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Konzepte und Kriterien

Gesamtkosten-Kennzahl bringt mehr Transparenz

12. August 2010 - Verbindliche Kosten-Kennzahlen - nach der in Großbritannien üblichen Methode „Reduction in Yield" - sollten die Lebensversicherer auch hierzulande anwenden. Nur damit würden die Gesamtkosten eines LV-Vertrags sichtbar. Neue Studien belegen das.

Dr. Mark Ortmann„Unsere Analysen zeigen vielfach, dass die bisherigen Transparenz-Vorschriften zum Ausweis der Kosten von Altersvorsorge-Verträgen das Ziel der Schaffung von Kosten-Transparenz beim Vorsorgesparer weitgehend verfehlen", lautet das Fazit einer Studie des ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (www.zew.de) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (www.iff-hh.de) und der infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (www.infas.de). Dr. Mark Ortmann (Foto), Geschäftsführer des ITA Institut für Transparenz in der Altersvorsorge (www.ita-online.info), fühlt sich durch dieses Ergebnis in seiner langjährigen Arbeit bestätigt. Denn wie er in einer kürzlich vorgelegten empirischen Studie zur Kostentransparenz bei Basis-(Rürup-)Renten-Versicherungen aufgezeigt habe, komme jetzt auch das ZEW zu dem Schluss, dass die bisherigen Vorgaben zum Kostenausweis einen Produkt- und Kostenvergleich von Altersvorsorge-Produkten nicht ermöglichen.

Reduction in Yield RIY
Britische und anglokanadische Versicherer (wie die Canada Life www.canadalife.de) weisen die Kosten ihrer Vorsorge-Angebote von jeher mit der Methode "Reduction in Yield" aus, die auch als "Effektivkostenmethode" erklärt wird. Ziel des Rechenmodells ist es, ausgehend von einer unterstellten Brutto-Performance der zugrunde liegenden Kapitalanlagen und anderer Überschüsse (etwa Kostenüberschüsse) die Netto-Beitragsrendite eines Versicherungsvertrages zu bestimmen, die nach Abzug der Vertrags- und Kapitalanlagekosten verbleibt. Die Methode stellt einen Maßstab für die Renditeminderung im Jahr aufgrund der eingerechneten Kosten dar. Es werden also sämtliche Vertragskosten - nicht nur die Kosten im Versicherungsmantel, sondern auch die der Kapitalanlage - die die Anbieter häufig verschweigen, aus. Ziel: Gesamtkosten eines Vertrags sichtbar machen.

„Die aus der Studie abgeleiteten Empfehlungen sind Forderungen, die wir vom ITA schon seit geraumer Zeit stellen," betont Dr. Ortmann. So greife das ZEW unter anderem die seit drei Jahren vom ITA aufgestellte Forderung auf, die Reduction in Yield-Kennziffer als einheitliche Gesamtkostenkennzahl zu verwenden.

Dr. Ortmann macht deutlich, dass sowohl die jüngste Studie des ITA als auch die aktuelle ZEW-Studie übereinstimmend zu dem Schluss kommen, dass das gesetzgeberische Ziel der Kostentransparenz als Grundlage für den Vergleich von Altersvorsorge-Produkten in Deutschland bislang noch nicht erreicht sei. Der Gesetzgeber habe versäumt, für alle Versicherungsgesellschaften ein einheitliches Produktinformationsblatt verbindlich vorzugeben und stattdessen Anbietern Spielräume bei der Kostendarstellung gewährt. Diese würden teilweise ausgenutzt, um bei Vermittlern und Kunden eine falsche Vorstellung von der möglichen Ablaufleistung zu wecken.

Abhilfe könnte hier die Einführung der „Reduction in Yield-Kennziffer" schaffen, ist sich Dr. Mark Ortmann sicher. Denn hier werde angegeben, wie stark die tatsächliche Rendite beim Kauf einer Lebensversicherung durch versicherungs- und fondsbezogene Kosten gemindert werde. Die Kosten-Kennziffer, die in Großbritannien verbindlich auszuweisen ist, führe die meisten Kosten in einer Kenngröße zusammen.

Mit seiner Empfehlung, diese Gesamtkosten-Kennzahl auch in Deutschland zu verwenden, greife das ZEW die seit drei Jahren vom ITA gestellte Forderung auf, die Reduction in Yield-Methode verbindlich einzuführen, um Altersvorsorge-Produkte vergleichbar zu machen, heißt es.

Kostenkennzahl muss sämtliche Kostenarten erfassen
„Grundsätzlich ist eine verbindliche Einführung der Reduction in Yield äußerst sinnvoll, denn sie ist aktuell die einzige Kosten-Kennzahl, die einen Vergleich verschiedener Tarife erlaubt", spricht sich Dr. Ortmann für die Methode aus. Die ZEW-Studie nenne zwei Aspekte richtig, die dabei zu beachten sind: Die Kennzahl muss alle erfassbaren Kosten berücksichtigen und sollte in Zusammenhang mit der Rendite-Erwartung ausgewiesen werden.

Laut ITA sollten insbesondere indirekte Kosten aus der Kapitalanlagenverwaltung und explizite Garantiegebühren in die Berechnung der Reduction in Yield einfließen. Dazu zählen zum Beispiel die zusätzlichen Kosten der Zielfonds innerhalb von Dachfonds, entgehende Dividenden bei der Anknüpfung an einen Kursindex anstatt Performance-Index, Kosten der Kapitalanlagen-Verwaltung innerhalb des Deckungsstocks sowie entgehende Renditen aufgrund von Absicherungs-Strategien. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge zum Teil zwar nicht um Kosten im klassischen Sinne, dennoch würden sie die Rendite mindern und müssten daher erfasst werden.

Feste Rendite-Annahme für alle Produkte gleichermaßen
„Ebenso ist der Vorschlag des ZEW, eine feste Rendite-Annahme von 4 Prozent für alle Produkte gleichermaßen vorauszusetzen, auf dessen Basis die Reduction in Yield berechnet werden soll, begrüßenswert. Jedoch sollte der Vorschlag aus zwei Gründen erweitert werden", sagt Ortmann. Erstens gebe es Produkte, deren Kosten eine Rendite-Minderung von über 4 Prozent p.a. ausmachen. Diese würden bei dieser standardisierten Darstellung aus dem Rahmen fallen. Zweitens fehle der Bezug zur möglichen Rendite-Erwartung, die je nach Produktgattung sehr unterschiedlich sei.

Daher empfiehlt Dr. Ortmann zusätzlich zur Angabe der auf einem festen Renditesatz basierenden Gesamtkosten-Kennzahl die Hochrechnung von Renditen mit verschiedenen angenommenen Renditesätzen, die sämtliche erfassbaren Kosten, insbesondere auch die Kapitalanlage-Kosten berücksichtigen. Dies mache nach Abzug der Reduction in Yield eine Angabe der jeweiligen Nettorendite möglich.

Verständigung auf ein Simulations-Modell und für alle geltende Annahmen
Zudem plädiert Ortmann für die Verständigung auf ein Simulations-Modell und Annahmen, die für alle Altersvorsorge-Anbieter gelten sollten. Denn nur mit Hilfe von Simulationen, wie sie derzeit schon im Beratungsprogramm ITA Select durchgeführt werden, können Produkte anhand von Nachkosten-Renditen umfassend miteinander verglichen werden. Die vollständige Studie ist beim Institut für Transparenz in der Altersvorsorge zum Preis von 1.890 Euro käuflich zu erwerben. (eb / www.bocquel-news.de)

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