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Kreditversicherer: 2014 Rekord im Deckungsvolumen

4. Dezember 2014 - Die Kreditversicherer sind zufrieden: 33 Prozent weniger an Schadenleistungen mussten sie in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2014 bewältigen. Gleichzeitig kletterte das Deckungsvolumen hier auf die Rekordmarke von 387 Milliarden Euro.

 kreditvers_meurer+zeidlerDie Kreditversicherer trugen bisher 2014 für ihre Kunden Ausfallrisiken in bisher unerreichter Höhe. „Die Kreditversicherer sichern ihren Kunden Liquidität und ermöglichen Wachstum - auch und gerade in einem schwierigen ökonomischen und geopolitischen Umfeld", sagte Ralf Meurer heute beim jährlichen Pressegespräch der Kreditversicherer in Köln; - daneben (rechts im Bild) Kirstin Zeidler von der GDV-Pressestelle (Foto: E. Bocquel). Als Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung des GDV Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) berichtete Meurer, dass die Warenkreditversicherer hierzulande zum Ende des dritten Quartals 2014 beim Deckungsvolumen die Rekordmarke von 387 Milliarden Euro erzielt hatten; das entspricht einem Plus von 5,4 Prozent gegenüber demselben Zeitpunkt des Vorjahres. Zudem hätten die Kautionsversicherer Bürgschaften und Garantien in Höhe von rund 40 Milliarden Euro (+ 3,8 Prozent) erreicht.

Die Kreditversicherer in Deutschland hatten in den ersten drei Quartalen des Jahres 2014 einen Schadenaufwand von rund 423 Millionen Euro (minus 33,7 Prozent) zu bewältigen; für Altfälle aus den Vorjahren zahlten sie weitere 269 Millionen Euro (+ 45,7 Prozent). Meurer nannte in diesem Zusammenhang auch Großschäden aus dem Jahr 2013 - wie beispielsweise Insolvenzen in der Solar-Branche.

Wie Meurer betonte, waren im Geschäftsjahr 2014 vor allem kleine und mittlere Unternehmen von der Zahlungsunfähigkeit betroffen, darunter so namhafte wie das Modehaus Strenesse, der Weltbild-Verlag oder die Mitteldeutschen Fahrradwerke MIFA. „Insolvenzen von Großunternehmen gab es in diesem Jahr nur wenige", sagte Meurer, der im Geschäftsalltag Hauptbevollmächtigter des Kreditversicherers Euler Hermes Deutschland (www.eulerhermes.de) ist.

Für das Gesamtjahr 2014 gehen die Kreditversicherer von 24.500 Unternehmensinsolvenzen aus (minus 6 Prozent gegenüber 2013). Im kommenden Jahr würden sie allerdings das erste Mal seit fünf Jahren mit einem Anstieg der Insolvenzen um 2 Prozent auf dann 25.000 Firmenpleiten rechnen. Grund dafür seien vor allem Schwierigkeiten im Export. „Der Euroraum entwickelt sich wesentlich schwächer als erwartet, hinzu kommt eine sich verlangsamende Konjunktur in China und eine Rezession in Russland", sagte Meurer im Gespräch mit den Journalisten.

Politische, wirtschaftliche und insolvenzrechtliche Risiken steigen
Die Kreditversicherer, die mit ihren Daten über zahlreiche Unternehmen weltweit auch als Risiko-Navigatoren für ihre Kunden fungieren, erkennen laut Meurer derzeit steigende politische, ökonomische und insolvenzrechtliche Risiken: „Krisenherde wie in Russland und der Ukraine, aber auch im mittleren Osten, in Südamerika oder in Asien haben für die Weltwirtschaft wieder erheblich an Bedeutung gewonnen." Die Ukraine- Krise und die bisher verhängten Sanktionen gegen Russland würden das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um bis zu 0,2 Prozentpunkte belasten. Betroffen seien bislang vor allem Unternehmen mit starker Ausrichtung auf den russischen Markt, insbesondere aus dem Maschinenbau, dem Automobilsektor und der Chemie-Branche.

Meurer betonte, dass die Assekuranz den Unternehmen aber auch in einem schwierigen geopolitischen Umfeld weiterhin Deckung biete. So ließen sich etwa Geschäfte mit Russland nach wie vor gegen wirtschaftliche und politische Risiken versichern.

Nach Schätzungen des GDV dienen zwischen 40 und 50 Prozent der Warenkreditversicherungen zur Absicherung von Exporten; die privaten Versicherer würden damit rund 15 Prozent der deutschen Ausfuhren decken und so erheblich zur Exportstärke Deutschlands beitragen, heißt es.

Thema Insolvenzanfechtung häufig unterschätzt
Neue und bislang unterschätzte Risiken sieht Meurer beim Thema „Insolvenzanfechtung". Nach der deutschen Insolvenzordnung und jüngeren BGH-Urteilen müssten Lieferanten unter Umständen bis zu zehn Jahre lang bereits erhaltene Gelder zurückzahlen, wenn der Abnehmer zahlungsunfähig wird. Insolvenzverwalter würden dazu mit wachsendem Erfolg Zahlungen vom Lieferanten zurückfordern, die bereits Jahre vor der Insolvenz geleistet worden waren.

Mit Hinweis auf vereinbarte Ratenzahlungen oder Stundungen würden Insolvenzverwalter geltend machen, dass der Lieferant die drohende Insolvenz seines Abnehmers hätte erkennen können. Kann der Lieferant dann nicht das Gegenteil beweisen, muss er damit rechnen, das erhaltene Geld zurückzahlen zu müssen. „Durch die neue Rechtslage ist plötzlich ein sehr erhebliches, beinahe unkalkulierbares Risiko entstanden", so Meurer. Wenn das Schule machen würde, wie etwa bei der Insolvenz der Teldafax (www.teldafax.de), kämen schlimme Zeiten auf die Branche zu.

Obwohl Kreditversicherer auch dieses Risiko versichern würden, sprach Ralf Meurer sich für gesetzliche Änderungen aus: Der Anfechtungszeitraum sollte verkürzt und geschäftsübliche Vereinbarungen wie Ratenzahlungen und Stundungen zur Überbrückung wirtschaftlicher Krisen nicht als Indizien für eine Insolvenz anerkannt werden. Laut Meurer erwarten die Kreditversicherer für 2015 wieder mehr Unternehmens-Insolvenzen.

Auch bei der Cyber-Kriminalität fühlen sich die Kreditversicherer immer öfter in der Leistungsverpflichtung, weil meist ein Wirtschaftsbetrug vorliege. Dieser Bereich wachse zunehmend an Bedeutung - nicht etwa beim großen Daten-Crash, sondern schon bei Schäden, wenn Hacker sich in die Telefonleitung mittlerer und kleiner Unternehmen einschleichen. Die Schadenbewältigung sei hier in Sachen Firmentelefonnetz erheblich höher als auf den ersten Blick erkennbar. Auch in Sachen Schäden durch willkürliche Missachtung der Compliance ist der finanzielle Beistand der Kreditversicherer bei der Vertrauenschaden-Versicherung gefragt. Die Branche betreue inzwischen 4 Prozent mehr an Verträgen als im vergangenen Jahr. (-el / www.bocquel-news.de

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