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Konzepte und Kriterien

Wohin geht die Reise im Firmenversicherungsmarkt?

26. April 2018 - Ein Blick in die Glaskugel? Die Autoren der internationalen Oliver-Wyman-Studie „The Underwriter of the future“ prognostizieren, dass frühzeitige klare strategische Weichenstellung und ein konsequenter Kurs für eine gute Positionierung im Firmen- und Industrieversicherungsmarkt in zehn Jahren stehen.

Im Rahmen ihrer zweiten Studie „The Underwriter of the future – Perspektiven für den Firmen- und Industrieversicherungsmarkt von morgen“ hat die weltweit tätige Managementberatung Oliver Wyman (www.oliverwyman.de) die Erfolgsbausteine für Firmenkundenversicherer analysiert. Gleichzeitig werden die Herausforderungen in einem dynamischen Veränderungsfeld aufgezeigt.

„Der Blick in die Zukunft ist auch für Firmen- und Industrieversicherer in Deutschland, Österreich und der Schweiz hochrelevant“, sagt Rouget Pletziger, Principal bei Oliver Wyman und einer der Autoren der Analyse. Seinen Angaben zufolge entfallen in Deutschland etwa 38 Prozent der Beitragseinnahmen im Schaden-Unfallgeschäft auf Firmenkunden, Tendenz weiter steigend. Während dem Privatkundengeschäft bis 2025 insgesamt ein Prämienrückgang bevorstehe, würden sich bei Firmenkunden Zuwachspotenziale insbesondere in den Sach- und Haftpflichtsparten bieten.

Für die Studie wurden die Erfolgsbausteine einzelner Firmenkundenversicherer analysiert (seihe Olyver-Wyman-Grafik - zum Vergrößern bitte anklicken). Im Industriesegment, welches in den meisten hoch entwickelten Märkten durch vergleichbare Entwicklungsszenarien gekennzeichnet ist, erwartet Oliver Wyman ein Umfeld, in dem die Werthebel der Erstversicherer international unter Druck geraten.

Das KMU-Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Firmen hingegen sei deutlich stärker durch spezifische nationale Marktgegebenheiten gekennzeichnet. Makroentwicklungen hin zu stark standardisierten Vertriebs- und Produktansätzen mit digital unterstützten Betriebsmodellen realisieren sich daher in unterschiedlichen Facetten, oder – so eine mögliche These im Vergleich mit hochentwickelten Direktmärkten wie Großbritannien – mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Die Entwicklungsszenario in hoch entwickelten Märkten sehen die Studien-Autoren so: Anhaltende Überkapazität mit weiter anschwellenden Quellen für alternatives Kapital und Risikotransfer:

  • Fortschreitende Professionalisierung im Versicherungseinkauf, unter anderem bei internationalen Programmen;
  • Zunahme des Einflusses der großen Distributoren und Rückversicherer auf die Werthebel der Erstversicherer:

Richtungsentscheidend für die Versicherer seien die Fragen, ob die Wettbewerbsfähigkeit über dominierende Größe mit globalen, skalierbaren Plattformen bestehen bleibe, und ob Chancen zur Differenzierung über Innovation und Risikokompetenz entlang der „Value Chain of Risk“ denkbar sind.

Wie die Studien-Autoren feststellen, bietet sich im sogenannten MidCorp-Segment der Firmenkunden mit typischen Jahresumsätzen zwischen 25 und 500 Millionen Euro eine Reihe von Wachstumsmöglichkeiten. Innovative Produkt- und Deckungskonzepte rund um Projektfinanzierungsrisiken, Cyber- und Supply-Chain-Risiken, erweiterte Kautionsdeckungen sowie Deckungen für spezifische operationelle Risiken haben demnach gute Chancen. Viel Potenzial schlummert außerdem bei länderübergreifenden Versicherungslösungen für international expandierende MidCorp-Unternehmen.

„Wer das MidCorp-Segment erfolgreich bedienen will, muss den Spagat zwischen automatisiertem Volumengeschäft auf der einen und hochgradig individualisierten Lösungen auf der anderen Seite meistern“, sagt Rouget Pletziger. Sowohl KMU-Versicherer als auch Industrieversicherer unternehmen Anstrengungen, ihre jeweiligen Modelle der Marktbearbeitung in das MidCorp-Segment hinein auszuweiten.

Wie lassen sich KMU, MidCorp und Industrie gesamthaft bedienen?
Aus den Markttrends auf der Kunden- und Anbieterseite lässt sich eine Blaupause für ein zukünftiges Angebotsportfolio der Firmen- und Industrieversicherer von morgen ableiten.

Angesichts der sich beständig wandelnden Angebots- und Nachfragetreiber einerseits und fortschreitender Digitalisierung andererseits, werden sich die Grenzen zwischen diesen Angebotsbausteinen stetig verschieben. Laut Studie bieten die dahinterliegenden Betriebsmodelle zukünftig vielfältige Möglichkeiten für größere Umgestaltungen über die gängigen Modernisierungen hinaus:

  1. Markt-/plattformorientiertes Produkt-, Preis- und Innovationsmanagement
  2. Durchgängig automatisierte Prozesse und Einsatz künstlicher Intelligenz in KMU-Segmenten
  3. Hochgradig automatisiertes Underwriting auch in plattformfähigen MidCorp-Segmenten
  4. Key-Account-Modell mit Strukturierungs- und Dealteams für Industriegeschäft
  5. Weitgehend zentralisierte Funktionen bzw. Hubs im Underwriting und Betrieb
  6. „Partitionierte“ technische Plattformen und Shared Services

Die Rolle der IT in der Zukunft
Die Experten von Oliver Wyman prognostizieren vor allem KMU-Versicherern ein umfangreiches „bionisches Upgrade“ mit neuen Möglichkeiten der reibungslosen Interaktion von menschlichen und digitalen Elementen: im semi-automatisierten Underwriting von Spezialrisiken, beim schnelleren Erkennen von neuen Schadens- und Betrugsmustern oder bei der intelligenten Prävention von Cyber-Risiken.

Hochgradige Automatisierung wird zum Hygienefaktor
Die hochgradige Automatisierung von Standardprozessen wird demnach zum Hygienefaktor. Entsprechende Technologien wie "Software-as-a-Service”-Lösungen entstehen gerade. Im Bankenbereich ist es den Angaben zufolge schon heute möglich, ein voll funktionsfähiges modulares Bankensystem binnen weniger Wochen „auf der grünen Wiese" aufzubauen. Auch im Industriegeschäft werde es neue IT-Entwicklungen geben, etwa bei Echtzeit-Informationssystemen und Plattformen für internationale Programme.

Erkenntnisse auf Basis zahlreicher Gespräche mit Entscheidern aus der Praxis
Die gemeinsame Studie „The Underwriter of the future“ von Oliver Wyman und dem Chartered Insurance Institute macht eines klar: Wer frühzeitig mit einem klaren strategischen Kompass die Weichen stellt und den Kurs konsequent hält, wird sich auch in zehn Jahren erfolgreich im Firmen- und Industrieversicherungsmarkt positionieren. Die Erkenntnisse der Studie wurden auf Basis zahlreicher Gespräche mit Entscheidern und Experten aus der Praxis erarbeitet. Etablierte und neue Anbieter auf Seiten der Versicherer, Distributoren, Service- und Technologieanbieter haben sich hier gleichermaßen eingebracht.

Laut Rouget Pletziger gestalten einige Versicherer bereits heute den Wandel aktiv mit und setzen mit ihren Ansätzen auf ganz unterschiedliche Zielsegmente und Geschäftsmodelle.

Herausforderungen in einem dynamischen Veränderungsumfeld sind enorm
Die Studien-Autoren stellen fest, dass die Herausforderungen in einem dynamischen Veränderungsumfeld enorm sind – aber genau deshalb sind auch die Chancen so groß. Demnach wird es weiterhin attraktive Entwicklungsmöglichkeiten und neue Wachstumsfelder in diesem Markt geben – die Transformationsagenda für die Gewinner von morgen beginnt schon heute. Oliver Wyman hat in Deutschland und international zahlreiche Versicherer bei der Erarbeitung und Umsetzung von strategischen Neuausrichtungen im Firmen- und Industriegeschäft unterstützt. (-el / www.bocquel-news.de)

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