logo
logo

Konzepte und Kriterien

Vorsorgesparern mangelt es an Informationen

2. Februar 2015 - Die Standmitteilungen privater Rentenversicherer verwirren die Sparer mehr als sie informieren. Doch selbst wenn es einen einheitlichen Standard gäbe, bliebe das nur Stückwerk. Eine komplette Standauskunft ist laut der mlp AG noch in weiter Ferne.

Die Standmitteilungen der Lebensversicherer entsprechen zwar den gesetzlichen Vorschriften, stellen jedoch eine Transparenzhürde für die Altersvorsorge dar. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Standmitteilungen privater Rentenversicherungen“, die die Vertriebsorganisation MLP AG (www.mlp-ag.de) im Auftrag der Deutsche Renteninformation e.V. (www.deutschen-renten.info), ein nach eigenen Angaben unabhängiger Verein zur Förderung der Transparenz in der Altersversorgung, erstellt hat. Sie wurde auf der Berliner Pressekonferenz vorgestellt (Foto: Pfeifer). Untersucht wurden nur klassische und fondsgebundene Rentenversicherungen der Schicht drei.

Keine Ahnung, davon aber jede Menge
Ausgangspunkt war die Tatsache, dass 46 Prozent der Deutschen ihre Einkünfte im Alter nicht abschätzen können. Mehr als die Hälfte fühlt sich jedoch in der Lage, die Rentenzeit finanziell ohne professionelle Unterstützung zu planen. Fast 90 Prozent wollen im Ruhestand ein Einkommen von mindestens 60 Prozent des durchschnittlichen Nettogehalts beziehen. Damit das gelingen kann, bräuchten sie Klarheit über die zu erwartenden Einkünfte im Rentenalter. Damit allerdings sieht es schlecht aus, so das Ergebnis der Studie. Zwar hielten alle untersuchten Versicherer bei ihren Standmitteilungen die gesetzlichen Vorgaben ein, so Manfred Bauer (Foto: Pfeifer), Mitglied des Vorstands der mlp AG, es gebe jedoch drei entscheidende Schwachstellen.

Drei Schwachstellen bei Standmitteilungen
Zum einen lassen sich die grundlegenden Vertragsdaten nicht auf einen Blick erfassen. Die technischen Vertragsdaten seien mitunter über die gesamte Standmitteilung verstreut. Meist gebe es keine Aussagen über den zugrunde liegenden Garantiezins oder die Gesamtverzinsung.

Zum anderen setzten die ausgewiesenen Zwischenstände oft detailliertes Fachwissen voraus, mitunter müssten die Kunden sogar selbst Berechnungen anstellen. Die mlp-Untersuchung konnte kein Positiv-Beispiel ausmachen. Häufig werde in sehr knappen Varianten von Standmitteilungen das Verständnis abstrakter Fachbegriffe und komplexer Produktmechaniken wie „Deckungskapital“, „Überschussguthaben“, „Schlusszahlung aus Bewertungsreserven“, Summenerhöhung der Hauptversicherung“ et cetera vorausgesetzt. Oder die Versicherer behelfen sich mit Verweisen auf Einläuterungen an anderer Stelle, was zu einem Informationsflickenteppich führe. Bei fondsgebunden Rentenversicherungen müssten die Versicherten – etwa beim Rentenfaktor – selber rechnen, um auf die mögliche Rente zu kommen.

Zum dritten - so die mlp-Aussagen zur Studie - weisen die Versicherer bei klassischen Renten die Informationen zu Überschussanteilen und zur Gesamtleistungen ganz unterschiedlich aus. Das erschwere den Produktvergleich, beispielsweise, wenn ein Sparer mehrere Rentenversicherungen besitzt. Bei Fondspolicen sei das ähnlich, bei der Annahme der künftigen Wertentwicklungen unterstellen die Versicherer ganz unterschiedliche Szenarien: 3, 6 oder 9 Prozent der eine, 0, 2, 4 oder 6 Prozent der andere. Eine Einordnung des Produkts in einen Chance-Risiko-Kategorie finde nicht statt.

Branche soll sich auf Mindeststandard einigen
„In der Summe zeigt unsere Untersuchungen, dass es einen erheblichen Verbesserungsbedarf bei Standmitteilungen zu privaten Lebens- und Rentenversicherungen gibt“, resümierte MLP-Vorstand Manfred Bauer. Die unnötigen Hürden würden viele Bürger davon abhalten, sich überhaupt mit dem Vorsorgethema zu befassen. Er verlangte von den Versicherern eine vollständige und kompakte Darstellung grundlegender Vertragsinformationen, eine Vereinheitlichung der Informationen und die Ergänzung um eine Chance-Risiko-Klassifizierung sowie einen klaren Aufbau und eine einfache Sprache für die Standinformationen. „Ein gemeinsamer Mindeststandard für alle Marktteilnehmer sollte der nächste Schritt sein“, forderte Bauer.

Alle Vorsorgeinformationen zusammenführen
Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Denn wirklich finanziell planen und vorsorgen für den Ruhestand könnten die Sparer nur, wenn die Standinformationen aus der gesetzlichen Renteninformation, der bAV betrieblichen Altersversorgung und der privaten Vorsorge zusammengeführt würden. Dieser Meinung ist auch Prof. Andreas Hackethal (Foto: Pfeifer), Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Renten Information. „Ohne verständliche und verlässliche Informationen ist eine eigenverantwortliche Altersvorsorge nicht möglich. Es ist nachteilig, dass viele Verbraucher keine ausreichend verständlichen Informationen darüber haben, was sie aus der gesetzlichen, privaten und betrieblichen Vorsorge erwarten können.“

Altersvorsorge-Konto ist nicht in Sicht
Mit einem Altersvorsorge-Konto wird es wohl so schnell nichts werden, musste Wolfgang Steiger (Foto: Pfeifer), Generalsekretär des Wirtschaftsrates Deutschland und Vorsitzender des Beirates der Deutschen Renten Information einräumen. In Teilen der Politik und beim Datenschutz sei die Zusammenführung aller Vorsorgedaten nicht gewollt. Der CDU-Politiker betonte, dass es höchste Zeit dafür wäre, denn die demografische Entwicklung erfordere immer dringender eigenverantwortliche Lösungen. Er betonte: „Defizite bei den Informationen zur Altersvorsorge behindern die eigenverantwortliche Vorsorge, für die ein einheitlicher und klarer Informationsstandard gebraucht wird.“ Nach Steigers Ansicht wäre es problemlos möglich, dass über eine neutrale Stelle alle Vorsorgeinformationen zusammengeführt werden und diese vom Vorsorgesparer individuell und unter Wahrung des Datenschutzes auf elektronischem Wege abgerufen werden können. Bei den gegenwärtigen Verhandlungen zur „Flexi-Rente“, die Arbeitnehmern einen zeitlich flexiblen Renteneintritt unter Inanspruchnahme von Teilrentenansprüchen ermöglichen soll, wäre dieses Thema zwar dringend zu debattieren, eine Lösung sei jedoch in der gegenwärtigen politischen Konstellation nicht zu erwarten.

Deutschland hinkt hinterher
In Dänemark und anderen skandinavischen Ländern sind spartenübergreifende Informationen zum Stand der Altersvorsorge schon seit einiger Zeit möglich und werden auch rechts- und datensicher erbracht. Neben dem Widerstand aus Kreisen der Politik und des Datenschutzes trägt auch die Zurückhaltung der Versicherungs-Branche dazu bei, dass das Thema nicht vorankommt, heißt es. Einzig der BVI Bundesverband Investment und Asset Management (www.bvi.de) hat vorgeschlagen, die private Vorsorge auf staatlich geförderten Altersvorsorge-Konten zu bündeln. Darin enthalten sein könnten bestehende Riester-Verträge, betriebliche Vorsorge, Kapitallebensversicherungen sowie Bank- und Investmentsparpläne. „Private und betriebliche Vorsorge wären dann beieinander. Das spart Fixkosten“, so der BVI. Ähnliche Ideen haben die Verbraucherzentralen und die grüne Bundestagsfraktion. (hp / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.