31. Juli 2014 - Der Starttermin der Eigenkapitalregeln durch Solvency II soll am 1. Januar 2016 sein. Eine Studie der Versicherungsforen Leipzig zeigt, dass bei 70 Prozent der Versicherer hierzulande dafür noch viel getan werden muss, selbst beim vorgezogenen ORSA-Verfahren.
Über 70 Prozent der Versicherungsunternehmen empfinden Solvency II als große oder sehr große Herausforderung. Dies ergab eine Studie der Versicherungsforen Leipzig GmbH (www.versicherungsforen.net) in Kooperation mit SunGard GmbH (www.financialsystems.sungard.com/regions/germany) zum „Umsetzungsstand von Solvency II in der verschiedenen Abteilungen von Versicherungsunternehmen". Insgesamt 95 Mitarbeiter aus circa 40 verschiedenen Versicherungsunternehmen nahmen an der Studie teil.
SolvencyII stellt momentan unbestritten eine der zentralen Herausforderungen für Versicherer dar. Die grundlegende Reform des Versicherungs-Aufsichtsrechts in Europa mit neuen Vorschriften zur Eigenmittel-Ausstattung der Versicherungs-Unternehmen ist mittlerweile längst keine „Zukunftsmusik" mehr: Seit dem 1. Januar 2014 läuft eine Vorbereitungsphase, in der zahlreiche Bestandteile der Säulen 2 und 3 vorzeitig eingeführt werden. Als Starttermin von Solvency II wurde der 1. Januar 2016 bestätigt.
Zentrale Aufgaben unter Solvency II bestehen nicht nur im Risikomanagement allein. Zu den quantitativen Anforderungen der Säule 1 zählen verschiedene mathematische Berechnungen. Unter Säule 3 müssen zudem erhöhte Reportinganforderungen erfüllt werden. Daher werden als „Kernabteilungen" voraussichtlich das Risikomanagement, das Aktuariat und das Rechnungswesen betroffen sein. Doch auch weitere Abteilungen, wie Kapitalanlage, Recht/Compliance,I nterne Revision, Personalwesen oder IT können von Solvency II betroffen sein.
Diese Aktualität und Vielfältigkeit nahmen die Versicherungsforen Leipzig zum Anlass, eine abteilungsübergreifende Studie durchzuführen.
Wie erwartet zeigte die Studie, dass in den Unternehmen viele Abteilungen - durchschnittlich sechs - in Solvency II involviert sind, nicht nur die drei Kernbereiche Risikomanagement, Rechnungswesen und Aktuariat/Mathematik/Versicherungstechnik, sondern auch Abteilungen wie Kapitalanlage, Recht/Compliance, Interne Revision, Personalwesen oder IT.
Obwohl sich alle Befragten bereits mit den Reporting-Prozessen bezüglich der Solvency II-Berichterstattung befasst haben, sind bei 70 Prozent die Prozesse bisher noch in Planung. Erst 20 Prozent der Versicherungsunternehmen haben diesbezüglich bereits fertig ausgearbeitete Reporting-Prozesse. Hinzu kommt durch die Einbeziehung von verschiedenen Abteilungen ein hoher Koordinationsbedarf. Versicherungsunternehmen müssen sich daher bereits im Vorfeld von Solvency II intensiv mit einer klar strukturierten und dokumentierten Prozesslandschaft beschäftigen, um im Nachgang weniger Aufwand bei der Suche nach Prozessfehlern zu haben.
Ein etwas überraschendes Ergebnis der Studie ist der Umsetzungsstand von einigen vorgezogenen Anforderungen wie etwa dem ORSA-Prozess. Das ORSA-Verfahren befindet sich zwar bei knapp zwei Drittel der Befragten bereits in der Umsetzungsphase, circa 30 Prozent der Befragten stellen jedoch nur „erste Überlegungen" diesbezüglich an. Angesichts der Berichtspflichten, die 2015 zu erfüllen sind, besteht hier dringender Handlungsbedarf seitens der Versicherer.
Der Teufel steckt im Detail
Die Ergebnisse der Studie belegen insgesamt, dass die beteiligten Abteilungen in den Unternehmen noch einige Zeit mit der Vorbereitung auf die einzelnen Solvency II-Anforderungen ausgelastet sein werden. Als größte Herausforderung steht den Verantwortlichen die Priorisierung der verschiedenen Themen und Aufgaben gegenüber. Eine gute Kommunikation zwischen den einzelnen Abteilungen und Teams innerhalb eines Unternehmens wird so zu einem ausschlaggebenden Erfolgsfaktor.
Eine PDF-Vollversion der Studie kann gegen eine Schutzgebühr bei den Versicherungsforen Leipzig bestellt werden. (-el / www.bocquel-news.de)
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