21. November 2013 - An Stelle von jetzt 134 gesetzlichen Krankenkassen könnte es in ein paar Jahren nur noch 40 bis 100 Kassen geben. Grund sind die steigenden Kosten im Gesundheitswesen. Sie treffen die privaten Krankenversicherungen auch, aber die haben ein Polster.
Ein wichtiger und vor allem strittiger Gegenstand der aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD ist die künftige Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Deren Kassen sind zwar im Moment noch randvoll, aber alle wissen, dass dies nicht mehr lange anhalten kann. Denn der demografische Wandel treibt die Kostenspirale im Gesundheitswesen.
Deshalb rechnet die GKV in Zukunft mit knappen Kassen. Das ergab eine Aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs-, Steuer- und Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers AG (www.pwc.de). Als größten Kostentreiber sehen die Krankenkassen die ambulante Krankenversorgung, psychiatrischen Krankenhäuser und die stationäre Pflege. Gerade die demografische Entwicklung stellt für die gesetzlichen Krankenversicherungen, die sich mit dem Umlageverfahren aus laufenden Beitragszahlungen finanzieren, eine große Herausforderung dar. „Die gesetzlichen Krankenversicherungen sehen sich mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. Auf der einen Seite kommen mit der demografischen Entwicklung steigende Ausgaben auf sie zu, auf der anderen Seite sinkt langfristig der Anteil der Menschen, die als Erwerbstätige zur Finanzierung der laufenden Ausgaben beitragen. Eine große Herausforderung besteht darin, die nächsten Jahre mit dem bestehenden Beitragssatz zu finanzieren, ohne Zusatzbeiträge zu erheben", so Michael Burkhart, Leiter des PwC-Bereichs Gesundheitswesen und Pharma.
Quer durch die GKV sind Kostensenkungen angesagt. Die von PwC befragten gesetzlichen Krankenversicherungen rechnen mit der Konsolidierung ihrer Branche. Zwei Drittel glauben, dass in Zukunft eine Zahl von 40 bis 100 Krankenkassen sinnvoll und ausreichend ist.
Unterschied zu Privatversicherern
Mindestens genauso wie die Kassen wird die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen auch die private Krankenversicherung (PKV) treffen. Eher noch stärker, denn je weniger die Kassen zu zahlen in der Lage sind, umso stärker die Begehrlichkeiten der Leistungserbringer bei den Liquidationen für Privatversicherte. Die PKV-Unternehmen glauben allerdings, den Kostenanstieg bei den älteren Patienten mit Hilfe der Alterungsrückstellungen zumindest teilweise kompensieren zu können. Die Alterungsrückstellungen der PKV-Unternehmen werden sich zum Jahresultimo 2013 auf schätzungsweise 190 Milliarden Euro belaufen.
Die PKV fordert deshalb in den laufenden Koalitionsverhandlungen, mehr Menschen und Leistungen kapitalgedeckt privat abzusichern. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen sind jedoch keine großen Veränderungen zu erwarten. Weder die Absenkungen der Versicherungspflichtgrenze, die es mehr freiwilligen Kassenmitgliedern erlauben würde, in die PKV zu wechseln, noch der Aufbau einer kapitalgedeckten Reserve für die Pflegepflichtversicherung werden Ziele der kommenden Regierungskoalition sein. (hp / www.bocquel-news.de)
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