logo
logo

Namen und Nachrichten

Gruppe der Öffentlichen behauptet sich als "Nr. 2"

2. Juli 2012 - Die öffentlichen Versicherer verzeichneten im Jahr 2011 das höchste Beitragswachstum in der Schaden-/Unfallversicherung seit acht Jahren. Wegen der Drosselung des Einmalbeitrags-Geschäft in der Lebensversicherung brach das Prämienvolumen um 17 Prozent ein.

Ulrich-Bernd Wolff von der SahlDie mehrheitlich zur Sparkassen-Finanzgruppe (www.dsgv.de) gehörenden öffentlichen Versicherer sind mit dem Verlauf des Geschäftsjahres 2011 zufrieden, auch wenn im Bereich Lebensversicherung das Prämienvolumen von rund 8,5 Milliarden Euro um circa 17 Prozent zurückgegangen war. „Über alle Sparten erzielte die Gruppe ein Ergebnis auf konstant gutem Niveau", sagte der Vorsitzende des Verbands der öffentlichen Versicherer (www.voev.de). Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl (Foto), der im Geschäftsalltag Vorstandsvorsitzender der SV SparkassenVersicherung (www.sparkassenversicherung.de) ist, sagte während der Jahres-Pressekonferenz des Verbands, dass die elf öffentlichen Erstversicherergruppen ein Vorsteuerergebnis von mehr als 680 (Vorjahr 802) Millionen Euro erzielten. Erstmals leitete er die Pressekonferenz als Vorsitzender, nachdem sein Vorgänger Friedrich Schubring-Giese Ende April 2012 in den wohlverdienten Ruhestand trat.

Mit 10,2 Prozent Marktanteil sehen sich die öffentlichen Versicherer auch im Jahr 2011 als zweitgrößte Erstversicherungsgruppe im deutschen Markt - vor der Generali (www.ergodedutschland.de) und der Ergo-Gruppe (www.ergo.com).

In den ersten drei Monaten des Jahres 2012 verzeichneten die öffentlichen Lebensversicherer aufgrund von Vorzieheffekten zum Jahresende 2011 sowie einer weiteren Dämpfung des Einmalbeitragsgeschäfts erneut eine leichte Abschwächung im Neugeschäft. Das Wachstum in der Schaden-Unfallversicherung setze sich jedoch unverändert fort. Die Öffentlichen erwarten am Jahresende, vor allem getrieben durch die HUK-Sparten, ein um 3 Prozent steigendes Prämienvolumen.

LV-Einmalbeitragsgeschäft bewusst zurückgefahren
Das Einmalbeitragsgeschäft, das noch im Vorjahr florierte, haben die öffentlichen Versicherer - wie andere Marktteilnehmer - bewusst zurückgefahren, so dass der Neuzugang gegen Einmalbeitrag um 38 Prozent sank. Aufgrund der marktweiten Normalisierung des Einmalbeitragsgeschäfts seien aber auch die Beitragseinnahmen planmäßig zurückgegangen, sagte der Verbands-Chef. Sie erreichten 2011 mit 3,38 Milliarden Euro das Niveau des Geschäftsjahrs 2009. Das langfristige Geschäft gegen laufenden Beitrag haben die öffentlichen Versicherer im vergangenen Jahr um 16 Prozent ausgebaut. Trotz der angespannten Situation an den Finanzmärkten habe das Kapitalanlageergebnis 3,3 (Vorjahr 3,6) Milliarden Euro betragen. „Der Anteil an Staatsanleihen der PIIGS-Staaten liegt nur bei 1,3 Prozent", sagte Wolff von der Sahl.

Das Lebensversicherungsgeschäft im Schnitt der elf öffentlichen Versicherer liege mit einer Storno-Quote von 4,6 Prozent unter dem Marktdurchschnitt. Auch die Verwaltungskosten-Quote sei mit 2 Prozent geringer als der Marktdurchschnitt ausgefallen. Die Maßgabe, dass die Verwaltungskosten-Quote des Branchenführers Allianz (www.allianz.de) nur 1,1 Prozent betrage, wehrte der Verbands-Chef ab. Beim Marktführer bestehen den Angaben zufolge wesentlich mehr bAV-Verträge (betriebliche Altersversorgung), deren Verwaltung nicht so aufwändig kostenintensiv sei. 

Die Überschussbeteiligungen im Bereich Lebensversicherung der öffentlichen Versicherer waren auf durchschnittlich 3,7 Prozent gesenkt worden. Schließlich sagte Wolff von der Sahl: „Die öffentlichen Lebensversicherer bekennen sich zu lebenslangen Garantien."

Krankenversicherer im Aufwind
Das Prämienvolumen der öffentlichen Krankenversicherer wuchs 2011 um 4,2 Prozent auf nahezu 2,2 Milliarden Euro. Die Wachstumsimpulse seien vor allem vom Zusatzversicherungs-Geschäft ausgegangen, wobei gerade Pflegegeld-Tarife stark nachgefragt worden seien. Wolff von der Sahl machte deutlich, dass die öffentlichen Versicherer die aktuellen Pläne zur steuerlichen Förderung der privaten Pflegevorsorge ausdrücklich begrüßen. Ebenso klar sprach sich der Verbands-Chef - mit Blick auf die bevorstehende Diskussion im Vorfeld der 2013 anstehenden Bundestagswahl - für die Beibehaltung des dualen Systems in der Krankenversicherung aus.

In der Kraftfahrtversicherung Wende im Preiszyklus
In der Schaden- und Unfallversicherung steigerten die Öffentlichen ihre Beitragseinnahmen um 2,2 Prozent auf rund 7,4 (Vj.: 7,23) Milliarden Euro. In der Kraftfahrtversicherung habe man in der Gruppe eine Wende im Preiszyklus festgestellt, heiß es. Zum ersten Mal seit 2004 sei hier das Prämienaufkommen wieder gewachsen - und zwar mit einem Plus von 2,7 Prozent.

Aufgrund einer Vielzahl regionaler Schadenereignisse sei der Schadenaufwand im Vergleich zum Vorjahr mit 6 Milliarden Euro nahezu unverändert hoch geblieben. Was die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) anbelangt, wurden für das gesamte Schaden-Unfall-Geschäft 97,2 Prozent genannt.

Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) 2011

 

Öffentliche Versicherer

Markt-Durchschnitt

Sach-Geschäft

90,3 Prozent

101,0 Prozent

Wohngebäude

94,4 Prozent

108,0 Prozent

Kfz-Versicherung

107,5 Prozent

108,0 Prozent

Haftpflicht

91,4 Prozent

90,0 Prozent

Unfallversicherung

81,3 Prozent

81,0 Prozent

Quelle: Verband der öffentlichen Versicherer

Wolff von der Sahl sagte: „Unser versicherungstechnisches Ergebnis in Höhe von 206 Millionen Euro zeigt, dass wir die konkurrierenden Ziele Wachstum und Ertrag erfolgreich miteinander verbunden haben."

Thomas Krüger Thomas Krüger (Foto), im Verband der Öffentlichen Vorsitzender des Versicherungsausschusses Leben, berichtete im Anschluss über aktuelle Entwicklungen bei den Produkten und dem Geschäftsmodell der Lebensversicherer. Er stellte klar: „Bisher ist es uns gelungen, die Folgen volatiler Kapitalmärkte und niedriger Zinsen für unsere Kunden weitgehend abzupuffern. Die Bereitstellung von klassischen Produkten mit lebenslangen, garantierten Leistungen ist und bleibt auch in Zukunft eine Kernkompetenz der öffentlichen Lebensversicherer."

Die Unternehmen treiben zusätzlich die Erweiterung ihrer Produktpalette um kapitalmarktnahe Konzepte voran. Dabei werde sowohl das Ziel verfolgt, die Stabilität der Lebensversicherer zu wahren, als auch den Kunden attraktive Rendite-Chancen zu bieten. Zudem gewänne die Absicherung biometrischer Risiken weiter an Bedeutung. „Der Umstellung auf Unisex-Tarife sehen die Öffentlichen gelassen entgegen", so Krüger zu einem weiteren wichtigen Branchenthema. Krüger forderte zudem eine Deckelung der Bewertungsreservenbeteiligung, da nach der derzeitigen Regelung Bestandskunden benachteiligt würden. Er begrüßte auch die Diskussion, bestehende Verträge für eine Übergangszeit von den neuen Solvency II-Vorschriften auszunehmen.

Thomas Vorholt Klimawandel stellt volkswirtschaftliche Herausforderung dar
In der Wohngebäude-Versicherung, in der einige der elf öffentlichen Versicherungsgruppen in ihrem regionalen Verbreitungsgebiet zu den Marktführern zählen, zeichnen sich laut Thomas Vorholt (Foto), Vorsitzender des Versicherungsausschusses Privatkunden, Kostensteigerungen ab. Das liege an der Novellierung der Energie-Einsparverordnung (EnEV), die Teil des deutschen Wirtschaftsverwaltungsrechtes ist. Die regelmäßig steigende Schadenbelastung in der Wohngebäude-Versicherung hänge mit den zunehmenden Kumulereignissen wie Starkregen und Gewittern zusammen. Die öffentlichen Versicherer sehen im Klimawandel einen volkswirtschaftlichen Auftrag.

„Als Marktführer spüren wir schon heute den Einfluss der EnEV auf die Schaden-Quoten der Gebäudeversicherer", erläutert Thomas Vorholt. Er erklärt die Konsequenz für die Versicherungswirtschaft: „Richtet beispielsweise ein Sturm einen Totalschaden an einem Haus aus den 1970er Jahren ohne jegliche Wärmedämmung und mit veralteter Heizungsanlage an, so muss das neue Haus als Niedrigstenergiehaus aufgebaut werden. Das führt zu enormen Kosten und damit zu einer Mehrbelastung aller Gebäudeversicherer am Markt. Wir haben die Auswirkungen eingehend untersucht und in den GDV getragen, um entsprechende Maßnahmen zur Finanzierung der Mehrkosten zu entwickeln."

„Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden brauchen wir nicht"
Wegen der Folgen von Naturkatastrophen wie beispielsweise dem Jahrhunderthochwasser an Elbe und Oder habe die Politik ein begründetes Interesse, die staatlichen Hilfen im Schadenfall künftig auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. „Eine gesetzliche Pflichtversicherung gegen Elementarschäden brauchen wir aber nicht", betont Vorholt. Schon heute können laut ZÜRS (Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen des GDV) 98,5 Prozent aller Wohngebäude gegen Elementarschäden versichert werden (siehe auch www.zuers-public.de, ein Portal, auf dem der Freistaat Sachsen allgemeine Informationen über Hochwasser- und Naturgefahrenrisiken wie Starkregen und Sturm-Hagel gibt). „Ich bin überzeugt, dass sich die Anzahl der nicht versicherbaren Gebäude bundesweit auf 0,3 bis 0,5 Prozent einpendeln wird", betonte Vorholt.

Informations-Kampagnen für Gebäudebesitzer wichtig
Trotzdem liege die Versicherungsdichte beim Elementarschadenschutz bei unter einem Drittel. „Gebäudebesitzer", so Vorholt. Hauseigentümer seien unzureichend informiert über ihren Versicherungsschutz und unterschätzten das Naturgefahrenrisiko in ihrer Region. Dabei müssten sich die Deutschen auf häufigere und heftigere Wetterextreme einstellen. Als Marktführer in der Gebäudeversicherung sehen sich die Öffentlichen in der Verantwortung, auf unzureichenden Schutz hinzuweisen und darüber aufzuklären, dass kaum ein Gebiet sicher ist.

Gemeinsam mit den Landesregierungen hat die Versicherungswirtschaft bisher in Bayern, Niedersachsen und Sachsen Informations-Kampagnen gestartet. Auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland sind Kampagnen geplant, und der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherer (www.gdv.de) habe Kontakt zum Land Sachsen Anhalt aufgenommen. Neben den wichtigen Aufklärungs-Kampagnen werden die Öffentlichen den Verkauf von Elementarschutz forcieren. „Unser Vertrieb ist aufgerufen, die Sinnhaftigkeit und die Notwendigkeit des Elementarschutzes in der Beratung zu betonen", sagte Vorholt, der im Geschäftsalltag ebenso wie Thomas Krüger Vorstandsmitglied des öffentlichen Versicherers VGH (www.vgh.de) ist.

VOEV-L-Karte Öffentliche kümmern sich um Folgen der Energie-Einsparverordnung
Der CO2-Ausstoß treibt nachgewiesen den Klimawandel voran. Dabei sieht sich Deutschland als Vorreiter bei der Reduktion von CO2-Emissionen. Das stelle die Gebäudeversicherer vor Herausforderungen. Weil rund 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs und etwa ein Drittel der CO2-Emissionen auf den Gebäudebereich entfallen, konzentriert sich den Angaben zufolge der Gesetzgeber bei der Umsetzung der EU-Richtlinien zur „Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden" und „Erneuerbare Energien" verstärkt auf diesen Bereich. Bei der Sanierung von Gebäuden und Gebäudeteilen müssten die EU-Mitgliedstaaten energetische Mindestanforderungen erfüllen. Zusätzlich müssten ab dem Jahr 2021 Neubauten als Niedrigstenergiegebäude gebaut werden. Diese Vorgaben sollen hierzulande vor allem durch die sogenannte Energieeinsparverordnung - kurz EnEV - erreicht werden.

In ihrer Regionalität und Dezentralität sehen die elf öffentlichen Versicherungsgruppen gleichermaßen ihr Markenzeichen und ihre Stärke. Die Konzentration auf eine bestimmte Region verschaffe den Öffentlichen detaillierte Kenntnisse über ihr jeweiliges Geschäftsgebiet und dessen Risikostruktur, heißt es beim Verband. Mit fast 4.400 Geschäftsstellen und über 11.000 Mitarbeitern im Außendienst in Deutschland sind sie den Angaben zufolge überall dort, wo auch ihre Kunden sind. (eb / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.