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Konzepte und Kriterien

Weiterer Vormarsch der Betriebsrenten erwartet

25. Juni 2015 - Die Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) nimmt zu. In den kommenden zwölf Monaten soll die Durchdringung sogar zunehmen, besagt eine aktuelle Marktuntersuchung. Am besten geeignet wäre ein Auto- Enrollment mit Opting out für Arbeitnehmer.

Im Schnitt aller Unternehmen, die eine betriebliche Altersversorgung anbieten, besitzen 54 Prozent der Mitarbeiter eine bAV-Absicherung. Das seien sechs Prozentpunkte mehr als im Jahr 2011. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, welche das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen YouGov (www.yougov.de) im Auftrag der Zurich Versicherung (www.zurich.de) unter 550 bAV-Verantwortlichen von Unternehmen durchführte. In den nächsten zwölf Monaten wird mit einem weiteren Zuwachs der bAV-Durchdringung um sieben Prozentpunkte gerechnet, so die Untersuchung. Eine ähnliche Arbeitgeberbefragung war bereits im Jahr 2011 durchgeführt worden.

Betriebsrente mit bestem Vorsorgeeffekt
Insgesamt 76 Prozent der Befragten sehen der Studie zufolge in der bav den höchsten Effekt (2011: 82 Prozent), gefolgt von Arbeitszeitkonten (69 Prozent) und vermögenswirksamen Leistungen (63 Prozent). Fast jeder Zweite bestätige, dass ein Auto-Enrollment, das heißt die Angebotspflicht des Arbeitgebers,  mit Beitrittspflicht und Abwahloption des Arbeitnehmers (Opt-Out-Prinzip) ein wirksames Instrument zur Steigerung der bAV ist. Auch betriebliche Berufsunfähigkeits- und Todesfallabsicherung würden von 55 Prozent der Befragten als eine wirksame Maßnahme zur Existenzsicherung der Mitarbeiter angegeben.

„Die bAV ist ein bedeutender Vorsorgebaustein für die Deutschen geworden. Um diesen Vorsorgebaustein weiter zu verankern, sollten Arbeitgeber einen rechtssicheren Rahmen bekommen, um alle Arbeitnehmer in bestehende bAV-Pensionspläne automatisch einbeziehen zu können. Voraussetzung für ein solches System ist die Abwahloption für Arbeitnehmer, wenn diese nicht an der bAV teilnehmen möchten. Wie die Ergebnisse der Studie zeigen, würden auch die Arbeitgeber diese Regelung mittragen und aktiv nutzen“, sagt Björn Bohnhoff (Foto: Zurich), Leiter betriebliche Altersvorsorge bei Zurich. In Ländern wie den Niederlanden oder Großbritannien, die ähnliche Regelungen bereits eingeführt haben, liege die Verbreitung der Rente vom Chef bei mehr als 95 Prozent.

Motive für das Angebot einer brav
Die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern ist nach wie vor der wichtigste Grund für das Angebot einer Betriebsrente, gefolgt von dem formalen Aspekt, den Rechtsanspruch auf eine bAV zu erfüllen, bestätigt die Studie. Immer stärker rückten jedoch sekundäre Motive wie Mitarbeiterbindung, Mitarbeitermotivation, Imagegewinn und die Gewinnung neuer Mitarbeiter in den Vordergrund. Im Vergleich zu 2011 hätten die letzten vier Gründe an Wichtigkeit gewonnen und würden insbesondere von größeren Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern angeführt.

Kleinunternehmen mit Nachholbedarf
Im Vergleich zu 2011 ist der Anteil der Unternehmen mit bAV-Angebot leicht von 85 auf 86 Prozent gestiegen, so die Studie.  Nachholbedarf bei dem bAV-Angebot sei insbesondere bei den Kleinunternehmen besonders hoch: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) hätten gar keine bAV-Angebote für ihre Mitarbeiter. Von den größeren Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern seien lediglich drei Prozent ohne Betriebsrente. Fehlendes Mitarbeiterinteresse und zu geringe Mitarbeiterzahl seien wie bei der Befragung im Jahr 2011 die Hauptgründe für den Verzicht auf ein bAV-Angebot seitens der Arbeitgeber. Erfreulicherweise bekundeten sie Arbeitgeber aktives Interesse an einer Verbesserung der Situation – immerhin jedes sechste Unternehmen (17 Prozent) ohne aktuelles bAV-Angebot plane, die betriebliche Altersversorgung einzuführen.

Das bAV-Interesse wächst mit der Unternehmensgröße
Auch diesmal gelte der Grundsatz: Je größer das Unternehmen, desto eher werden die befragten bAV-Verantwortlichen von den Mitarbeitern auf das Thema betriebliche Altersvorsorge angesprochen. In Unternehmen mit 101 bis 500 Mitarbeitern sei dies bei fast zwei Drittel der bAV-Verantwortlichen der Fall gewesen. Das Potenzial wird deutlich höher eingeschätzt: Bis zu 48 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass mehr als jeder zweite Mitarbeiter Interesse an bAV-Angeboten hat.

Monetäre Anreize für die Mitarbeiterbindung
Auf die Mitarbeiterbindung haben nach Ansicht der Befragten weiterhin direkte monetäre Belohnungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld und Gehaltserhöhung den höchsten Einfluss. Dazu gehört auch der Arbeitgeberzuschuss für die bAV, der in vielen Fällen durch die Lohnnebenkostenersparnis gegenfinanziert wird. Doch auch das reine bAV-Angebot hat einen Einfluss – anders als Kindergartenplätze oder Firmenhandys, die sich nach Meinung der Befragten kaum oder gar nicht auf die Loyalität der Mitarbeiter auswirken.

Auswirkungen der brav auf die Unternehmen
Seit mehr als zehn Jahren ist der Arbeitgeber verpflichtet, seinen Beschäftigten auf deren Wunsch hin ein Angebot zur betrieblichen Altersversorgung zu unterbreiten. Trotzdem ist mehr als jeder zweite Befragte nach wie vor der Meinung, dass Haftungsrisiken, die im Zusammenhang mit der bAV auf ein Unternehmen zukommen können, unterschätzt werden, stellt die Untersuchung fest. Im Jahr 2009 trat das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) in Kraft. Es verlangt von Kapitalgesellschaften mit Pensionsrückstellungen, dass diese künftig realistisch zu bewerten sind. Betroffen von dem Gesetz ist ein Drittel der befragten Kapitalgesellschaften. Unter den großen Unternehmen mit 101 bis 500 Mitarbeitern liege der Anteil bei 42 Prozent. Zwar beklagen heute mehr betroffene Unternehmen negative Effekte auf Eigenkapitalquote oder Kreditwürdigkeit als kurz nach Einführung des Gesetzes, die  überwiegende Mehrheit sieht jedoch keine großen Gefahren.

Nur eine Minderheit der befragten bAV-Verantwortlichen aus diesen Unternehmen gibt an, dass in Folge des BilMoG Maßnahmen getroffen wurden: beispielsweise die Ausfinanzierung oder Auslagerung der Pensionszusage. Verbesserungen sehen 57 Prozent der befragten bAV-Verantwortlichen in der Unterstützung der Anbieter mit Hilfe von bAV-Portalen.

Die kompetentesten bAV-Berater
Versicherungsgesellschaften wird von 82 Prozent der Befragten eine hohe oder sehr hohe Kompetenz zugeschrieben. Pensionsfonds und Pensionskassen bieten ebenfalls eine gute Beratung (79 Prozent Zustimmung). Alle übrigen Anbieter, wie Steuerberater, Beratungsunternehmen und Kreditinstitute, folgen mit großem Abstand. Nur unabhängige Versicherungsmakler können noch eine solide Mehrheit (63 Prozent) von ihrer Beratungskompetenz überzeugen. (hp / www.bocquel-news.de)

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