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Konzepte und Kriterien

Paradigmenwechsel mit Risiken und Chancen

13. November 2014 - Tiefgreifende Veränderungen im Markt für Kfz-Versicherungen werden im  aktuellen, dritten „PwC Insurance Monitor" für die kommenden Jahre prognostiziert. Ein Paradigmenwechsel mit vier Megatrends wird das Prämienvolumen um 40 Prozent abschmelzen.

PWC_insurance-monitor-3„Im Markt für Kfz-Versicherungen bleibt in den kommenden Jahren kein Stein auf dem anderen", sagt Hendrik C. Jahn, Experte und Leiter der PwC-Versicherungsberatung (www.pwc.de). Im dritten gerade veröffentlichten „PwC Insurance Monitor" (Bild: PwC) werden die tiefgreifenden Veränderungen, die auf den Markt für Kfz-Versicherungen zukommen, beschrieben: Vertriebswege verschwinden, das heutige Prämienvolumen (24 Milliarden Euro) droht bis 2030 um 40 Prozent abzuschmelzen, den Versicherern stehen einschneidende Reorganisationen bevor.  

Demnach vollziehen sich gleich vier Megatrends parallel und werden den Markt nachhaltig verändern: Vergleichsportale und Digitalisierung, neue Angebote der Autobauer, der Fortschritt der Technik im Auto und - last but not least - Mobilitätsangebote der Zukunft. Jeder einzelne dieser vier Megatrends habe das Potential, das Kfz-Versicherungsgeschäft fundamental zu verändern, heißt es.

Nie dagewesene Fülle an Datenmaterial
Um das Ausmaß der Veränderung zu verdeutlichen, trägt der 3. Insurance Monitor der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC eigenen Angaben zufolge den Titel „Sein oder nicht sein". Wie PwC mitteilt, basiert die Studie nicht nur auf Datenmaterial, das in dieser Form noch nie zusammengetragen worden ist, sondern auch auf über 100 Fachgesprächen, die während der 18-monatigen Recherche mit Vorständen, Geschäftsführern und Experten von Versicherern, Rückversicherern, Autobauern, Leasinggesellschaften und weiterer Kfz-Dienstleistungsunternehmen geführt wurden.

Versicherungstechnischer Verlust in Höhe von 4,7 Milliarden Euro
Mit 24 Milliarden Euro gebuchter Bruttoprämie im Jahr 2014 ist die Kfz-Versicherung laut PwC die mit Abstand bedeutendste Schaden/Unfall-Einzelsparte in Deutschland (circa 40 Prozent der Gesamtprämie). Die Bedeutung dieser Sparte für die Fähigkeit der Versicherer, laufende Kosten zu tragen (Personalkosten zum Beispiel) sei daher immens. So verwundere es nicht, dass der Wettbewerb um dieses Segment derart erbittert geführt wird, dass sich allein in den letzten fünf Jahren ein kumulierter versicherungstechnischer Verlust in Höhe von 4,7 Milliarden Euro ergeben habe.

Hendrik C. Jahn„Der Kfz-Versicherungsmarkt wird im Jahr 2014 aller Voraussicht nach seit vielen Jahren erstmals wieder profitabel sein. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Anbieter vor immensen Herausforderungen stehen: Die Versicherer werden kaum in der Lage sein, das Privatkundengeschäft in Kraftfahrt auch noch in zehn Jahren ‚klassisch‘ mit mobilen Vertrieben, traditionellen Produkten und heutigen Prozessen wirtschaftlich vernünftig zu betreiben", sagt Hendrik C. Jahn (Foto: PwC). Vielmehr stehe in der Kfz-Versicherung ein Paradigmenwechsel ins Haus: Demnach werden im Jahr 2030 Produkte, Vertrieb und Organisation der Unternehmen erheblich anders aussehen als heute.

Die PwC_Experten haben folgende Eckdaten und Kernaussagen für die Entwicklung bis zum Jahr 2030 für den deutschen Markt herausgearbeitet:

  • Der Pkw-Bestand wird nur unwesentlich über dem heutigen Stand von circa 43 Millionen Fahrzeugen liegen, falls überhaupt.
  • Moderne Fahrer-Assistenzsysteme in den Kfz werden den Schadenbedarf nachhaltig senken, dies sowohl in der Haftpflicht-, als auch in der Kasko-Versicherung
  • Der Anteil von aktuell circa 15 Prozent an Flottenfahrzeugen im Gesamt-Fahrzeugbestand wird ansteigen, im Extremszenario auf 50 Prozent im Jahr 2030.
  • Selbst bei optimistischsten Annahmen wird das Volumen der Kfz-Prämie von den heutigen circa 24 Milliarden Euro bis 2030 nicht über einen Wert von 27,5 Milliarden Euro hinaus ansteigen. Dem steht im ungünstigsten Fall eine Erosion auf nur noch 15,5 Milliarden Euro gegenüber.
  • Aggregatoren, Autobauer und Mobilitätsanbieter sind keine vorübergehenden Phänomene in der Welt der Kfz-Versicherung, sondern werden diesen Markt nachhaltig verändern.
  • Alle denkbaren Szenarien sehen einen Vertriebskanal als großen Verlierer, die Ausschließlichkeitsagenten. Aber für die Makler wird der Markt in der Kfz-Versicherung deutlich enger werden.

Jörg Wälder Jörg Wälder (Foto: PwC), Experte und Senior Executive Financial Services bei PwC sagt: „Soweit Versicherer nicht heute schon auf Direkt- und Partnergeschäft, wie etwa über Autobauer, Banken und Retail eingestellt sind, besteht dringender Handlungsbedarf bei der Neuausrichtung der Vertriebe. Aber auch den Produkt- und Leistungsbereichen der Versicherer stehen drastische Veränderungen ins Haus, vor allem mit Blick auf Produktentwicklung, Verwaltung und Schaden - Hochautomatisierte Prozesse bei maximaler Kosten-Effizienz sind Pflicht, Benchmark dabei sind die besten der Direktversicherer. Dies wird nicht ohne Folgen auch für die Belegschaften bleiben. Je früher der unvermeidliche Umbau beginnt, umso besser für Mitarbeiter und die betroffenen Unternehmen."

Spannende Erkenntnisse
Auch der Blick auf die Entwicklung bei den Fahrzeugen selbst führt zu spannenden Erkenntnissen - einige Beispiele aus der PwC-Studie:

  1. Die Vernetzung der Fahrzeuge mit zentralen Notruf- oder Servicezentralen wird in der Kfz-Schadensteuerung eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Das Thema „eCall" scheint aus Versicherer-Sicht allerdings überbewertet, da Autobauer mit den Fahrzeugen ohnehin technisch bereits vollständig vernetzt sind und dies für ihre Geschäftsmodelle einsetzen werden. Ein erheblicher Teil der bisherigen Kfz-Versicherungsprämie könnte sich im Dienstleistungssektor wiederfinden und damit für die Versicherungsindustrie unwiederbringlich verloren gehen.
  2. Fahrer-Assistenzsysteme senken die Schadenbedarfe in der Kfz-Haftplicht und Kasko. Dies wird zunächst zu besseren Ergebnissen in der Kfz-Versicherung, mittel- bis langfristig zu einem Rückgang des Prämienvolumens in dieser Sparte führen.
  3. Moderne Antriebsformen der Fahrzeuge (sei es Erdgas, Wasserstoff, Hybrid oder Elektro) spielen mit Blick auf die Kfz-Versicherung keine bedeutende Rolle, genauso wenig haben Telematik-Modelle bisher einen Einfluss auf den Versicherungsmarkt gewonnen, der über den eines Marketing-Gimmicks hinausgeht.

Markus Heyen Markus Heyen (Foto: PwC), Senior Manager Financial Services bei PwC und Mitautor der Studie - wie Hendrik C. Jahn und Jörg Wälder - sagt: „Unsere Szenarien zeigen, dass die Marktentwicklungen nicht nur Risiken, sondern auch beachtliche Chancen bieten für diejenigen, die bereit sind, sich schonungslos mit den sich abzeichnenden Entwicklungen auseinanderzusetzen.

Dazu gehören natürlich auch neue Anbieter, die im Bereich Digitalisierung, Vernetzung der Systeme unterschiedlicher Industrien sowie im Handling/Matching großer Datenmengen mehr Erfahrung haben als traditionelle Versicherer."

Kostenlose PwC-Studie „Sein oder nicht sein"
Die PwC-Studie „Sein oder nicht sein" ist 58 Seiten stark im DIN-A4-Format mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen und kann kostenlos bezogen werden. Herausgeber ist die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt am Main. (-el / www.bocquel-news.de)

 

 

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