logo
logo

Produkte und Profile

Mit kompetentem Produkt gegen alle Unwetter gefeit

31. Juli 2014 - Die Wohngebäude-Versicherung - ein Sorgenkind der Branche - macht 63 Prozent des Bestands der Grundeigentümer-Versicherung aus. Weshalb der weit über hundert Jahre alte Versicherer an diesem festhält, erklärt sein Vorstandsvorsitzender Heinz Walter Berens.

Ein echtes Nordlicht ist Heinz Walter Berens nicht, denn seine Wiege stand im Rheinland. Dennoch fühlt der Kölner sich ausgesprochen wohl in Hamburg, wo er seit 1997 im Vorstand der Grundeigentümer-Versicherung tätig ist - seit 2002 als Vorsitzender des Vorstands. Zur Zusammenarbeit mit seinem Vorstandskollegen Rüdiger Buyten sagt Berens nur knapp: „Wir sind ein Dream-Team." Beide kamen zur selben Zeit zur Grundeigentümer-Versicherung und hatten von an Anfang einen guten Draht zu einander.

Heinz Walter Berens„Ich liebe Hamburg", sagt Heinz Walter Berens (Foto: E. Bocquel) voller Überzeugung an seinem Arbeitsplatz im Herzen der Hansestadt. In der verwinkelten Große Bäckerstraße mit ihren klassizistischen Bürgerhäusern - nicht weit vom Rathaus - hat die Grundeigentümer Versicherung VVaG seit 1994 ihr Domizil. Beim Betreten des Hauses erwartet man ein eher altmodisch anmutendes Gemäuer und staunt, wie es hier dem bereits 1891 als „Haftpflicht-Versicherungs-Verein der Hamburger Grundeigenthümer" gegründeten Unternehmen gelang, heute zeitgemäße Technik für Haus, Arbeitsplätze und Unternehmensführung im Geschäftsalltag hochmodern und ansprechend zu installieren. Gute Architekten und innovative Raumausstatter haben ganze Arbeit geleistet. Es veranlasst den Besucher sehr schnell, hier die Verbindung zu Hauseigentümern und Grundbesitzern herzuleiten, die letztlich natürlich auch die Gründer dieses Versicherers waren.

Seit mehr als 100 Jahren besteht eine enge Verbundenheit zwischen der Grundeigentümer-Versicherung und der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund. Rund 1 Million der bundesweit 15 Millionen Immobilienbesitzer sind Mitglied bei Haus & Grund. 900.000 sind Kunde der Grundeigentümer-Versicherung. In einem Interview mit den bocquel-news spricht Heinz Walter Berens über das Alltagsgeschäft seines Unternehmens.

In der Branche überlegen viele Versicherer, ob sie die Wohngebäude-Sparte aufgeben sollten, weil die Schäden zunehmen - wie auch gerade jetzt wieder. Starkregen, Überschwemmungen und orkanartige Stürme auch in Deutschland treiben die Schadenbilanz und damit die Kosten in die Höhe. Außerdem häufen sich die Rohr- und Wasserleitungsschäden an Gebäuden, die nach dem Krieg neu gebaut und versichert wurden. Die Kosten für die Schadenleistungen explodieren. Können Sie mit gutem Gewissen an dieser Risikodeckung weiter festhalten?

Heinz Walter Berens: Die Wohngebäude-Versicherung ist unser Hauptprodukt und wird es auch bleiben. Aufgrund der konsequenten Sanierungsmaßnahmen in der Wohngebäude-Sparte, die 63 Prozent unseres Bestandsvolumens ausmacht, verlangsamte sich hier das Beitragswachstum. Das halten wir aus, denn ein ausgewogenes Verhältnis von Beitrag und Schaden ist uns wichtiger als Wachstum um jeden Preis.

Sie hatten kürzlich bei der Veröffentlichung der Bilanz 2013 der Grundeigentümer Versicherung VVaG mit Nachdruck erklärt, dass Sie in der Wohngebäude-Versicherung die Kernkompetenz des Unternehmens sehen, und dass Sie an dieser Produktlinie auch künftig festhalten werden.

Heinz Walter Berens: Wir bieten auch andere Versicherungs-Produkte an, bekennen uns aber ausdrücklich zur Gebäude-Versicherung. Schließlich heißen wir auch Grundeigentümer-Versicherung. Unser Bekenntnis ist zwingend, auch wenn diese Sparte zurzeit die meisten Verluste bringt. Durch die differenzierten Tarifierungs- und Zeichnungsgrundsätze konnten wir den Bestandsmix in der Wohngebäude-Versicherung jedoch deutlich verbessern. Die Schadenaufwendungen entwickelten sich daher bei uns im Vergleich zur Branche im Jahr 2013 unterdurchschnittlich.

Dennoch ist die ertragsorientierte Steuerung der Wohngebäude-Sparte eine große Herausforderung. Frost, Hagel, Starkregen, Hochwasser und Stürme tragen als Auswirkungen der klimatischen Veränderungen neben einer hohen Zahl an Leitungswasserschäden zu einer branchenweit defizitären Situation in dieser Sparte bei. Beitragsanpassungen, Bestandssanierungen und eine geänderte Risikopolitik sind unausweichlich.

Seit 2012 setzen wir auf einen differenzierten Tarif und stellt im Rahmen der Zeichnungspolitik verstärkt auf die jeweilige Risikosituation ab.

Haben Sie ein besseres Risikomanagement? Oder machen Sie Ihren Kunden bestimmte Auflagen, etwa an bestimmten Präventionsmaßnahmen teilzunehmen? Oder sind die Prämien in Ihrem Hause höher als anderswo, damit Sie kostendeckend arbeiten können? Wie machen Sie es?

Heinz Walter Berens: Unser Bestreben ist es, den risikogerechten Ausgleich zwischen Leistung und Preis zu behalten. Wir stärken damit auch die Rückbesinnung auf die Solidargemeinschaft, der wir uns als Versicherungsverein auf Gegenseitig (VVaG) besonders verpflichtet fühlen. Meine Vorstellung ist, dass wir die Leistungssäule höher schrauben, während die Beitragssäule niedriger werden sollte. Wir wollen in der Sparte Wohngebäudeversicherung die Nummer 1 bei den Grundeigentümern werden - wir sehen uns heute schon auf Platz 2 in diesem Bereich.

Besteht Ihr Produkt-Spektrum nur aus Absicherungen für Häuser und Wohnungen?

Heinz Walter Berens: Nein. Unsere Kernkompetenz ist zwar der Versicherungsschutz rund um die Immobilie, aber wir erweitern unser Angebot auch. Derzeit bieten wir die Allgemeine Unfallversicherung, Verbundene Wohngebäudeversicherung (Feuer-, Sturm- und Leitungswasserversicherung), Verbundene Hausratversicherung, Glasversicherung, eine Bauleistungsversicherung (Bauwesenversicherung), Mietverlustversicherung und eine Mietkautionsversicherung an.

Als einer von nur zwei Anbietern in ganz Deutschland haben wir auch noch die Schwamm- und Hausbockkäferversicherung in unserem Portfolio. Sie werden das bei uns auch künftig finden, obwohl der Ausschluss dieser Absicherung Bestandteil der AVB Allgemeinen Versicherungsbedingungen ist.

Gibt es Pläne für weitere Produktneuheiten? In welche Richtung wird das gehen?

Heinz Walter Berens: Durch regelmäßige Produktüberarbeitungen bieten wir unseren Kunden immer den höchst möglichen Versicherungsschutz, der den Wünschen der Verbraucher Rechnung trägt. Die Hundehalterhaftpflicht gehört zu unseren neueren Angeboten ebenso wie eine Bauleistungsversicherung, wenn durch Pfusch am Bau, Schlamperei oder auch durch Unwetter beim Hausbau Schaden anrichten.

Was war der höchste Versicherungsschaden bei der Grundeigentümer Versicherung in den letzten Jahren?

Heinz Walter BerensHeinz Walter Berens: Das Orkantief Kyrill im Januar 2007 bescherte nicht nur uns sondern der ganzen Versicherungs-Branche Höchstschäden. Schlimmste Befürchtungen zur Entwicklung einer hohen Schaden-Quote wurden Wirklichkeit, als am 18. Januar 2007 einer der kräftigsten Winterstürme der letzten zwanzig Jahre über Europa zog. Der Orkan Kyrill richtete besonders in Deutschland schwere Sachschäden an. Wir blicken bei unserer Gesellschaft auf das größte Schadenereignis in der Geschichte der Grundeigentümer-Versicherung zurück. 5.638 Sturmschäden mit einem Aufwand von 4,6 Millionen Euro - das ist das verheerende Ergebnis.

Seit Kyrill häufen sich die Wetter-Extreme in jedem Jahr. Allein bei den Unwettern in diesem Juni vor allem in Nordrhein-Westfalen wurden uns 1.500 Schäden gemeldet. Das ist für ein Unternehmen in unserer Größenordnung bei insgesamt 20 Millionen Euro Beitragseinnahmen in der Wohngebäudeversicherung ziemlich problematisch. Wir müssen dafür Deckungen bei den zehn Rückversicherern, mit denen die Grundeigentümer-Versicherung arbeitet, teuer einkaufen.

Es erstaunt also nicht, wenn die Grundeigentümer-Versicherung mit ihrem hohen Bestandsanteil von 63 Prozent an der Wohngebäudeversicherung im vergangenen Jahr insgesamt auch ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis ausweist. Das Hochwasser, die Hagelereignisse, Orkan „Christian" und Orkan „Xaver" verursachten zusammen Schäden von 4,2 Millionen Euro (brutto) und 2,1 Millionen Euro (netto).

Wie viele Mitarbeiter sind für die Grundeigentümer-Versicherung tätig?

Im Geschäftsjahr 2013 beschäftigten wir im Innen- und Außendienst - unsere Auszubildenden mitgezählt - durchschnittlich 82 Mitarbeiter, davon 78 Angestellte und 4 Auszubildende. Aber wir haben im Frühjahr 2014 - nicht zuletzt wegen unseres neuen Bestandsführungssystem mit migrierten Altverträgen - neue Mitarbeiter für die Kundenbetreuung und Beratung eingestellt, damit wir auch den eigenen Ansprüchen an die beschriebenen Änderungen im Rahmen der abgestimmten Gesamtstrategie für 2014 gerecht werden können. Das gilt in gleichem Maße auch für die weiteren technischen Entwicklungen, insbesondere beim Bestandsführungssystem und daraus resultierenden Kosten. Jetzt beschäftigen wir 88 Mitarbeiter.

Sie haben sicher im Erdgeschoss hier an der Große Bäckerstraße 7 unser neu gestaltetes Kunden-Center gesehen, das mit insgesamt 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzt ist, die telefonisch beraten und Auskunft geben. Ich lege Wert darauf, dass es sich hier nicht um ein „Call-Center" im üblichen Sinn handelt. Hier bei uns arbeiten nur Fachleute - alle können mindestens den Abschluss zum Versicherungskaufmann (zur Versicherungskauffrau) vorweisen.

80 Prozent des Betriebs und der Schadenberatung läuft bei uns im Kunden-Center.

Wie sieht die Zielgruppe der Grundeigentümer-Versicherung aus? Wie ist Ihr Vertrieb aufgestellt? Wie kommen Kunden zu Ihnen?

Heinz Walter BerensHeinz Walter Berens: Zu unseren Kunden zahlen rund 900.000 Immobilienbesitzer, die über unseren Kooperationspartner Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund zu uns gekommen sind.

Außerdem arbeiten wir schon länger als Direkt-Versicherer, das heißt, dass unsere Kunden auch übers Internet und ansonsten über telefonische Kontakte zu uns stoßen. Natürlich besteht keine Bedingung, dass sie Mitglied der Haus & Grund sind.

Unser Neugeschäft kommt bisher zu 30 Prozent aus dem Internet und zu 70 Prozent von Maklern. Dazu haben wir fünf Maklerbetreuer für die Bereiche Nord, Mitte, Ost, West, Süd eingesetzt. Sie arbeiten natürlich nicht hier in der Hauptverwaltung sondern bundesweit.

Aber: Man kann auch komplett übers Internet eine Versicherung bei uns abschließen. Unverändertes Ziel unserer Vertriebsstrategie ist es, uns sowohl bei Direkt-Kunden als auch im Makler-Vertrieb als der kompetente Spezialversicherer rund um die Immobilie nachhaltig zu positionieren.

Seit 2012 arbeitet die Grundeigentümer-Versicherung an einem ehrgeizigen IT-Projekt. Wie ist hier der Sachstand?

Heinz Walter Berens: Seit 1. Juli 2014 - also gerade erst seit einem Monat - haben wir alles „in trockenen Tüchern". Wir haben unser neues Bestandsführungssystem mit der kompletten Migration der Altverträge reibungslos in Betrieb genommen.

Die Entwicklung eines neuen Bestandsführungssystems war für uns auf Basis der SAP-Standardsysteme und die Migration der Altverträge in das neue System eine große Herausforderung. Bislang wurden die besonderen Belastungen neben dem Tagesgeschäft bewältigt.

Gerade zum 1. Juli ging unser langjähriger EDV-Chef Ernst Thiel in den Ruhestand. Als krönenden Abschluss seiner beruflichen Karriere hat Thiel maßgeblich in den letzten zwei Jahren gemeinsam mit seinem Nachfolger Tobias Berens den Wechsel der gesamten Bestandsführungs- und Archivplattform einschließlich der Migration der Bestandsdaten auf SAP for Insurance/SER Doxis4 begleitet. An seinem letzten Arbeitstag startete die neue Bestandsführungs- und Archivplattform fehlerfrei.

Wir sind übrigens der erste Versicherer in Deutschland, bei dem SAP die komplette Neueinrichtung vornahm.

Das Gespräch führte Ellen Bocquel. (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.