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Konzepte und Kriterien

Deutsche misstrauen der Pflegepflichtversicherung

20. November 2014 - Mehr als drei Viertel der Deutschen sind der richtigen Meinung, dass die gesetzliche Pflegeversicherung den Pflegeaufwand nicht deckt und dass sich das auch nicht ändern wird. Fast zwei Drittel wissen auch, dass sie nicht ausreichend versichert sind.

Die gesetzliche Pflegeversicherung wird in Zukunft den Pflegeaufwand nicht mehr decken können. 76 Prozent der Bundesbürger sehen jedoch nicht, dass die Politik in absehbarer Zeit das Problem lösen kann. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov (www.yougov.de) im Auftrag der Generali Versicherungen (www.generali.de) hervor. Ebenfalls skeptisch sehen die Befragten die persönliche Absicherung für den eigenen Pflegefall. Nur 20 Prozent sehen sich gut gerüstet, 64 Prozent dagegen fühlen sich nicht ausreichend finanziell abgesichert. Trotz des steigenden Pflegerisikos verzichten viele Deutsche darauf, in die private Vorsorge zu investieren.

Foto Hermann GröheMehr Leistungen in der Pflegepflichtversicherung ab 2015
Neue Nahrung wird die Diskussion über die Leistungsfähigkeit der Pflegepflichtversicherung finden, wenn ab 1. Januar 2015 das erste Pflegestärklungsgesetz in Kraft tritt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (Foto: bmg.bund.de) sprach bei der Begründung des Gesetzes von einem „erheblichen Ausbau der Leistungen der Pflegeversicherung". Die Leistungen in der ambulanten Pflege steigen um rund 1,4 Milliarden Euro, für die stationäre Pflege sind Verbesserungen im Umfang von rund einer Milliarde Euro vorgesehen. Nicht nur die Pflegebedürftigen werden besser gestellt, sondern das Geld soll auch für die Einstellung zusätzlicher Pflegekräfte ausgegeben werden. Durch zusätzliche Betreuungsangebote werden zudem pflegende Angehörige entlastet.

Die Beiträge steigen um 0,3 Prozentpunkte. Ein Teil der zusätzlichen Beitragseinnahmen fließen in einen Pflegefonds. Rund 1,2 Milliarden Euro jährlich legt der Bund auf die hohe Kante. In 20 Jahren, wenn die Generation der Babyboomer pflegebedürftig ist, soll der Fonds helfen, die Beiträge der gesetzlichen Pflegeversicherung stabil zu halten. Noch in dieser Legislaturperiode wird es ein zweites Pflegestärkungsgesetz geben. Dann wird Pflegebedürftigkeit neu definiert, statt wie bisher drei Pflegestufen soll es fünf Pflegegrade geben, die eine individuellere Einstufung ermöglichen sollen.

Aufgabe von Versicherungen und Vermittlern wird es sein, bei den Kunden den Gedanken wach zu halten, dass trotz der Verbesserungen die Pflegepflichtversicherung niemals das gesamte Risiko der Pflegekosten abdecken können wird. Durch die Verbesserungen der Leistungen (siehe Tabelle) werden die Deckungslücken zwar vorübergehend etwas kleiner, dies ändert aber nichts daran, dass trotz der Leistungen der Pflegepflichtversicherung im Pflegefall den Betroffenen und ihren Angehörigen ein ernsthafter finanzieller Notstand drohen kann.

Leistungen bei vollstätionärer Pflege
Durch die Leistungen der vollstätionären Pflege werden Pflegebedürftige, die zum Beispiel in einem Pflegeheim leben, unterstützt.

Pflegestufe

Leistungen 2014

(Euro pro Monat)

Leistungen ab 2015

(Euro pro Monat)

0 (mit Demenz)

0

0

I

1.023

1.064

I (mit Demenz)

1.023

1.064

II

1.279

1.330

II (mit Demenz)

1.279

1.330

III

1.550

1.612

III (mit Demenz)

1.550

1.612

Härtefall

1.918

1.995

Härtefall (mit Demenz)

1.918

1.995

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

 

Die Lücke bleibt
Die Höhe dieses Risikos kann man in Euro und Cent beziffern. So kostet beispielsweise im bundesdeutschen Durchschnitt die stationäre Pflege bei einem Pflegebedürftigen der Pflegestufe III rund 3.300 Euro monatlich. Abzüglich der Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung von 1.550 Euro (2014) bleibt eine finanzielle Lücke von 1.750 Euro im Monat. Wenn die Leistungen ab 1. Januar 2015 auf 1.612 Euro steigen, verringert sich die Versorgungslücke lediglich auf 1.688 Euro. Bei durchschnittlichen Netto-Altersrenten von 986 Euro für westdeutsche Männer beziehungsweise 1.063 Euro für ostdeutsche Männer und 537 Euro für westdeutsche Frauen beziehungsweise 746 Euro für ostdeutsche Frauen liegt es auf der Hand, dass bei den meisten die Rente nicht reichen wird, um die Versorgungslücke zu schließen. Zwar werden nur weniger als 20 Prozent der Pflegebedürftigen in die Schwerstpflegebedürftigen-Stufe III eingestuft. Aber vom Prinzip her gleich verhält es sich auch in den niedrigeren Pflegestufen I und II, unabhängig davon, ob die Pflege stationär oder ambulant oder zu Hause erfolgt.

Irrtum über die Vorsorge
Laut Generali-Umfrage geben 11 Prozent der Befragten an, bereits eine Pflegeversicherung abgeschlossen zu haben. Dabei handelt es sich um einen fatalen Irrtum. Bereits die Umfrage der Continentale Krankenversicherung (www.continentale.de) zum Risiko Pflegebedürftigkeit (siehe „Bei Pflege zwei Klassen und auch „Aldi"-Vorsorge) hatte ergeben, dass ein erheblicher Teil der Befragten (23 Prozent) glaubt, privat gegen das Pflegerisiko vorgesorgt zu haben. In Wirklichkeit verfügen weniger als vier Prozent der Bevölkerung über eine private Pflegetagegeld-, Pflegekosten- oder Pflegerentenversicherung. Die Ursache für den Widerspruch besteht darin, dass viele Menschen annehmen, die Pflegepflichtversicherung sei eine Art private Vorsorge. Besonders hoch ist der Anteil der falsch Informierten mit 47 Prozent deshalb unter Privatversicherten, die ihre bei PKV-Unternehmen bestehende Pflegepflichtversicherung für eine Privatversicherung halten. Versicherte in der Gesetzlichen Krankenversicherung irren deutlich seltener, dort glauben „nur" 20 Prozent, mit der Pflegeversicherung privat vorgesorgt zu haben - dennoch ein Irrtum.

Geringe Abschlussbereitschaft
71 Prozent der Befragten aus der Generali-Umfrage wollen auch in den kommenden zwölf Monaten keine zusätzliche Absicherung vornehmen. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass viele Bürger sich noch nicht intensiv genug mit dem Thema Pflege beschäftigt haben. Umso wichtiger ist, dass eine persönliche Beratung Kunden individuelle Lösungen aufzeigt, um so eine optimale Absicherung zu erhalten", erklärt Christopher Faust, Abteilungsleiter Produktvertriebsmanagement bei den Generali Versicherungen. (hp / www.bocquel-news.de

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