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Konzepte und Kriterien

bAV: Angebot unzureichend und zu wenig Information

26. Januar 2015 - Die betriebliche Altersversorgung (bAV) steht auf dem Prüfstand. Laut der jüngsten PwC-Studie fehlt es an Kommunikation und Information bei Arbeitgebern und Mitarbeitern. Die Rente vom Chef ist zwar sehr beliebt, doch für viele ein Buch mit sieben Siegeln.

Reicht die gesetzliche Rente im Alter aus? Die Frage klingt abgedroschen, birgt aber immer wieder eine dringliche Brisanz. Antworten sollen zahlreiche Konzepte für ein zusätzliches, finanzielles Polster im Alter bringen. Ein wichtiges Instrument sei die betriebliche Altersvorsoge (bAV), heißt es. Wie es um die Marktdurchdringung der Rente vom Chef bestellt ist, zeigt die repräsentative Studie „Betriebliche Altersversorgung“, zu der die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers PwC (www.pwc.de) in ganz Deutschland 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte befragte. (Vergrößern der Abbildung durch Anklicken).

Welchen Stellenwert die bAV hat, zeigt ein Ergebnis der Studie besonders deutlich. Danach ist sie mit 43 Prozent die „beliebteste Form der Vorsorge“, gefolgt von der Riester-Rente und der privaten Lebensversicherung. Da scheint es paradox, dass nur eine Minderheit der Arbeitnehmer (29 Prozent) über eine vom Arbeitgeber finanzierte Versorgungsleistung verfügt. Laut PwC-Studie nutzt gleichzeitig weniger als ein Drittel Vorsorgemodelle für eigene Beiträge (Entgeltumwandlung).

„Trotz des erkannten Bedarfs und der großen Beliebtheit der bAV werden Entgeltumwandlungsmodelle viel zu wenig wahrgenommen. Ein Grund: Arbeitnehmer kennen die Angebote gar nicht oder nur unzureichend“, urteilt Jürgen Helfen (Foto), Partner bei PwC und Experte für Altersversorgungs-Systeme. Laut Jürgen Helfen zeigt die Studie, dass ein Viertel der Arbeitnehmer keine Entgeltumwandlung betreiben, weil ihnen die Mittel zur Eigenvorsorge fehlten. 15 Prozent gehen davon aus, dass sie bereits über andere Wege ausreichend vorgesorgt haben. Jedoch wissen 61 Prozent der Befragten, die keine Entgeltumwandlung nutzen, schlicht zu wenig von dieser Sparmöglichkeit.

Vor dem Hintergrund, dass nur 2 Prozent der Arbeitnehmer davon ausgehen, dass die gesetzliche Rente im Alter ihr benötigtes Einkommen abdecken werde, scheint es verwunderlich, dass nur 58 Prozent noch keine Schritte unternommen haben, die Schließung dieser Lücke selbst anzugehen.

Entgeltumwandlung: Angebot verfehlt Nachfrage
Die Studie zeigt auch: Drei Viertel der Arbeitnehmer würden sich für das Modell entscheiden, tatsächlich machen jedoch nur 30 Prozent von der Entgeltumwandlung Gebrauch. Zudem glaubt mehr als die Hälfte derjenigen, die sich prinzipiell dafür entscheiden würden, ihr Arbeitgeber halte kein entsprechendes Angebot bereit – obwohl es einen gesetzlichen Anspruch auf diese Art der Vorsorge gibt.

So scheint es auch wenig überraschend, dass viele Arbeitnehmer auch angeben, über die Vorteile dieser Vorsorgemöglichkeit nicht Bescheid zu wissen. „Angesichts des Bedarfs und der Wünsche der Mitarbeiter verpasst es die Mehrzahl der Unternehmen, mit attraktiven Angeboten sowie einer zielgerichteten Kommunikation um ihre Mitarbeiter zu werben. Aus diesem Grund verpuffen bedeutende Mittel in anderen Anlagen, die nicht mal einen Inflationsausgleich sicherstellen können“, sagt Jürgen Helfen.

Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen scheinen Nachholbedarf zu haben. So gaben laut Jürgen Helfen drei Viertel der Befragten aus Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern an, ihr Arbeitgeber biete keine Information zur bAV an, mehr als die Hälfte aus Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern.

Doch auch große Unternehmen bleiben unter ihren Möglichkeiten, sagt der Experte für Altersversorgungs-Systeme: 35 Prozent der Befragten aus Unternehmen mit bis zu 5.000 Mitarbeitern vermissen demnach die Aufklärung seitens des Arbeitgebers, aus Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern immerhin noch 28 Prozent.

Beschäftigte überschätzen Sparaufwand
Wie die PwC-Studie zeigt, drückt sich das Kommunikationsdefizit der Unternehmen auch darin aus, dass Mitarbeiter die bAV in zentralen Merkmalen falsch einschätzen. So setzen Beschäftigte den Sparaufwand viel zu hoch an. Beispielsweise werden die Beiträge, die für einen 30-Jährigen erforderlich sind, um ein bestimmtes Sparziel am Alter 65 zu erreichen um durchschnittlich rund 70 Prozent überschätzt.

Informationskosten werden unterschätzt
Trotz dieser für eine Sparentscheidung eher unbefriedigenden Informationsgrundlage besteht nur eingeschränkt Bereitschaft, Kosten für ein Beratungsgespräch zu tragen. Laut PwC-Studie taxieren die Arbeitnehmer den Wert einer vollumfänglichen und verständlichen Einzelberatung über 1,5 bis 2 Stunden Dauer auf durchschnittlich 45 Euro. Dagegen rechnet die Verbraucherschutzzentrale für eine solche Beratung mit Kosten von rund 180 Euro.

Standardlösung mit Wahloptionen sorgt für breite Akzeptanz
Weiter ergab die Studie, dass Arbeitnehmer durchaus gewisse Ansprüche an ihren Arbeitgeber mit Blick auf das bAV-Angebot hegen. Demnach ist für mehr als die Hälfte der Befragten die bAV relevant für die Wahl des Arbeitgebers. Allerdings erwarten die Wenigsten eine vollständig vom Arbeitgeber finanzierte Versorgungsleistung (19 Prozent). Vielmehr wären mehr als die Hälfte der Befragten mit verständlichen Informationen zum Thema sowie einem Zuschuss des Arbeitgebers bereits zufrieden.

Darüber hinaus bevorzugen die Mitarbeiter wie es heißt - eine sichere Verzinsung sowie eine lebenslange Altersrente. Dieses Sicherheitsbedürfnis geht den Angaben zufolge sogar so weit, dass 80 Prozent der Arbeitnehmer eine geringere aber garantierte Verzinsung gegenüber einer variablen Verzinsung mit Chance auf eine höhere Rendite vorziehen. „Mit einer einfachen Standardlösung sind viele Mitarbeiter bereits optimal bedient – attraktive Optionen wie Kapitalwahlrecht und flexible Eigenbeteiligung holen zudem interessierte und vorsorgeaffine Mitarbeiter gut ab“, sagt Jens Denfeld, Leiter des Bereichs Pension Consulting am PwC-Standort Frankfurt (Foto: PwC). „Die Nutzung der Altersvorsorgeangebote steht und fällt aber mit dem Kenntnisstand der Arbeitnehmer, das hat unsere Studie deutlich gezeigt.“

Kommunikation als Teil des Gesamtkonzepts
Eine Erkenntnis aus der Studie: Unternehmen brauchen deshalb ein Gesamtkonzept, das neben dem eigentlichen Angebot zur bAV auch die Kommunikation mit den Mitarbeitern beinhaltet. Jürgen Helfen sieht für Arbeitgeber die Chance, sich mit einer umfassenden und nutzenorientierten Beratung zum Thema Vorsorge positiv abzuheben. „Jeder dritte Arbeitnehmer hat noch nicht einmal eine konkrete Vorstellung von der Höhe seiner gesetzlichen Rentenansprüche. Umso schwerer fällt dann natürlich die Einschätzung des persönlichen Sparbedarfs“, sagt der bAV-Experte

Seiner Ansicht nach, erwiese sich für die Kommunikation der direkte Austausch als effizienter Weg, vor allem in Form von Beratungsgesprächen und Informationsveranstaltungen. So hätten insbesondere Mitarbeiter, die Entgeltumwandlung betreiben um einen Steuervorteil zu nutzen, signifikant mehr Beratungsgespräche beziehungsweise Informationsveranstaltungen als alle anderen Personen.

„Aber auch neue Lösungen wie beispielsweise Apps, die einen interaktiven Zugang zum häufig sperrigen Thema bAV ermöglichen, erfreuen sich laut unserer Befragung wachsender Bedeutung – nicht nur bei jüngeren Mitarbeitern“, sagt Jürgen Helfen. (-el / www.bocquel-news.de)

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