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Vor 25 Jahren ging für die Assekuranz das Tor auf

3. November 2014 - 25 Jahre nach dem Mauerfall erinnert die Assekuranz an den Aufbau des Marktes in Ostdeutschland. Äußerlich bestehen kaum Unterschiede zwischen der Versicherungslandschaft in Ost und West, doch die Risiken werden noch immer unterschiedlich wahrgenommen.

„Heute, 25 Jahre nach dem Mauerfall, zählen Wirtschaftshistoriker das Zusammenwachsen der deutsch-deut­schen Versicherungsbranche zu den gro­ßen Erfolgsgeschichten der Wiederverei­nigung", behauptet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) aus diesem Anlass. „Nach 40 Jahren Planwirt­schaft ist innerhalb von wenigen Jahren eine echte Marktwirtschaft entstanden, die 16,7 Millionen Menschen neu und weitgehend bedarfsgerecht mit Versi­cherungen ausgestattet hat", resümiert dazu der Versicherungshistoriker Peter Koch, Buchautor der „Geschichte der Versi­cherungswirtschaft in Deutschland" und ehemaliger Honorarprofessor für Privatrecht und Versicherungswirt­schaft an der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule  Aachen (www.rwth-aachen.de).

Foto 25 Jahre Mauerfall Als die Mauer fiel (Foto: GDV), war die Staatliche Versicherung der DDR mit rund 30 Millionen Verträgen zu 100 Pro­zent im Besitz des ostdeutschen Marktes. Doch der Wandel ging rasant vonstatten. Bereits Mitte des Jahres 1990 hatten von 11,3 Millionen Lebensversicherten rund drei Millionen ihre Verträge gekündigt. Neben einigen kleineren westdeutschen Versicherern leistete vor allem die Allianz AG (www.allianz.de) Pionierarbeit. Bereits im März 1990 unterzeichnet die Alli­anz einen Vorvertrag zur Übernahme der Staatlichen Versicherung, die später als Deutsche Versi­cherungs-AG firmierte. Der DDR-Monopolist ging kurz darauf zu einem Schnäppchenpreis an den westdeutschen Marktführer. Die Branche versetzt die Übernahme in Alarmbereitschaft. Konzerne, Makler und Vertre­ter strömen in Scharen in den Osten. Schließlich ging es um nichts Geringeres als die Neuaufteilung eines ganzen Vol­kes von Versicherten, so der GDV.  

Es ging um knapp 17 Millionen Kunden
Diese Einschätzung entspricht der Situation deutlich besser als die etwas euphemistische Formel vom „Zusammenwachsen der deutsch-deutschen Versicherungsbranche". Denn auch auf Versicherungsmarkt ging es ausschließlich um Übernahme, ostdeutsche Versicherer gibt es nicht mehr. Heerscharen von westdeutschen und hastig akquirierten ostdeutschen Vertretern zogen durch die ostdeutschen Lande. Gern wurden von westdeutschen Versicherern und Vertrieben ehemalige NVA-Angehörige als Vertreter verpflichtet, sie waren arbeitslos, durchsetzungsstark und an Hierarchien gewöhnt. Vor allem Strukturvertriebe feierten wahre Verkaufsorgien. Damals ging der Spruch um: „Binde einem Hund einen Versicherungsantrag an den Schwanz, er kommt garantiert unterschrieben zurück". Die vielfach schlechte Qualität des Geschäfts - Lebensversicherungen und Bausparverträge für 80-Jährige waren keine Seltenheit - lag anschließend vielen westdeutschen Versicherern, Fondsgesellschaften und Bausparkassen schwer im Magen.

Ein Markt, aber Unterschiede gibt es noch
Die „wilden Jahre" im Osten sind Vergangenheit. Zehntausende Ostdeutsche haben sich als Vermittler von Versicherungen und anderen Finanzdienstleistungen Existenzen aufgebaut, darunter - anders als im Westen - viele Frauen. Heute sind Unterschiede zwischen den Märkten in Ost- und Westdeutschland kaum noch wahrnehmbar. Versicherungsunternehmen und andere Finanzdienstleister unterscheiden in ihren Geschäften längst nicht mehr zwischen Ost und West. Vermittler spüren allenfalls Unterschiede in der Ausstattung mit Vorsorgeprodukten, vor allem dort, wo Ostdeutsche einkommensbedingt weniger Geld als die Menschen im Bundesdurchschnitt zur Verfügung haben. Wegen des Fehlens großer Konzerne und größerer Mittelständler in der ostdeutschen Wirtschaft ist die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge geringer als im Westen. Auch sind Ostdeutsche bei der Vorsorge immer noch stärker auf die gesetzliche Rentenversicherung angewiesen als Westdeutsche, weil Einkünfte aus Betriebsrenten, Kapitalvermögen sowie Vermietung und Verpachtung wenig verbreitet sind.

Gleiche Sorgen mit unterschiedlicher Gewichtung
Auch nehmen Ost- und Westdeutsche Risiken heute noch unterschiedlich wahr. Zwar gelten Krankheit und Altersarmut auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze als größte Besorgnisse. Während jedoch im Osten 57 Prozent der Besorgten um ihren gesundheitlichen Zustand im Alter fürchten, sind es im Westen „nur" 38 Prozent. Westdeutsche sorgen sich dagegen deutlich mehr als die Menschen im Osten um ihre finanzielle Lage im Alter (32 Prozent beziehungsweise 19 Prozent). Das geht aus einer aktuellen forsa-Studie (www.forsa.de) im Auftrag von CosmosDirekt (www.cosmosdirekt.de) unter 2.001 Bundesbürgern hervor.

Haushaltversicherung hat überlebt
Überlebt hat auf dem gesamtdeutschen Versicherungsmarkt aus DDR-Zeiten lediglich ein Produkt: Die Haushaltpolice der Staatlichen Versicherung. Das Kombiprodukt aus Hausrat-, Haftpflicht-, Elementarschaden- und Reisegepäckversicherung war von der Allianz weitergeführt und modernisiert worden. Vor allem die Geschädigten der Hochwasser an Elbe und Oder in den vergangenen Jahren, die ihre Altverträge behalten hatten, haben dankbar davon profitiert. Galten solche Kombiprodukte zur Wendezeit bei westdeutschen Versicherungsunternehmen noch als nicht darstellbar, gehören sie heute bei vielen Unternehmen und in unterschiedlichen Ausgestaltungen zum Alltag. Sie gelten als kundenfreundlich und fördern das Cross Selling. (hp / www.bocquel-news.de)

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