3. Juni 2013 - „In die Mottenkiste mit der Bürgerversicherung!" Dieses einhellige Votum brachten die Delegierten während der Jahresversammlung des BVK Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute. Der gleichmacherische Krankenschutz berge viele gravierende Nachteile.
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) lehnt die Einführung der zurzeit vielfach diskutierten einheitlichen Bürgerversicherung ab. Die von politischen Parteien geforderte Bürgerversicherung bringt die Experten auf die Palme. Die mögliche Realisierung eines gleichmacherischen Krankenschutzes nach der Bundestagswahl im September 2013 rief die Mitglieder des BVK Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (www.bvk.de) auf den Plan. Während der BVK-Jahresversammlung, die kürzlich in Friedrichshafen stattfand, schlug die Diskussion um die Bürgerversicherung hohe Wellen.
„Privatversicherte haben heute durch ihre individuelle Tarifwahl in der Privaten Krankenversicherung (PKV) die Möglichkeit, den für sie besten und passenden Krankenversicherungsschutz zu wählen", sagte BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Sie können heute wählen, ob sie im Krankheitsfall ein Einbett-Zimmer mit Chefarztbehandlung präferieren und / oder eine bessere Reha-Behandlung wollen. Würde die Bürgerversicherung Wirklichkeit, gäbe es zunächst nur einen Einheits-Tarif für alle. Alle individuellen Wahlmöglichkeiten müssten zusätzlich bezahlt werden. Für die fast neun Millionen Privatversicherten wäre das mit weiteren Belastungen verbunden und würde zudem einen Eingriff in ihr Selbstbestimmungsrecht bedeuten."
Beispielloser Fall von Enteignung
Höchst problematisch sieht man beim BVK auch die Verwendung von den rund 170 Milliarden Euro an Alterungsrückstellungen, auf die die PKV-Versicherten durch ihre jahrelange Vertragstreue Anspruch haben, und die ihre erstklassige medizinische Versorgung im Alter gewährleisten sollen. Diese Rückstellungen könnten bei der Einführung der Bürgerversicherung verstaatlicht werden und dann verloren gehen. „Das wäre ein beispielloser Fall von Enteignung", betont BVK-Präsident Michael H. Heinz (Foto).
Beim BVK befürchtet man zudem, dass sich viele niedergelassene Mediziner aus Verdienstgründen aus der gesetzlichen Bürgerversicherung verabschieden würden und ihre hochwertigen Leistungen nur noch rein privat anbieten werden. Dadurch würde nicht nur die heute bestehende Mitfinanzierung von technisch aufwändigen Untersuchungen durch die PKV wegfallen, sondern auch dazu führen, dass eine noch größere Ungleichheit zwischen den gesetzlich Versicherten und privat zahlenden Patienten entsteht.
100.000 Arbeitsplätze bei den privaten Krankenversicherern stehen auf dem Spiel
Außerdem sieht eine im Auftrag der Gewerkschaft Verdi und der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung angefertigte Untersuchung Probleme und warnt vor den arbeitsmarktpolitischen Folgen der Bürgerversicherung: Experten schätzen, dass durch den Wegfall des Geschäftsmodells der PKV an die 100.000 Arbeitsplätze bei den privaten Krankenversicherungen wie bei den Versicherungsvermittlern verloren gehen können. „Das würde hohe volkswirtschaftliche Folgekosten - wie Steuerverluste, Sozialversicherungskosten und Ähnliches - nach sich ziehen", heißt es beim BVK.
„Das braucht Deutschland auf keinen Fall"
„Das Fazit der Bürgerversicherung: Schlechtere Versorgung, mehr Bürokratie und Gleichmacherei und dann noch massive Arbeitsplatzverluste. Das braucht Deutschland auf keinen Fall!", so BVK-Präsident Heinz. „Dieses ‚Konzept' gehört daher in die Mottenkiste!" (-el / www.bocquel-news.de)
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