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Tarif mit Werkstattbindung gegen Kosten-Explosion

28. November 2013 - Die Kfz-Versicherer wollen ihre Schadenkosten durch eine stärkere Werkstattsteuerung begrenzen. Während der HDI seine Kooperation mit Autoherstellern und Markenwerkstätten ausbauen will, bietet die Allianz ab 2014 einen Werkstattbindungs-Tarif an.

Mathias Scheuber Die Allianz Versicherung (www.allianz.de) ist aktiv in die Werkstattsteuerung eingestiegen. Ab Januar 2014 gibt es die neue Police „WerkstattDirekt". Der Tarif ist ein neuer Baustein im Produkt MeinAuto. „Wir werden künftig eine deutlicher aktivere Rolle bei der Werkstattsteuerung spielen", sagte Mathias Scheuber (Foto: Allianz), Mitglied des Vorstands der Allianz Versicherungs-AG, auf dem Kongress BF21 „Aktives Schadenmanagement" (www.businessforum21.com) zu Beginn dieser Woche in Köln.

Damit macht der zweitgrößte Kfz-Versicherer hierzulande eine komplette Kehrtwende. Bisher hatte die Allianz mit „Fair-Play" eine Konsensvereinbarung mit den Werkstattnetzen vieler großer Autohersteller. Dafür konnten Allianzkunden die Werkstatt im Kaskoschadenfall immer frei wählen und in „ihren" Markenbetrieb fahren. „Derzeit haben wir noch nicht entschieden, ob wir Fair-Play aufrechterhalten", so Scheuber. Kunden, die künftig den Werkstattbindungs-Tarif abschließen, erhielten einen „marküblichen" Rabatt in Höhe von 10 bis 12 Prozent. Dafür müssen sie im Schadenfall, eine Partnerwerkstatt der Allianz nutzen.

BF21_Müller-Peters+Scheuber+Weldi

Über „aktives Schadenmanagement" diskutierten während des

BusinessForums 21 (v.l.n.r.) Prof. Horst Müller-Peters von der FH Köln,

Allianz-Vorstand Mathias Scheuber und Martin Weldi vom SSV im

Talanx-Konzern.

(Foto: Sarah Neumann BF21).

Im Schadenfall will die Allianz über ihren Schaden-Direktruf eine „zertifizierte" Werkstatt in Kundennähe vermitteln, die kurzfristig die Reparatur durchführen kann. Die Werkstatt holt das Fahrzeug zu einem vereinbarten Termin beim Kunden ab. Dabei soll es egal sein, wie weit der Kunde entfernt wohnt. Nach erfolgter Reparatur wird das Fahrzeug kostenlos wieder zurückgebracht. „Unser Kunde bekommt auf Wunsch kostenlos einen Ersatzwagen, um während der Reparaturdauer mobil zu sein", erläutert eine Sprecherin. Nach der Reparatur werde das Fahrzeug auf Wunsch innen und außen gereinigt, was ebenfalls kostenfrei sei.

Fast alle Kfz-Versicherer haben bereits einen Werkstattbindungs-Tarif im Angebot und bieten ähnliche Serviceleistungen, wie die der Allianz. Noch befindet sich der Münchener Versicherer hiermit in der Testphase. Es werde aktuell ein Werkstattnetzwerk aufgebaut, heißt es. „Ob in diesem Netz nur freie Werkstätten oder auch Markenwerkstätten vertreten sind, werden wir Anfang 2014 entscheiden", so Scheuber.

Ähnliche wie die meisten Kfz-Versicherer am Markt, werde auch die Allianz als Gegenleistung für die Einsteuerung von Unfallschäden, mit den Werkstätten Nachlassvereinbarungen treffen, um so den Schadaufwand zu senken. „Bestimmt werden wir die Stundenverrechnungssätze verhandeln", so Scheuber.

Allianz-Netzwerk mit rund 600 bis 800 Werkstätten entsteht
Der Allianzvorstand verwies darauf, dass die Vereinbarungen mit den Werkstätten auf einem fairen Niveau erfolgen sollen. Andere Versicherer würden die Werkstätten hingegen schwer unter Druck setzen. Explizit nannte Scheuber hier den Huk-Coburg Konzern (www.huk.de), der momentan als die Nummer 1 unter den Autoversicherern rangiert. Mathias Scheuber berichtete, dass das Allianz-Netzwerk rund 600 bis 800 Werkstätten umfassen solle. „Über das Volumen, das wir in die Werkstätten steuern werden, können wir derzeit noch keine Aussagen machen." So würde dies nicht für Flottenkunden gelten und auch Verträge mit Markenwerkstätten sollten unberührt bleiben. 2012 hatte der gesamt Allianz-Konzern rund fast 730.000 Schäden in der „sonstigen Kraftfahrtversicherung", auf die vor allem Kaskoschäden entfallen.

Werkstatt-Tarif der HUK-Coburg seit 2006
Der schärfste Konkurrent der Allianz, die Huk-Coburg, an Stückzahl mittlerweile größter privater Autoversicherer, hatte sein Werkstattnetz bereits 2002 gegründet und 2006 einen Werkstattbindungs-Tarif für die Kaskoversicherung auf den Markt gebracht. Der Nachlass auf den Kaskobeitrag beträgt den Angaben zufolge mittlerweile 20 Prozent. Das Angebot sei von den Kunden von Anfang auf mit großem Interesse aufgenommen worden, so der Versicherer. Jeder zweite Kunde entscheide sich mittlerweile beim Neuabschluss für „Kasko Select", wie die Kaskoversicherung mit Werkstattbindung bei der Huk-Coburg genannt wird. Nach sechs Jahren hat die HUK-Coburg bereits circa drei Millionen Kasko-Select-Verträge im Bestand.

Martin Weldi Kooperation mit Markenwerkstätten sehr gefragt
Seine Kooperation mit Markenwerkstätten will auch der HDI (www.hdi.de) verstärken. Derzeit kooperiert der Versicherer aus der Talanx Gruppe (www.talanx.de) mit den Autoherstellern und Marken von Mercedes-Benz, Volvo, Porsche, Ford, Chevrolet und Mazda. „Allein in Mercedes-Werkstätten werden jährlich rund 10.000 Fahrzeuge eingesteuert", sagte Martin Weldi (Foto: HDI) , Geschäftsführer des SSV Schadenschutzverbandes des Talanx-Konzers auf der BF21-Tagung. Eine schnelle Repararturabwicklung durch standardisierte, schlanke Prozesses würde eine Win-Win-Situation für Werkstatt, Kunden und Versicherer ermöglichen. Mit den Auto-Herstellern sind weitere Kooperationen im After-Sales-Bereich geplant.

Werkstätten unter Druck
Die Werkstattsteuerung und der damit verbundene Druck vor allem auf die Stundenverrechnungssätze macht der Autowerkstatt-Branche zunehmend zu schaffen. Deshalb appellierte Peter Börner, Präsident des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik, während des BF21-Schadenforums an die Versicherer, weiterhin auskömmliche Stundenverrechnungssätze zu zahlen. Andernfalls könnten Werkstätten nicht mehr investieren, ihr Personal nicht mehr schulen und keine Ausbildungsplätze mehr anbieten. Gleichzeitig stellte Börner klar, dass freie Werkstätten auch moderne Fahrzeuge reparieren können. „Wir haben alle Informationen über den von den Herstellern vorgegebenen Reparaturweg und auch die Instrumente solche Arbeiten durchzuführen", so Börner.

Anna Bergmann Anna Bergmann (Foto: Sarah Neumann BF21), die mit ihrem Team den Schadenmanagement-Kongress des BusinessForums21 veranstaltete, hatte Branchen-Experten engagiert, die verschiedene Schadenstrategien und Konzepte der führenden Versicherer vorstellten. Neben Themen rund um die Autoversicherungen wurden unter anderem auch das Hochwasser 2013 / Gebäudeschäden durch Hagel Juli 2013 sowie Problemfelder der Wohngebäude- / Elementar- & Leitungswasserversicherung und die Wege zum Turn-around behandelt.

Das BusinessForum21 versteht sich als unabhängiger Veranstalter von Kongressen, Fachtagungen, Konferenzen und Seminaren zu strategischen und operativen Themen. (usk / www.bocquel-news.de)

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