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Konzepte und Kriterien

Renten-System für Jüngere kaum zu bewältigende Last

11. Oktober 2012 - Die Bundesbürger befürworten eine Rentenreform. Das zeigt die aktuelle Studie "Arbeit und Rente - gestern, heute und morgen" der Gothaer. Da sich die Erwerbsbiografien verändern, thematisiert die Studie veränderte Lebensmodelle der neuen Generation.

Dr. Werner Görg Experten sind sich einig: Die Renten sinken. Die Bundesbürger fürchten die drohende Altersarmut, und die Politiker erheben die Diskussion darum zum Thema Nummer eins. Was die Menschen in diesen Zeiten denken und wie sich Erwerbsbiografien, Denkweisen und Altersvorsorge-Strategien geändert haben, macht die groß angelegten Studie "Arbeit und Rente - gestern, heute und morgen" der Gothaer (www.gothaer.de) deutlich. Gemeinsam mit der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (www.forsa.de) wurden 1.518 Personen zwischen 20 und 70 Jahren in Deutschland befragt. Zum Teil seien erstaunlich realistische Antworten gekommen, heißt es dazu bei der Gothaer. Und: "Unsere Studie zeigt sehr deutlich, dass den meisten Bürgern sehr klar ist, dass durch den demografischen Wandel den nachwachsenden Generationen in unserem heutigen Renten-System kaum noch zu bewältigende Lasten aufgebürdet werden. Die große Mehrheit vor allem der jüngeren Generation hat das Problem der drohenden Altersarmut erkannt. Zu Recht fordern die Menschen eine Reform des Renten-Systems", sagt Gothaer-Chef Dr. Werner Görg (Foto).

Eine neue Generation habe neue Lebensmodelle vor Augen, heißt es, weil sich ihre Erwerbsbiografien stark von früheren Arbeitsleben unterscheiden. Die Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse sei ein entscheidender Indikator dafür. War man früher ein Leben lang bei einem Arbeitgeber, der oft auch noch für die Rente sorgte, ist den Angaben zufolge die Befristung von Arbeitsverhältnissen bei jüngeren Menschen an der Tagesordnung. Demnach waren 58 Prozent der Befragten 20- bis 30-Jährigen, aber nur 13 Prozent der 61- bis 70-Jährigen schon einmal in einem befristeten Arbeitsverhältnis beschäftigt.

Arbeitslosigkeit verschiebt frühere Erfahrungen
Auch die Unterbrechung der Berufstätigkeit spreche eine deutliche Sprache: Während mit 47 Prozent die meisten der 61- bis 70-Jährigen ihre Berufstätigkeit wegen Haushalt und Kindererziehung unterbrochen hätten, sei der Hauptgrund für eine Unterbrechung der Arbeit bei den 31- bis 40-Jährigen die Arbeitslosigkeit. Von Arbeitslosigkeit waren die 30- bis 50-Jährigen bislang am häufigsten betroffen (48 Prozent), die über 60-Jährigen am wenigsten (24 Prozent).

Ein weiterer Indikator für den Wandel der Erwerbsbiografien sei die Anzahl der Arbeitgeber im bisherigen Berufsleben: Die 50- bis 60-Jährigen hatten im Schnitt 4, die 30- bis 40-Jährigen schon 3,1 Arbeitgeber gehabt, obwohl sie erst halb so lange im Arbeitsleben standen als frühere Generationen.

Sorge um die Familie, sozialer Abstieg und Altersarmut ganz vorn
„Wie sehen die von unterschiedlichen Erwerbsbiografien geprägten Generationen ihre Zukunft?", lautete beispielsweise eine Frage zur Studie. Den Angaben zufolge liegen generell die größten Ängste im persönlichen Umfeld, insbesondere die Angst vor einer schweren Erkrankung (56 Prozent) oder die Sorge um die Familie (57 Prozent). Gleich danach folgt mit 65 Prozent die Pflegebedürftigkeit, dann mit fast 50 Prozent die zu knappe Rente.

Die Eurokrise tut das Ihre noch dazu - 65 Prozent glauben, dass sich die Krise negativ auf ihre Rente auswirkt, bei den 31- bis 60-Jährigen sind es sogar 72 Prozent.

Immer mehr Bürger zweifeln an der Gerechtigkeit des Generationenvertrags
Der Generationenvertrag als Basis für eine ausreichende Rente funktioniert nur, wenn wenige Alte von vielen Jungen finanziert werden. Das Verhältnis ist längst gekippt und droht sich noch weiter in die ungünstige Richtung zu entwickeln. Das ist bei der Bevölkerung angekommen: 90 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass das Renten-System reformiert werden müsse. 41 Prozent halten den Generationenvertrag für ungerecht, weil die jüngere Generation zu stark belastet werde. Auch die, wenn überhaupt noch vorhandene, magere Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung schrecke ab: 56 Prozent würden die Beiträge, die sie in die gesetzliche Rente einzahlen, lieber privat anlegen. Während die Anhebung des Rentenalters (10 Prozent pro) und die Anhebung der Rentenbeiträge (22 Prozent pro) nicht als Lösung angesehen werden, befürwortet die Mehrheit, dass Beamte und Selbständige einbezogen werden sollten (83 Prozent) sowie eine teilweise Finanzierung der Rente durch Steuermittel (58 Prozent).

Altersvorsorge scheitert oft am Geld
Wie die forsa-Studie zeigt, beschäftigen sich die Menschen mit der Rente: 78 Prozent machen das sogar häufig oder zumindest hin und wieder. Obwohl noch weit weg, haben demnach die Jungen das Problem erkannt: Bei den 20- bis 30-Jährigen befassen sich immerhin 63 Prozent mit diesem Thema.

Beim Thema Vorsorge sei man geteilter Meinung:, heißt es. Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie ausreichend vorgesorgt hat, 43 Prozent meinen, dass sie mehr tun müssten. Bei den 20- bis 30-Jährigen sind es sogar 61 Prozent, bei den Menschen mit einem Einkommen von unter 1.500 Euro 68 Prozent. Bei der von den meisten gewünschten privaten Vorsorge setzen 48 Prozent auf Lebens- oder Rentenversicherungen, bei den 31- bis 40-Jährigen 58 Prozent, bei den 41- bis 50-Jährigen sind das sogar 60 Prozent. 40 Prozent aller Befragten investieren in Immobilien, 37 Prozent vertrauen auf das Sparbuch oder Banksparpläne.

Forsa-Studie GOTHAER


Als Hauptgrund für fehlende Vorsorge werden an erster Stelle nicht ausreichende finanzielle Mittel (77 Prozent) genannt; für 39 Prozent besteht Zweifel an der Sicherheit der Produkte; 23 Prozent geben das Geld lieber für andere Dinge aus. Dem Großteil der Befragten sei dabei klar, dass sie im Alter mit weniger Geld auskommen müssten (73 Prozent).

Staatliche Förderung - ein wichtiger Anreiz
Der nachwachsende Generationen werden kaum zu bewältigende Lasten aufgebürdet, betont Dr. Görg: "Aus unserer Sicht kann eine erfolgreiche Reform nur gelingen, wenn auf mittlere Sicht ein Transfer zu einem zumindest zu einem großen Teil kapitalgedeckten System erfolgt. Staatliche Förderung ist dabei ein wichtiger Anreiz, der Zwang zu privater Vorsorge würde aber eine falsche Sicherheit der Systeme signalisieren. Ein wichtiges Instrument ist aus unserer Sicht die Förderung der betrieblichen Altersvorsorge, denn damit erreicht man einen Großteil der Menschen." (-el / www.bocquel-news.de)

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