26. August 2013 - Kann die betriebliche Krankenversicherung zu einem neuen Wachstumsfeld für die private Krankenversicherung (PKV) werden? PKV-Unternehmen sehen hier durchaus Potenzial, wie auf der zweitägigen Euroforum-Konferenz "PKV aktuell" in Berlin zu erfahren war.
Die demografische Entwicklung zeigt schon heute in Zeiten eines konjunkturellen Aufschwungs Wirkung: Es fehlt an Arbeitskräften, insbesondere an Facharbeitern. Auf der anderen Seite belasten krankheitsbedingte Ausfallzeiten die Unternehmen jährlich in Milliardenhöhe, wie der jüngste Fehlzeiten-Report der AOK zeigt. Während der Euroforum-Konferenz "PKV aktuell" in der vergangenen Woche in Berlin ging es passend als Anreiz für Fachkräfte um das Thema „Wachstumsmarkt betriebliche Krankenversicherung" aus Sicht der PKV private Krankenversicherung (www.pkv.de). Die privaten Krankenversicherer beschäftigen sich derzeit um zahlreiche Aspekte rund um die betriebliche Krankenversicherung (bKV) - wie auch hier die Grafik der SDK (www.sdk.de) zeigt, die eigens eine bKV-Studie initiierte ("Erfolg mit betrieblicher Krankenversicherung").
Wie sich auch während der Euroforum-Veranstaltung herauskristallisierte, dämmert es allmählich bei vielen Unternehmen, dass ein gutes Gesundheitsmanagement gefordert ist, um durch Prävention Fehlzeiten zu reduzieren sowie durch ein betriebliches Krankenversicherungsangebot Arbeitsplätze attraktiver zu machen und ältere Beschäftigte im Unternehmen zu halten. Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) sehen hier die Chance für die Branche, sich neben der Krankenvollversicherung und den Zusatzversicherungen ein drittes Standbein aufzubauen.
So war denn auch die betriebliche Krankenversicherung eines der dominanten Zukunfts-Themen für die PKV auf der Konferenz. Für den Allianz-Manager Thomas Grau hat die Branche alle Chancen, dieses Thema zukünftig prominent zu besetzen. Dies würden auch Umfragen unter Versicherungsvermittlern zeigen. "Durch die demografische Entwicklung entstehen neue Bedürfnisse bei Arbeitnehmern und neuer Handlungsdruck bei Arbeitgebern." Die Belegschaften in den Unternehmen würden im Zeitraum zwischen 2009 und 2019 im Durchschnitt um etwa fünf Jahre altern, wobei zugleich die Fehlzeiten der über 55-jährigen deutlich höher liegen als bei den jüngeren Kollegen.
Die bKV könnte langfristig attraktives Versicherungsprodukt
Für die Versicherungs-Branche bietet sich nach Einschätzung von Grau ein nahezu noch überhaupt nicht erschlossenes Marktpotenzial von etwa 25 Millionen Menschen. "Ein großes Marktpotenzial, steigende Nachfrage und geringer Sättigungsgrad machen die bKV langfristig zu einem der attraktivsten Produkte des Versicherungsmarktes", ist sich Thomas Grau (Foto: Allianz) sicher. Die Vorteile für den Arbeitgeber lägen auf der Hand: Mögliche Reduktion von Krankentagen und damit Steigerung der Produktivität. Mit einer bKV steige die Attraktivität des Arbeitsplatzes und die Beiträge seien günstig, da sie zumeist ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert würden. Für den Arbeitnehmer wiederum könnten Versorgungslücken geschlossen werden, und die Aufnahme in die Versicherung könne ohne Gesundheitsprüfung und ohne Wartezeit erfolgen. Die Mindestkollektivgröße sollte allerdings zwischen zehn und 50 Mitarbeitern liegen.
Der Arbeitgeber könne sich die bKV für seine Mitarbeiter und seinen Betrieb indiim Baukastensystem zusammenstellen. Dabei könnten auch Familienangehörige des Mitarbeiters in den Genuss einer bKV kommen. Profitieren würde auf Seiten der Krankenversicherer (KV) auch der Vertrieb. "Die bKV erschließt das Firmengeschäft für den klassischen KV-Vertreter und bietet auf das Großkundengeschäft spezialisierten Vermittlern den Einstieg in die Krankenversicherung", erklärte Grau.
Gothaer: Vor allem betriebliche Zahnersatzleistungen sind gefragt
Für die Mitarbeiter der Unternehmen ist nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Gothaer Krankenversicherung AG Michael Kurtenbach (Foto: Gothaer) als betrieblicher Mehrwert eine zusätzliche Absicherung bei Zahnersatz und zahnmedizinischen Behandlungen wichtig. Diese Zusage würde wie eine Gehaltserhöhung wirken, denn schon heute drehe sich nahezu jeder zweite privat abgeschlossene Zusatzversicherung um die Behandlung beim Zahnarzt, da die gesetzliche Krankenkasse hier ihre Leistungen deutlich reduziert hat.
Zwischen Arbeitnehmerwünschen und Wirklichkeit klafft aber noch eine große Lücke. Kurtenbach zufolge bieten derzeit 53 Prozent der Arbeitgeber gar keine Maßnahme zur betrieblichen Gesundheitsförderung an. Das Hauptaugenmerk liege derzeit eher bei Bewegungsangeboten für den Rücken (31 Prozent) oder medizinische Check-Ups (28 Prozent).
"Schlanke" Abwicklung des bKV-Geschäfts
Auch der Gothaer-Manager hob die Vorteile einer kollektiven Krankenversicherung hervor. Durchschnittlich ergebe sich beispielsweise ein Beitragsnachlass von 5 Prozent, jeder Antragssteller könne ebenso versichert werden wie dessen Familienangehörige. Grundsätzlich müsse für die bKV beachtet werden, dass sowohl Unternehmer als auch Vermittler eine "schlanke Abwicklung des bKV-Geschäfts erwarteten", sagte Kurtenbach. Dies sei auch möglich. Der Gothaer Konzern sei jedenfalls gut aufgestellt und sei 2012 bei der Gruppenversicherung mit 6,2 Prozent schneller als der Markt (3,6 Prozent) gewachsen. (brs / www.bocquel-news.de)
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