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Weniger Naturkatastrophen weltweit - nur hier nicht

12. Juli 2018 - Während in Deutschland dieses Jahr in den Monaten Januar bis Juli des Öfteren bei dem häufigen Starkregen gefühlsmäßig ‚Land unter‘ war, haben Naturkatastrophen weltweit deutlich weniger Schäden verursacht als üblich. Die Gesamtschäden betrugen im 1. Halbjahr 2018 bisher geschätzte 28,3 Milliarden Euro.

Auf voraussichtlich 33 Milliarden US-Dollar (rund 28,3 Milliarden Euro) wurden weltweit die niedrigsten Kosten für Naturkatastrophen für das erste Halbjahr 2018 seit dem Jahr 2005 geschätzt. Die nebenstehende Munich-Re-Grafik zeigt die teuersten Naturkatastrophen des ersten Halbjahres 2018 (zum Vergrößern bitte anklicken) . Allerdings haben einzelne Ereignisse für die Betroffenen hohe Schäden verursacht, teilt die Munich Re (www.munichre.com) mit und verweist hier auf Beispiele aus dem Agrarsektor mit großen Ernteausfälle wegen der Trockenheit in Europa. Außerdem entstehen nach Experten-Auskunft höhere Schäden meist in der zweiten Jahreshälfte. Beispielsweise führte im Herbst 2017 die Hurrikan-Serie mit den Stürmen Harvey, Irma und Maria dazu, dass die Gesamtschäden des Jahres 340 Milliarden US-Dollar (mindestens 290 Milliarden Euro) erreichten.

„Es ist gut, dass nach extremen Katastrophen mit Rekordschäden wieder eine Phase mit geringen Schäden zu verzeichnen war. Bei Betrachtung eines kurzen Zeitraums ist das natürlich stark zufallsbedingt. Wichtig ist, langfristige Entwicklungen zu kennen. Wir müssen deshalb weiter jede Anstrengung unternehmen, die Hintergründe von Naturkatastrophen zu verstehen und mit klugen Präventionsmaßnahmen Schäden vorzubeugen. Wie sinnvoll das ist, zeigen Statistiken zu Hochwasserschäden in Europa, die durch Investitionen in Schutzmaßnahmen tendenziell zurückgegangen sind“, sagt Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands des weltweit größten Rückversicherers Munich Re.

Die Naturkatastrophen-Bilanz des 1. Halbjahres 2018 im Überblick:

  • Die Gesamtschäden von 33 Milliarden US-Dollar betrugen etwa die Hälfte des Vorjahreswertes und des preisbereinigten Durchschnitts der vergangenen 30 Jahre (65 Milliarden US-Dollar und 68,3 Milliarden US-Dollar).
  • Der Anteil der versicherten Schäden lag bei 17 Milliarden, weniger als im Vorjahr (25,5 Milliarden US-Dollar), aber ähnlich hoch wie im Schnitt der ersten sechs Monate der vergangenen 30 Jahre (17,5 Milliarden US-Dollar).
  • Trotzdem kamen rund 3.000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben (Vorjahr 5.540). Dabei sei insbesondere der Rückgang im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt von 28.000 erfreulich, heiß es.
  • 430 relevante Naturkatastrophen wurden im ersten Halbjahr 2018 in der NatCatSERVICE-Datenbank registriert, mehr als im langfristigen Durchschnitt (250) und im Vorjahr (380).

Winterschäden prägen die Schadenbilanz
Stürme und Kältewellen in Europa und Nordamerika im Winter haben die Statistik der ersten Jahreshälfte 2018 geprägt: Schadenträchtigstes Ereignis war Wintersturm Friederike, der Mitte Januar mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h im Flachland und 200 km/h in den Bergen über Großbritannien, Nordfrankreich, die Beneluxländer und Deutschland hinweg zog (siehe nebenstehende Munich-Re-Zahlenreihe – zum Vergrößern bitte anklicken).

Tausende Gebäude und Autos wurden beschädigt. In Deutschland wurde der Zugfernverkehr eingestellt, da umgestürzte Bäume vielerorts die Oberleitungen umgerissen hatten. Der Gesamtschaden betrug 2,2 Milliarden Euro (2,7 Milliarden US-Dollar), davon waren wegen der hohen Versicherungsdichte in Europa gegen Sturmschäden 1,7 Milliarden Euro (2,1 Milliarden US-Dollar) versichert.

Wie die Munich Re mitteilt, entfielen etwa zwei Drittel der Schäden auf Deutschland. Wenige Wochen zuvor hatte in denselben Regionen bereits Wintersturm Eleanor (in Deutschland Burglind genannt) einen Schaden nahe der Milliarden-euro-Marke verursacht.

Mit klirrender Kälte und Schnee hielt der Winter Europa und Nordamerika bis weit in den März 2018 hinein im Griff. In Nordamerika ereigneten sich Ende Februar bis Mitte März gleich mehrere großflächige Schneestürme, „Nor’easter“ genannt. Dabei handelt es sich um große Sturmtiefs, die sich von Südwesten kommend entlang der Ostküste bewegen und Starkwind aus Nordosten gegen die Küste führen. Sie bringen häufig starken Schneefall und können längere Frostperioden im Osten Nordamerikas einläuten. Schwerwiegendstes Ereignis war ein Blizzard in der ersten Märzwoche mit Gesamtschäden von 2,2 Milliarden US-Dollar, davon waren 1,6 Milliarden US-Dollar versichert.

Insgesamt betrugen die Winterschäden in Europa 3,9 Milliarden Euro, davon waren 2,9 Milliarden Euro versichert. In Nordamerika brachte die Bilanz des Winters in der ersten Jahreshälfte einen Schaden von 3,8 Milliarden US-Dollar mit einem versicherten Anteil von 2,7 Milliarden US-Dollar.

Gewitter und Dürre in Europa
Zu einer ungewöhnlichen Wetterkombination kam es dieses Jahr im Mai und Anfang Juni in Zentraleuropa: Im Süden und Westen Deutschlands sowie in Frankreich bildeten sich in feuchtwarmen Luftmassen Serien von sehr langsam ziehenden Gewittern, die vielerorts Sturzfluten auslösten. Verantwortlich waren extreme Niederschläge, die häufig die Kanalisation überlasteten. Der Gesamtschaden durch die Unwetter belief sich auf rund 1,6 Milliarden Euro, auf die Versicherer entfielen gut 900 Millionen Euro.

Laut Expertenbericht nehmen die Schäden insgesamt durch Schwergewitter in Deutschland selbst nach Bereinigung um den Wertezuwachs zu. Während bei Schäden durch Sturm oder Hagel der größte Teil von Versicherern getragen wird, liegt der versicherte Anteil bei Sturzflutschäden meist deutlich unter 50 Prozent.

Gleichzeitig kam es in Nordostdeutschland, Dänemark sowie Teilen Polens, Skandinaviens, des Baltikums und der Balkanländer zu sehr hohen Temperaturen und starker Trockenheit. Folge ist, dass in vielen betroffenen Regionen die Getreideernte sehr schlecht ausfallen wird. Vielerorts werden Einbußen bis hin zu Totalausfällen befürchtet. „Die Schadenssummen lassen sich allerdings erst nach Abschluss der Ernte bestimmen“, heißt es bei der Munich Re.

Der wärmste Mai seit 1881
Ursache für beide Phänomene war demnach eine stabile Wetterlage, bei der ein blockierendes Hochdruckgebiet über Skandinavien und ein hochreichendes Tiefdruckgebiet über westlichen bis zentralen Teilen Europas lag. Teile Zentraleuropas verzeichneten den wärmsten Mai seit 1881, wie auch bereits den wärmsten April.

Ernst Rauch, Chef-Klima- und Geowissenschaftler von Munich Re: „Auf den Klimawandel können solche einzelnen Ereignisse nicht zurückgeführt werden. Aber: Klimamodell-Studien zeigen, dass ein künftiger Effekt der Temperaturzunahme häufigere Hitze- und Trockenperioden sowie intensivere konvektive Starkniederschläge sind. Die Wetterabläufe passen also grob in das Muster, das der Klimawandel für die Zukunft noch häufiger erwarten lässt.“

Schwerer Vulkanausbruch in Guatemala
In Guatemala kamen bei einem schweren Ausbruch des Vulkans Fuego Anfang Juni mehr als 100 Menschen ums Leben, viele werden noch vermisst. Bei dem Ausbruch wälzten sich so genannte pyroklastische Ströme die Hänge des 3.700 Meter hohen daueraktiven Vulkans hinunter. Die Wolken aus Asche und Gesteinsbrocken sind mehrere hundert Grad heiß und können Geschwindigkeiten von weit über 100 km/h erreichen.

Oman von stärkstem Wirbelsturm getroffen
Der Oman wurde Ende Mai 2018 vom stärksten jemals auf der arabischen Halbinsel registrierten tropischen Wirbelsturm getroffen: Am 25. Mai traf Zyklon Mekunu mit Windgeschwindigkeiten von 185 km/h nahe der drittgrößten Stadt Salala auf Land, damit entsprach der Sturm der dritthöchsten von fünf Kategorien der Saffir-Simpson-Skala. Hinzu kamen gewaltige Niederschlagsmengen: Über drei Tage fiel mit etwa 300 bis 600 Millimeter so viel Regen wie durchschnittlich in etwa 4 bis 8 Jahren. Der Gesamtschaden dürfte nach ersten Schätzungen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag erreichen, rund ein Drittel davon könnte auf die Versicherer entfallen. 30 Menschen kamen ums Leben.

Noch unklar sind die Schäden aus einem Erdbeben der Magnitude 5,5, das am 18. Juni 2018 die südjapanische Präfektur Osaka erschütterte. Das Epizentrum des Bebens befand sich bei der Stadt Hirakata. Die Erschütterungen des Bebens, das sich in geringer Tiefe von rund 13 Kilometern ereignete, war in den Großstädten Osaka und Kyoto stark zu spüren. Mehrere tausend Gebäude wurden beschädigt. Die Stromversorgung für 170.000 Haushalte war zwischenzeitlich unterbrochen. Wegen der hohen Baustandards im sehr erdbebengefährdeten Japan hielten sich die Beschädigungen insgesamt aber in Grenzen.

Diese Schadenaufstellung zeigt, dass in einigen Teilen der Welt im ersten Halbjahr 2018 besonders starke Naturkatastrophen wüteten, dass aber die Schäden im Verhältnis zu den Schäden durch alle anderen Naturkatastrophen in diesem Zeitraum weltweit den Kostendurchschnitt kaum belasteten. (-el / www.bocquel-news.de)

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