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Konzepte und Kriterien

„Deutschlands Staatsfonds hat Russland-Exposure“

8. Dezember 2022 - „Deutschlands Staatsfonds hat Russland-Exposure“ berichtet am Donnerstag der Onlinedienst ‚Citywire‘. Demnach offenbart eine Auswertung der Positionen, dass der staatlich gemanagte Fonds unter anderem in russische und aserbaidschanische Titel sowie in die umstrittene Adler Group investiert ist oder bis vor kurzem war.

Der KENFO ist die größte öffentlich-rechtliche Stiftung in Deutschland und wird von Bundestagsabgeordneten und Ministerialvertretern beaufsichtigt. Es ist Deutschlands größter Staatsfonds. Darüber berichtete am Donnerstag Citywire online (https://citywire.com/). Dazu wird gemeldet, dass der Fonds ein Stiftungskapital in Höhe von 24,1 Milliarden Euro beträgt. Dieses Stammkapital soll – wie es heißt - die notwendige Rendite erzielen, um die Auszahlungen für die kerntechnische Entsorgung sicherzustellen.  

Nach dem Reaktorunfall des Kernkraftwerks Fukushima im März 2011 erfolgte, gerechtfertigt oder nicht, eine gesellschaftliche Neubewertung der Rest-Risiken der Kernkraft. Die damalige Bundesregierung leitete daraufhin den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie ein. Ein wichtiges Instrument dafür ist der KENFO, kurz für „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“. Ein Staatsfonds mit Russland-Exposure.

Wie das Handelsblatt berichtet, soll der KENFO weiterhin Exposure zu russischen Investments aufweisen. Der staatlich verwaltete Fonds veröffentlichte einmal im Sommer eine Liste mit seinen Investments. Aus dieser Liste geht hervor, dass der KENFO Ende 2021 mehr als 200 Millionen Euro in russische Aktien und Staatsanleihen investierte. Zu dieser Zeit war der Aufmarsch der russischen Truppen in vollem Gange, die völkerrechtswidrige Annexion der Krim lag einige Jahre zurück. Der Fonds aber hielt weiterhin Anteile im Wert von 35 Millionen Euro an der Sberbank sowie 49 Millionen Euro an dem Ölkonzern Lukoil.

Ein Sprecher teilte mit, dass der KENFO seine Investments in Russland angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine abgebaut habe. Der Fonds halte lediglich einen Restbestand an Anteilen von russischen Unternehmen, deren Wert sich auf etwa 3 Millionen Euro belaufe. Welche das sind, ist zurzeit unklar. Ein Sprecher versicherte, dass der Fonds seine Investments in Russland komplett abbauen wolle, sobald der eingeschränkte Handel dies zulasse.

Gelder auch in aserbaidschanische Anleihen investiert
Wirecard berichtete, dass die Auswertung der Aufstellung zeigt, dass der Fonds Ende 2021 rund 20 Millionen Euro in aserbaidschanische Anleihen investiert hat. Derzeit sind es dem Sprecher zufolge rund 15 Millionen Euro. Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew steht seit Jahren wegen Menschenrechts- und Kriegsverbrechen in der Kritik.

Der Sprecher des KENFO nennt außerdem die Investments in Aserbaidschan eine „komplexe Thematik“. Ein „großes und diversifiziertes“ Portfolio werde immer auch „kritisch hinterfragbare Positionen enthalten“, heißt es weiter.

Umstrittener Adler Konzern ebenfalls im Portfolio
Es geht noch weiter: Aus der Aufstellung ergeht auch, dass der KENFO jahrelang in die Luxemburger Adler Group investiert hat. Die Finanzaufsicht BaFin prüfte kürzlich die Adler-Bilanzen und stellte millionenschwere Fehler bei Immobilienbewertungen fest. Daraufhin sanken die Papiere des Unternehmens um mehr als 80 Prozent.

Der Fonds hat sein Adler-Investment in den vergangenen Jahren ausgebaut. Ende 2019 hatte er 3 Millionen Euro in Aktien und Anleihen von Adler gezeichnet. Zwei Jahre später und damit zwei Monate nach Bekanntwerden der Vorwürfe waren es 11,5 Millionen Euro.

Der Sprecher teilte mit, dass das Adler-Investment nach Oktober 2021 zur Debatte gestellt und „deshalb abgebaut“ worden sei. Bei der hohen Anzahl von Werten könne es vereinzelt vorkommen, dass „unerwünschte Titel im Portfolio sind“. Diese würden aber im Laufe des Prozesses „aufgedeckt und konsequent aus dem Portfolio entfernt“. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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