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Konzepte und Kriterien

Swiss Life: Aus für die Marke AWD und 300 Stellen

29. November 2012 - Der Finanzvertrieb AWD mit seinen rund 5.000 Beratern tritt ab 2013 unter der Marke „Swiss Life Select" auf. Die Konzernmutter Swiss Life in Zürich will außerdem im Zuge einer stringenten Umstrukturierung 400 Verwaltungsarbeitsplätze streichen - allein 300 davon in Deutschland.

AWD-Logo verschwindet Die Versicherungsgruppe Swiss Life (www.swisslife.com) mit ihrem Hauptverwaltungssitz in Zürich will ihre Präsenz insbesondere in Deutschland und der Schweiz deutlich verstärken. Dabei wird der Name des Finanzvertriebs AWD (www.awd.de) fallen gelassen und unter der Marke „Swiss Life Select" weiterlaufen. Der Schweizer Versicherungskonzern schreibt eigenen Angaben zufolge in seiner Bilanz fast eine halbe Milliarde Euro auf den Firmenwert von AWD ab; außerdem sollen bis zu 300 Jobs in der bisherigen AWD-Verwaltung allein in Deutschland gekappt werden. „Mit unserem neuen Unternehmens-Programm setzen wir den in den letzten Jahren eingeschlagenen Weg des profitablen Wachstums fort und passen uns den veränderten Marktbedingungen an", sagt Bruno Pfister, CEO Swiss Life. „Wir haben alle Voraussetzungen, um unsere starke Stellung im wachsenden, wenn auch anspruchsvollen Vorsorgemarkt auszubauen."

Er müsse "selbstkritisch" zugeben, dass die Wachstumsmöglichkeiten beim AWD überschätzt worden seien, räumte der Swiss-Life-Chef bei einem Investorentreffen des Konzerns ein. Der von Carsten Maschmeyer 1988 in Hannover gegründete Finanzdienstleister AWD war im Laufe der Jahre zu einer international anerkannten Vertriebsgesellschaft für Finanzprodukte avanciert. Seit 2007 hatte die Züricher Swiss Life den AWD dann schrittweise übernommen.

Bruno Pfister Finanzkrise hat auch den AWD gebeutelt
Die Swiss Life habe gehofft, mit dem AWD-Vertrieb vor allem in mittel- und osteuropäischen Wachstumsmärkten besser Fuß fassen zu können. Die Finanzkrise habe aber auch dem AWD stark zu schaffen gemacht; die Umsätze sanken. Das sei "Pech" gewesen, hatte Maschmeyer wenige Tage vor Bekanntgabe der Umbaupläne der Swiss Life im Gespräch mit der Schweizer "Handelszeitung" gesagt. Zum bereits absehbaren Verschwinden des Namens AWD sagte er: "Ich freue mich, dass das von mir erfundene Geschäftsmodell der unabhängigen Finanzberatung bleibt, egal unter welchem Namen."

Konzern-Chef Bruno Pfister (Foto) erklärte jetzt, die Entscheidung zur Erweiterung der Swiss-Life-Gruppe um den AWD sei "strategisch gesehen" auf jeden Fall richtig gewesen: "Professionelle Vertriebsorganisationen, die nahe beim Kunden arbeiten, sind in unserer Industrie der Erfolgsfaktor schlechthin." Da der AWD künftig unter der Bezeichnung "Swiss Life Select" firmieren werde, müsse auch die AWD-Arena, das Fußballstadion von Hannover 96, eine neue Bezeichnung bekommen, heißt es.

Neue Ziele bis 2015
Bruno Pfister stellt klar, dass die Swiss Life die Diversifikation der Angebote und Ertragsquellen noch stärker vorantreiben will. Zudem verfolge sie das Ziel, die Bilanz weiter zu stärken, das Bestandesgeschäft kontinuierlich zu optimieren und im Neugeschäft profitabel zu wachsen. Die Gruppe will mit ihren neuen Plänen bis 2015 folgende Ziele erreichen:

  • eine Rendite von 8 bis 10 Prozent auf der um die unrealisierten Gewinne auf festverzinslichen Anlagen bereinigten Eigenkapitalbasis,
  • eine Neugeschäftsmarge über 1,5 Prozent,
  • Kosteneinsparungen von insgesamt 130 bis 160 Millionen CHF (Schweizer Franken - entspricht bis zu 135 Millionen Euro)
  • im Sinne der Diversifikation der Ertragsquellen einen Anteil des Gewinnbeitrags aus dem Geschäft mit der Absicherung von Risiken wie Todesfall und Invalidität sowie durch Kommissionen von künftig 60 bis 70 Prozent.

Die Swiss Life verfolge mit ihrem Unternehmensprogramm aber auch qualitative Ambitionen, um ihre Marktstellung auszubauen, betonte Pfister gegenüber Journalisten. Ziel sei es, konsequent alle Prozesse auf den Kundennutzen auszurichten.

Fünf Stoßrichtungen
Unter dem Arbeitstitel „Swiss Life 2015" peilt der Schweizer Konzern fünf Stossrichtungen an. Damit wolle die Swiss Life wesentliche Teile ihrer Wertschöpfungskette stärken und sich dabei an fünf Stossrichtungen orientiert:

  1. Kundenversprechen - Swiss Life erhöht die Qualität und Anzahl ihrer Kundenkontakte.
  2. Angebotspalette - Swiss Life konzentriert sich auf profitable und flexible Produkte und baut ihr Angebot mit Produkten von Drittanbietern aus.
  3. Distribution - Swiss Life stärkt ihre Beratungsqualität und ihre Vertriebe; sie führt je Land alle Produktions- und Vertriebsorganisationen aus einer Hand.
  4. Effizienz und Qualität - Swiss Life verbessert ihre operative Schlagkraft weiter.
  5. Finanzkraft - Swiss Life stärkt ihre Finanzkraft und die Widerstandsfähigkeit ihres Geschäftsmodells.

Alle Produktions- und Vertriebsorganisationen aus einer Hand
Im Rahmen von „Swiss Life 2015" sollen in Deutschland und der Schweiz fortan alle Produktions- und Vertriebsorganisationen aus einer Hand geführt werden, um die Marktbearbeitung zu optimieren und Synergien auszuschöpfen. Die Swiss Life will sich in der Schweiz zum Anbieter von umfassenden Vorsorge- und Finanzlösungen und in Deutschland zu einem Finanzberatungs- und Versicherungsunternehmen entwickeln; in Frankreich will sie ihre starke Position als „Private and Personal Insurer" weiter ausbauen. In ihrem internationalen Geschäft werde die Swiss Life in ausgewählten Märkten Risikodeckungen, Finanzlösungen und -beratung anbieten sowie die organisatorische Komplexität reduzieren, sagte Pfister.

Swiss Life will ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken und ihre Personal- und Sachkosten bis zum Jahr 2015 um 130 bis 160 Millionen CHF (bis zu 135 Millionen Euro) reduzieren. „Durch das Zusammenführen von Swiss Life und AWD kann es in Deutschland und in der Schweiz in den kommenden drei Jahren zu einem Abbau von 300 bis 400 Stellen vor allem in Verwaltungs- und Stabsbereichen kommen", sagte Pfister. In Deutschland seien voraussichtlich bis zu 300 Stellen betroffen. In der Schweiz werden rund 90 Stellen abgebaut.

Ein Drittel aus den Synergien des Schulterschlusses mit dem AWD
„Hier resultiert ein Drittel aus den Synergien des Schulterschlusses mit AWD und zwei Drittel aus weiteren Effizienzsteigerungen in der IT sowie der Auslagerung von Dienstleistungen", sagte der Swiss-Life-Chef in Zürich. Für den Stellenabbau sollen insbesondere die natürliche Fluktuation, Ruhestandsregelungen und der interne Stellenmarkt genutzt werden. „Wir werden den Stellenabbau mit Umsicht angehen und Betroffene bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen", so Pfister.

Die Swiss Life wird ihr Vermögensverwaltungsgeschäft fortan unter der Marke „Swiss Life Asset Managers" führen und ihr Expertenwissen und ihre Erfahrung im Bereich der Immobilienanlagen sowie der festverzinslichen und der Asset-Allocation-basierten Produkte zum Geschäftsausbau nutzen. Dies mit dem Ziel, bis 2015 den Gewinnbeitrag um mehr als 20 Prozent zu steigern.

SWISS-LIFE-SELECT Logo Neue Rahmenbedingungen - Goodwill-Anpassung auf AWD
Der Markenwechsel von AWD zu „Swiss Life Select" sei strategisch konsequent und fördere die integrierte Bearbeitung der Märkte. Er werde helfen, die heutigen Stärken des AWD besser zu positionieren. „Swiss Life hält am bewährten Erfolgsmodell des ‚Best Select' fest, das Freiheit in der Produktauswahl bedingt", sagt Bruno Pfister. „Swiss Life ist von den Markt-Chancen dieses einzigartigen Ansatzes überzeugt." Im übrigen soll sich „Swiss Life Select" auf die Märkte Deutschland, Schweiz, Österreich sowie Polen und Tschechien fokussieren. Die bisherigen Aktivitäten des AWD in der Slowakei und Ungarn werden per Ende Jahr aufgegeben. Die Neueinschätzung der künftigen Ertragskraft von Swiss Life Select beziehungsweise der bisherigen AWD-Einheiten vor allem in Osteuropa und Österreich sowie die angepassten Pläne in Deutschland sollen dazu führen, dass Swiss Life die immateriellen Vermögenswerte auf AWD im vierten Quartal 2012 um rund 576 Millionen CHF (entspricht knapp 480 Millionen Euro) anpassen wird - dies ohne Auswirkungen auf Cash Flow, das gebundene Vermögen der Versicherten und die Solvenz. „Die heutigen AWD-Gesellschaften in Großbritannien, Österreich, Tschechien und Polen kommen unter das Dach der Markteinheit International, die auch das Geschäft mit vermögenden Privatkunden und multinationalen Gesellschaften umfasst", heißt es.

Mehr als 700 Millionen Euro operativer Gewinn
Swiss Life rechnet für 2012 mit einem operativen Gewinn vor Sonderbelastungen von über CHF 850 Millionen CHF (mehr als 700 Millionen Euro) und einem aufgrund dieser Anpassung reduzierten Reingewinn in zweistelliger Millionenhöhe. Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung für das Jahr 2012 die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 4.50 CHF (etwa 3,74 Euro) je Aktie vorschlagen.

Swiss Life wurde 1857 als Schweizerische Rentenanstalt gegründet
Die Swiss Life Holding AG mit Sitz in Zürich geht auf die 1857 gegründete Schweizerische Rentenanstalt zurück. Die Swiss Life-Gruppe beschäftigt rund 7.000 Mitarbeiter und zählt 4.600 lizenzierte Finanzberater.

Die 1866 gegründete deutsche Niederlassung des Schweizer Marktführers für Lebensversicherungen hat ihren Sitz in München und wird von Klaus G. Leyh, Hauptbevollmächtigter der Niederlassung für Deutschland, geleitet. Derzeit sind rund 770 fest angestellte Mitarbeiter im Innen- und Außendienst sowie in Tochtergesellschaften beschäftigt. Mit 17 Filialdirektionen gewährleistet Swiss Life ein flächendeckendes Servicenetz. Der Vertrieb der Vorsorgeprodukte erfolgt über die Zusammenarbeit mit Maklern, Mehrfachagenten, Finanzdienstleistern und Banken. (eb / www.bocquel-news.de)

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