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Konzepte und Kriterien

Was Cyberversicherungen bei IT-Risiken leisten

24. September 2018 - Was sind die wichtigsten IT-Risiken für große und kleine Unternehmen sowie Privatpersonen? Welche Lösungen hat die Versicherungswirtschaft hierfür und wie groß ist das Vertriebspotenzial? Diese Fragen wurden bei einer Podiumsdiskussion von Experten aus dem Bereich der Cyberversicherung in Berlin geklärt.

Der Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Berlin e.V. (www.versicherungswissenschaft-berlin.de) hatte an den Berliner Sitz der Funk-Gruppe (www.funk-gruppe.de) eingeladen, um bei seinem 40. Fachgespräch wichtige Fragen zur Cyberversicherung zu diskutieren. John Philipp Seebohm, Berater für Cyberrisiken des Großmaklers Funk, stellte gleich zu Beginn aktuelle Fälle von sogenannten Cybercrime vor, etwa den Diebstahl von Kreditkartendaten bei British Airways, Sabotage bei Tesla oder Datenlecks bei anderen Autobaubauern. Die Cyberrisiken sind gewaltig und wachsen laut Seebohm um 27 Prozent pro Jahr, bezogen auf Vorfälle von mit dem Internet verbundenen Geräten sogar um 33 Prozent pro Jahr. Die Kosten infolge einer Datenpanne betragen pro Datensatz 156 Euro. Und da heutzutage nicht nur Computer und Smartphone, sondern immer häufiger auch weitere Haushaltsgeräte wie etwa Kühlschränke mit dem Internet verbunden sind, werden sich diese Werte in Zukunft weiter erhöhen.

Positiv beim Thema IT-Sicherheitsrisiken sei das Aufweichen des klassischen Spartendenkens der Versicherer, betonte Alexandra Köttgen, Juristin in der Produktentwicklung und Schadenabwicklung für den Bereich Cyberversicherung der Funk-Gruppe (www.funk-gruppe.de).

Deutlich weiter als die Cyberversicherung setze die Vertrauensschadenversicherung an. Über sie können vorsätzlich unerlaubte Handlungen abgesichert werden.

Zu Überschneidungen kommt es auch mit der Elektronikversicherung. Sie kommt bei höherer Gewalt, wie beispielsweise dem Abbrennen eines Rechenzentrums, für die Schäden auf. Dadurch entstehende Schnittmengen seien kein großes Problem, da die Prämien für zwei Sparten bei Doppelabsicherungen entsprechend angepasst und die Zuständigkeiten genau definiert würden.

Über neueste Trends aus der Versicherungspraxis berichtete Roman Potyka, Underwriter Berufliche Risiken bei der Hiscox Europe (www.hiscox.de). Zu unterscheiden sei zwischen vier Typen von Angreifern (siehe untenstehende Hiscox-Grafik).

Die Art der Cyber-Schäden sei sehr divers, am weitesten verbreitet sind Verschlüsselungstrojaner und Hacker-Angriffe. Neu dazugekommen sind Risiken rund um das Krypto-Mining, also das Schürfen von Krypto-Währungen wie dem Bitcoin. Die Angriffe erfolgen hier meist nachts und sind oft nur über die Stromrechnung zu bemerken.

Grundsätzlich gehe es bei der Cyberabsicherung im Gewerbebereich aber nicht nur um den reinen Kostenersatz, sondern auch um Prävention und Assistance. Eine kurze, übersichtliche Darstellung der Grundsätze, Richtlinien und Verfahren in einem Krisenplan sei unerlässlich. Weiter gehöre ein schneller Zugriff auf die Notfallhotline sowie die Schulung aller Mitarbeiter zu den erforderlichen Leistungen bei Cyberrisiken.

Cyberversicherer haben vor allem mit dem Problem der Kumulrisiken zu kämpfen, führte Potyka weiter aus. Denn häufig sind zahlreiche Unternehmen von dem gleichen Schaden betroffen. Dies gilt umso mehr, seit Unternehmen Cloud-Dienste in Anspruch nehmen, die sich auf einige wenige Anbieter mit sehr großen Rechenzentren beschränken.

Für derartige Großschäden würden immer häufiger Rückversicherer benötigt. Insgesamt beziffere die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (www.pwc.de) die weltweiten Prämieneinnahmen im Cyber-Markt bereits in diesem Jahr auf rund 5 Milliarden Dollar, bis 2020 könnten diese sogar auf 7,5 Milliarden Dollar steigen.

Die häufigsten Branchen, die Cyberabsicherungen kauften, seinen Handel, Gesundheit und Bildung, die ihren Fokus auf den Datenschutz und die Absicherung von Betriebsunterbrechungen legten. Aber auch Finanzinstitute sowie Telekommunikations- und Medienunternehmen sind wichtige Kunden, die Cyber oft mit Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen kombinieren. (Gerald Herde / Fotos: Björn Hensel / www.bocquel-news.de)

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