähnliches zwar in der Vergangenheit in Gebrauch hatten, sie inzwischen jedoch nicht mehr nutzen. Die große Mehrheit der Bevölkerung (72 Prozent) kann sich nicht vorstellen, künftig auf technische Angebote zur Gesundheitskontrolle zuzugreifen. Nur 17 Prozent der Befragten, die bisher noch keine Gesundheitsdaten erhoben haben, können sich dies vorstellen.

Unter den 6 Prozent Anhängern von Gesundheits-Apps befinden sich der Studie zufolge die meisten im Alter von 30 bis 39 Jahren. 8 Prozent dieser Altergruppe haben sich von der elektronischen Gesundheitskontrolle aber auch schon wieder abgewandt. Es liege nahe, dass es sich bei dieser Gruppe um Lifestyle-affine „early adopter“ handelt, vermutet die Continentale.

Mehrheit gegen Datenweitergabe
63 Prozent würden die höchst persönlichen Gesundheitsdaten „auf gar keinen Fall“ an Dritte weitergeben, weitere 22 Prozent „wahrscheinlich nicht“ (Grafik rechts - zum Vergrößern bitte anklicken) . Besonders groß sei die Abneigung bei jungen Menschen im Alter zwischen 25 bis 29 Jahren. 97 Prozent möchten keine Weitergabe, 78 Prozent lehnen dies sogar kategorisch ab. Wenn Daten überhaupt weitergegeben werden, dann am ehesten an Ärzte (85 Prozent) oder die Familie (74 Prozent).

Auch finanzielle Anreize würden diese Haltung bei vielen Menschen kaum ändern. 43 Prozent der Befragten sind nicht bereit, sich für einen finanziellen Vorteil vom Krankenversicherer mit Hilfe der Gesundheitsdaten überprüfen zu lassen. Weitere 36 Prozent stehen dem skeptisch gegenüber. Allerdings wären immerhin 30 Prozent der 30- bis 39-Jährigen zur Datenweitergabe bereit.

Continentale fühlt sich bestätigt
Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender des Continentale Versicherungsverbundes und Auftraggeber der Studie: „Wir sind in unserer Einschätzung bestätigt worden. Die Bürger sind derzeit sehr zurückhaltend mit der Weitergabe ihrer persönlichen Gesundheitsdaten.“ Bemerkenswert sei allerdings, dass immerhin 20 Prozent der Befragten und sogar 30 Prozent der 30- bis 39-Jährigen bereit sind, gegen einen finanziellen Vorteil Daten zu sammeln und auch weiterzugeben. „Denn“, so Dr. Helmich, „ob ,gläserne Versicherte‘ tatsächlich geringere Gesundheitskosten verursachen, ist nach allem, was wir heute wissen, fraglich.“ Dr. Helmich weiter: „Sicher ist dagegen, dass sich bei der Continentale Krankenversicherung kostenbewusstes Verhalten lohnt. Und zwar sowohl für den Versicherten in Form von Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit als auch für das Versichertenkollektiv durch weniger Leistungsausgaben und ein dadurch niedrigeres Prämienniveau.“ (hp / www.bocquel-news.de)

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