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„Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist lang“

30. September 2022 - Fast alles dreht sich um ‚Nachhaltigkeit‘- wichtiges Ziel, doch der Weg dahin ist lang. Allein bei der Daten-Erfassung und -auswertung stehen die Unternehmen vor immensem Aufwand. Über Nachhaltigkeit und Klimawandel insbesondere auf europäischer Ebene ging es am Freitag beim GDV-Medienworkshop Sustainable Finance.

Die gezielte Lenkung von Finanzströmen für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Bekämpfung des Klimawandels. Für die Umsetzung sorgen verschiedene Regulierungspakete, insbesondere auf europäischer Ebene.

„Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist lang“, sagte Dr. Roman Sauer, Head of Group Reporting & Accounting, Allianz SE, Vorsitzender des Ausschusses Rechnungslegung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV www.gdv.de), beim GDV-Medienworkshop Sustainable Finance. Demnach stehen die Unternehmen allein schon bei Datenerfassung und -auswertung vor immensem Aufwand.

Der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen ist in aller Munde. 2015 hat sich die Weltgemeinschaft im Pariser Klimaabkommen darauf verständigt, die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen, referierte Harald Epple, Vorstand Kapitalanlagen, Rechnungswesen und Steuern, Gothaer Konzern und Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kapitalanlagen.

Zeitgleich hatten die Vereinten Nationen (UN) 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (englisch Sustainable Development Goals, SDGs) beschlossen, die am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft traten. Diese gelten für alle Staaten. Dazu gehöre die gezielte Lenkung von Finanzströmen für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu den wichtigsten Maßnahmen der Bekämpfung des Klimawandels. Für die Umsetzung sorgen verschiedene Regulierungspakete, insbesondere auf europäischer Ebene.

Alle Wirtschaftsaktivitäten werden erfasst
Dabei klassifiziert die EU-Taxonomie-Verordnung, die seit 1. Januar 2022 in Kraft ist, einzelne wirtschaftliche Tätigkeiten hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit anhand wissenschaftlich begründeter Kriterien. Anwenden müssen dies alle Anbieter von Finanzanlagen, aber auch Anbieter der Realwirtschaft. Alle Wirtschaftsaktivitäten sollen erfasst und nach ihrem jeweiligen Beitrag zu den Umweltzielen beurteilt werden. Inhalt der EU-Taxonomie ist eine Liste aller ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten, um die sechs folgenden Umweltziele bestmöglich zu erreichen:

  • Klimaschutz,
  • Anpassung an den Klimawandel,
  • nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen,
  • Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft,
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie
  • Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme.

Berichtspflichten nehmen weiter zu
Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) oder auch Offenlegungsverordnung betrifft die Anbieter von Finanzprodukten und Finanzberater, wie Banken, Vermögensverwalter, institutionelle Investoren oder Versicherer. Sie gilt seit 10. März 2021 und wird in mehreren Schritten nach und nach verschärft. Die SFDR gibt vor, dass die Finanzunternehmen dem Kunden offenlegen müssen, inwiefern sie Nachhaltigkeitsfaktoren in den Entscheidungsprozess für ihre Finanzprodukte einbeziehen und was die wesentlichen nachteiligen Nachhaltigkeits-Auswirkungen ihrer Finanzprodukte sind. Dazu gehört beispielsweise, so Epple, eine jährliche Erklärung über negative Auswirkungen von Investitionen wie etwa dem CO2-Fußabdruck.

Daten, Daten, Daten
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verlangt die Erstellung und Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts im Lagebericht, erläuterte Allianz-Mann Sauer. Alle großen sowie kleinere und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen sind davon betroffen. Die gestaffelte Einführung erfolgt 2025 für das Geschäftsjahr 2024.

Der Verbraucher könne damit Unternehmen miteinander vergleichen. Der European Single Access Point (ESAP) soll als eine zentrale Datenplattform den Zugang zu aktuellen, standardisierten Finanz- und Nachhaltigkeitsdaten aller berichtspflichtigen Unternehmen in der EU ermöglichen und Investoren über Landes- und Sprachgrenzen hinweg verlässliche und vergleichbare Daten für Investitionsentscheidungen liefern.

Diese Daten sollen den Versicherern helfen, ihre Berichtspflichten zu erfüllen. Sowohl Epple als auch Sauer sprachen sich dafür aus, dass diese Plattform mit hoher Priorität umgesetzt wird, damit die Nachhaltigkeitsdaten möglichst schnell zur Verfügung stehen.

Viel Aufwand für eine nachhaltigere Wirtschaft
Die Referenten betonten, dass Regelwerke äußerst komplex seien. Die Anwendung sei für alle Unternehmen ein großer Aufwand und müsste auf externe Dienstleister zugreifen. Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit sei lang, es gebe keine fertigen Lösungen. Eine große Bitte an den europäischen Gesetzgeber haben die Experten aber auch noch: Bitte erst die grüne Taxonomie abschließen, bevor neue Taxonomien entwickelt werden. (Bernd Rudolf / www.bocquel-news.de)

 

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