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40 Hemmnisse bremsen die bAV im Mittelstand aus

3. November 2014 - Um die betriebliche Altervorsorge (baV) ist es insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen schlecht bestellt. Eine Studie aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales identifiziert 40 Faktoren, die der Betriebsrente im Wege stehen.

Cover Machbarkeitsstudie Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (www.bmas.de) hatte bei der Fachhochschule der Wirtschaft (www.fhdw.de) und der Kienbaum Management Consultants GmbH (www.kienbaum.de) eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die die Hemmnisse untersuchen sollte, die einer stärkeren Verbreitung der bAV in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) im Wege stehen. Während 91 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 49 Mitarbeitern zwar über Betriebsrentenregelungen verfügen, sind nur 39 Prozent der dort tätigen Beschäftigten in die bAV einbezogen. Je geringer die Betriebsgröße, umso schlechter die bAV-Durchdringung. Vor allem in Kleinstbetrieben bleibt die bAV oft auf der Strecke. Bei Betriebsstätten mit bis zu vier Beschäftigten besitzen lediglich 35 Prozent eine bAV-Regelung.

Vielzahl von Hemmnissen
Eindeutig „Schuldige" für die bAV-Misere bei KMU gibt es nicht. Insgesamt konnten 13 potenzielle Hemmnisse im Rahmen der bAV-Einführung beziehungsweise Inanspruchnahme auf der Arbeitgeberseite sowie 22 Hemmnisse auf der Arbeitnehmerseite identifiziert werden. Auf Seiten der bAV-Anbieter waren fünf potenzielle Hemmnisse festzustellen.

Allerdings lasse sich auf Basis der Untersuchungsschritte nicht eindeutig identifizieren, welche der 40 potenziellen, in der Praxis auftretenden Hemmnisse insbesondere in KMU auftreten. Eine erste Einschätzung der Relevanz wurde daher auf Basis von elf Experteninterviews erarbeitet. Die Experten bewerteten im Einführungsprozess, in der Regel auf Seiten der Arbeitgeber, neun Hemmnisse, und im Verbreitungsprozess, in der Regel auf Seiten des Arbeitnehmers, zehn Hemmnisse, sowie auf Seiten der bAV-Anbieter ein Hemmnis mit einer überdurchschnittlichen Relevanz. Obwohl diese Ergebnisse aufgrund der geringen Anzahl der Experteninterviews lediglich eine erste Tendenz darstellen können, werde durch die Interviews deutlich, dass sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch auf Seiten der Arbeitnehmer Hemmnisse mit hoher KMU-Relevanz auftreten, so das Fazit der Studie.

Fehlende Potenzen und Informationen
Einer weiteren Verbreitung der BAV in KMU stehen der Studie zufolge sehr wahrscheinlich Hemmnisse gegenüber, die grundsätzlich schon bekannt sind, aber in KMU stärker wirken beziehungsweise ausgeprägter sind. Dies sind insbesondere die Angst des Arbeitgebers vor hohem Verwaltungs- und Informationsaufwand, das fehlende Engagement des Arbeitgebers (keine aktive Kommunikation), das Fehlen von bAV-Spezialisten/Personalressourcen im Unternehmen, gegebenenfalls geringes Einkommen der Mitarbeiter, fehlendes Engagement eines Betriebsrates (keine aktive Kommunikation) oder eine zu hohe Komplexität des Themas bAV beziehungsweise zu wenig einfach verständliche Informationen über die bAV.

Ähnlich verhalte es sich beim Verbreitungsgrad unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Ein speziell für KMU geltendes Hemmnis könnte sein, dass vielen Arbeitnehmern derzeit von ihren Arbeitgebern keine bAV angeboten wird. Es lägen zudem nur rudimentäre Erkenntnisse darüber vor, warum sich Arbeitnehmer gegen ein vorhandenes bAV-Angebot entscheiden.

Zudem entstehe der Eindruck, dass neben den Hemmnissen, welche verstärkt in KMU auftreten (z.B. geringe Zeit- und Personalausstattung), allgemeine Hemmnisse, die sowohl für KMU als auch für größere Unternehmen gelten (wie z.B. allgemeiner Wissensstand, Niedrigzinsphase), in KMU viel häufiger dazu führen, dass KMU keine bAV anbieten beziehungsweise die Arbeitnehmer in KMU sich an einer angebotenen BAV-Lösung nicht beteiligen.

Halbherzige Aktion
Obwohl die Autoren der Studie selbst einräumen, dass es über die Ursachen für die geringe Verbreitung der bAV in KMU bisher kaum empirisch fundierte Erkenntnisse gibt und ein großes Interesse über die Verbreitungshemmnisse und konkrete Ansatzpunkte zur Steigerung des Verbreitungsgrades besteht, kommen sie nicht nur über Bekanntes nicht hinaus, sondern blasen am Ende die Aufklärung des Problems selber ab. Die bAV sei so komplex, dass belastbare empirische Forschungsergebnisse nur unter hohem Aufwand zu erzielen seien. Deshalb sei abzuwägen, „ob sich dieser Aufwand im Verhältnis zu dem zu erwartenden Mehrwert ... lohnt". Gemessen daran, dass die Regierungskoalition die Förderung der zweiten Säule der Altersvorsorge als dringlich vereinbart hatte, ist dies allerdings eine klägliche Kapitulation.

Die komplette Studie kann unter http://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Forschungsberichte/Forschungsberichte-Rente/fb444-machbarkeitsstudie-bav-in-kmu.html heruntergeladen werden. (hp / www.bocquel-news.de

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