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Verzerrte Sicht auf die Lage der Pensionskassen

18. Dezember 2019 - Das Ansehen von Pensionskassen und Pensionsfonds hat sehr gelitten – nicht zuletzt mit der finanziellen Schieflage der Pensionskasse der Caritas VVaG. Jetzt melden sich Deutschlands Pensionsaktuare zu Wort und warnen vor voreilige Schlussfolgerungen, die auch durch den Stresstest der EIOPA entstand.

Am Dienstagabend wurden die Ergebnisse des Stresstests der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA (https://eiopa.europa.eu) vorgestellt. Die Aktuare warnen jetzt, voreilige Schlussfolgerungen über die Situation der deutschen Pensionskassen und Pensionsfonds zu ziehen. „Die Zahlen sind im Kontext der vorgegebenen Systematik der EIOPA zu bewerten und dürfen nicht unreflektiert verwendet werden“, betont Dr. Friedemann Lucius, Vorstandsvorsitzender des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS). Gleichwohl sei die Situation zahlreicher Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) aufgrund der anhaltenden Nullzinsphase zunehmend angespannt (bocquel-news berichtete am 27. November 2019: Pensionskasse der Caritas rappelt sich wieder auf).

Für den diesjährigen Stresstest hat die EIOPA die Auswirkungen einer extremen Kapitalmarktsituation auf die Pensionskassen und Pensionsfonds untersucht. Dieser Ansatz stelle zwar aus IVS-Sicht ein mögliches Instrument zur Risikobeurteilung dar. „Die Aussagekraft der Ergebnisse über die langfristige Finanzkraft der hiesigen Pensionseinrichtungen und ihrer Trägerunternehmen ist aber begrenzt“, so Dr. Lucius weiter.

Grundsätzlich begrüßen die IVS-Aktuare den Wunsch von der EIOPA, länderübergreifend größere Transparenz über die Situation der EbAV zu schaffen. „Der jetzt gewählte EU-weit einheitliche und damit allgemein gehaltene Ansatz kann die lokalen Besonderheiten der betrieblichen Altersversorgung aber nicht in der erforderlichen Differenzierung abbilden“, betont Dr. Lucius. Dieser nationale Blick sei aber wichtig, da die EbAV hauptsächlich lokal agierten und entsprechend nach nationalen Aufsichtsvorgaben gesteuert würden.

„Es gibt keine Handvoll grenzüberschreitender bAV-Einrichtungen. Von daher muss kritisch hinterfragt werden, inwieweit überhaupt ein gesamteuropäischer Rahmen geschaffen werden muss, der alle Einrichtungen über einen Kamm schert“, ergänzt Dr. Lucius.

Besorgt zeigt sich der IVS-Vorsitzende darüber, dass die Ergebnisse von EIOPA als Beweis für angebliche Finanzierungslücken der EbAV missverstanden werden könnten, wie es beim letzten Stresstest vor zwei Jahren zu beobachten war. Denn ob und inwieweit ein zusätzlicher Finanzbedarf aufgezeigt werde, hänge maßgeblich davon ab, nach welchen Ansätzen und Vorgaben das Vermögen und die Verpflichtungen der Einrichtung bewertet würden. „Um es klar zu sagen: Mit den aufsichtsrechtlichen Vorgaben einer BaFin, die den nationalen Gegebenheiten Rechnung trägt, sehen wir keine Multimilliarden-Lücke, die von den Trägerunternehmen der Pensionskassen und Pensionsfonds geschlossen werden muss“, sagt Dr. Lucius.

Unabhängig von den gestern vorgestellten EIOPA-Ergebnissen unterstreicht der IVS-Vorstandsvorsitzende: „Durch die Dauernullzinsphase wird der Druck auf die kapitalgedeckte Altersvorsorge in Europa immer größer. Nicht zuletzt durch die Entscheidungen der EZB sind die natürlichen Gesetze der Kapitalmärkte zunehmend außer Kraft gesetzt und die Kopfschmerzen der Kapitalanleger in den EbAV werden täglich größer.“ Er appelliert an die Währungshüter, bei ihren künftigen Zinsentscheidungen nicht nur das kurzfristige Wachstum, sondern wieder stärker die nachhaltige Vorsorge in den Blick zu nehmen. (-el / www.bocquel-news.de)

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