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Versicherer verabschieden klassische Lebensprodukte

10. September 2015 - Klassische Lebens- und Rentenversicherungen stehen vor dem Aus, nachdem auch die Allianz und Ergo sie nicht mehr aktiv anbieten wollen. Die Versicherer wollen die nötigen Zinsen nicht mehr erwirtschaften, das Anlagerisiko sollen die Kunden tragen.

Die Zurich Versicherungen (www.zurich.de) haben es schon 2013 getan, die Generali Deutschland (www.generali.de) im Mai dieses Jahres, der Talanx-Konzern (www.talanx.com) im Juli und jetzt auch Ergo (www.ergo.de) und die Allianz (www.allianz.de): die klassische Lebensversicherung zum alten Eisen geworfen. All diese Versicherer wollen klassische Lebens- und Rentenversicherungen mit Garantiezins, garantierten Leistungen und garantierten Rückkaufwerten im Neugeschäft überhaupt nicht mehr oder nur noch auf Kundenanfrage verkaufen. So teilte Dr. Volker Priebe (Foto: Allianz), Bereichsleiter Produktentwicklung und Aktuariat der Allianz Lebensversicherung, auf dem Strategiemeeting Lebensversicherungswirtschaft des Handelsblattes unlängst mit, dass der Marktführer klassischen Lebensprodukte nicht mehr aktiv anbieten, sondern nur noch auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden verkauft würde.

Biometrieprodukte statt Lebensversicherungen
Auch Konkurrent Ergo, einst mit Hamburg-Mannheimer und Victoria eine Größe auf dem Lebensversicherungsmarkt und immer noch mehr als 7 Millionen Lebensversicherungsverträge im Bestand, steigt aus. Ergo-Vorstand Dr. Clemens Muth (Foto: Ergo) teilte in der „Süddeutschen Zeitung“ mit: „Wir werden die klassischen Produkte zum Jahresende für das Neugeschäft weitestgehend schließen“. Muth warf die Frage auf: „Warum soll ich als Lebensversicherer Produkte anbieten, von denen ich heute schon weiß, dass sie unprofitabel sind?“ und ergänzte: „Es ist nicht die Kernaufgabe eines Lebensversicherers, die Zinsrisiken der Politik der Europäischen Zentralbank in seiner Bilanz aufzufangen“. Die Lebensversicherung sei stattdessen dafür da, „biometrische Risiken wie Berufsunfähigkeit oder Langlebigkeit abzubilden und Sparprozesse zu ermöglichen“.

Wenn es um Rentenversicherungen geht, werde die Ergo künftig nur noch kapitalmarktnahe Produkte verkaufen, also Fondspolicen oder die von Ergo bereits erfolgreich eingeführten neuen Produkte mit abgespeckten Garantien wie die „Ergo Rente Garantie“ und die „Ergo Rente Chance“. Nur Kunden, die Zehn- oder Hunderttausende von Euro in eine sofort beginnende Rente einzahlen, sollen noch vom Klassikangebot profitieren können.

Bei dieser Gelegenheit stellt die Ergo auch Riester-Sparern den Stuhl vor die Tür. Auch bei der Ergo-Tochter Vorsorge Versicherung (www.vorsorge-leben.de) soll im kommenden Jahr die Produktpalette auf kapitalmarktnahe Produkte umgestellt werden.

Heftige Reaktionen vom BdV
Drastisch reagierte der BdV Bund der Versicherten e.V. (www.bundderversicherten.de) auf den Entschluss der Generali. „Das betriebswirtschaftliche Unvermögen der Ergo ist nun der Vorwand für eine Diskriminierung der Bürger, die eine sichere Altersvorsorge am nötigsten haben“, wetterte Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. Zusätzlich empörend sei, dass Kunden mit hohen Einmalbeiträgen sogar noch von den Überschüssen profitieren, die von den älteren Kleinsparern und Riester-Kunden generiert wurden. Denn nach dem klassischen System könnten Kunden mit einer hohen Einmalzahlung sofort an dem weiterhin vergleichsweise hohen Überschussniveau des gesamten Kollektivs teilhaben. Diese Überschussbeteiligung könnten aber nur gewährt werden, weil die Erträge auf die Einzahlungen der Altkunden in der Vergangenheit nicht vollständig ausgeschüttet wurden. „Hier findet innerhalb des Versichertenkollektivs eine Umverteilung von den Kleinsparern zu den ohnehin reicheren Kunden mit hohen Einmalbeiträgen statt“, ist Versicherungsmathematiker Kleinlein überzeugt. Sein Urteil: „Ergo und einige andere Versicherer haben den Deal mit der Politik aufgekündigt. Sie haben keine Lust mehr auf Riester“. (hp / www.bocquel-news.de)

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