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Test: Krankenversicherung für Tiere ist meist zu teuer

25. Januar 2016 - Krankenversicherungen für Hunde und Katzen fanden die Tester der Stiftung Warentest wenig überzeugend. Entweder sind sie zu teuer oder die Leistungen sind schwach. Auch bei den Versicherungen für Pferde sind die Leistungen meistens gedeckelt beziehungsweise eingeschränkt.

Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest (www.test.de) zeigt („Finanztest“, Heft 2/2016), dass Krankenversicherungen für die vierbeinigen Lieblinge zu Hause sinnvoll, aber auch sehr teuer sein könenn. Unter deutschen Dächern leben 31 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel - das ergaben Untersuchungen des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. (www.zzf.de). Mit 12,3 Millionen ist die Katze des beliebteste Heimtier, das in 16,5 Prozent aller Haushalte vertreten ist. An zweiter Stelle folgen 7,4 Millionen Hunde, die in 6,2 Prozent aller Haushalte einen Platz haben.

Wenn Heimtiere krank werden oder einen Unfall hatten, sind sie beim Tierarzt grundsätzlich Privatpatienten. Von der privaten Krankenversicherung der Menschen weiß man, dass es in diesen Fällen immer etwas teurer wird. Veterinäre stellen Rechnungen nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Sie setzt den Gebührenrahmen für die Leistungen fest, der nicht unterschritten werden darf. Nach oben hin ist allerdings viel möglich, denn der Arzt kann zum einfachen bis maximal dreifachen Satz abrechnen. In Großstädten nehmen die Tierärzte in der Regel immer den dreifachen Satz. Die Kosten für jähr­liche Routine­unter­suchungen belaufen sich bei Hunden im Schnitt auf rund 200 Euro und bei Katzen auf rund 120 Euro. Steht ein Klinik­aufenthalt oder eine OP an, können die Ausgaben stark steigen. Das passiert vor allem dann, wenn Diagnose­verfahren wie MRT genutzt werden, und das Tier narkotisiert werden muss. Schnell kommen so allein für die Vorunter­suchung 750 Euro zusammen. Wer als Tierhalter die Kosten für teure Unter­suchungen und Operationen im Griff behalten will, kann eine Kranken­versicherung für sein Tier abschließen.

Operationsschutz oder Vollkostentarife
Doch dieser Schutz hat seinen Preis, wie die Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt. Die Tester haben 18 Hunde- und Katzen-Krankenversicherungstarife von fünf Versicherern untersucht, die bei Unfall oder Krankheit oder nur bei Unfall leisten. Alle fünf Versicherer bieten für Hund und Katze je zwei Tarif­arten an: den Operations­kosten­schutz und den teureren Krankenvoll­schutz. Hohe Operationskosten sichern beide ab. Bei den Voll­tarifen werden zudem Heilbe­hand­lungen und einge­schränkt auch Vorsorgemaß­nahmen wie etwa Impfungen über­nommen. Der OP-Schutz ist etwas güns­tiger zu haben als der Rund­umschutz. Wer eine Versicherung abschließen will, sollte sich den Vertrag genau anschauen, raten die Tester. Jeder Tarif habe seine Tücken. Der Tierhalter müsse sich entscheiden, ob ihm nied­rige Beiträge oder umfang­reiche Leistungen wichtig sind. Beides zusammen gibt es nicht, wie die Unter­suchung ergab. Es gebe sogar Tarife, die teuer sind und dennoch nur beschränkt leisten.

Nur mit Selbstbehalt
Alle Voll­versicherer verlangen, dass der Tierhalter einen Teil der Rechnung über­nimmt, so das Ergebnis. Meist seien das 20 Prozent. Bei den OP-Versicherungen verzichten einige Tarife auf den Selbst­behalt. Hat das Tier eine Vorerkrankung, behalten sich die Anbieter – wie beim Menschen – vor, einen höheren Beitrag zu verlangen, die Erkrankung aus dem Vertrag auszuschließen oder die Versicherung ganz zu verweigern. Schwierig und je nach Anbieter teurer sei es auch, ein älteres Tier zu versichern. Halter sollten ihre Tiere deshalb jung versichern, wenn sie in der Regel noch gesund sind.

Pferdeversicherungen kaum vergleichbar
Rund 1,2 Millionen Pferde und Ponys werden in Deutschland privat gehalten. Sie sind nicht nur ein Thema für die Tierhalter-Haftpflichtversicherung, sondern auch und besonders für die Tierkrankenversicherung. Wenn ein Pferd erkrankt oder sich verletzt, wird es in aller Regel sehr teuer. Da kann eine einfache Fesselbeinfissur, die operativ unter Vollnarkose versorgt werden muss, inklusive zehntätigem Klinikaufenthalt locker rund  3.500 Euro kosten.

Mit nur drei Versicherern ist der Markt für Pferdekranken­versicherungen recht über­schaubar, stellten die Warentester fest. Bei Jahres­beiträgen zwischen 95 und 494 Euro unterscheiden sich die Policen im Leistungs­umfang stark, stellten sie fest. Oft sind bestimmte Erkrankungen und Operationen ausgeschlossen. Einige Versicherer begrenzten zudem die Summen, die sie für eine Operation bezahlen. Sie sehen zum Beispiel Jahres­höchst­grenzen vor und schränken zudem für jeden einzelnen Versicherungs­fall die Erstattung der Kosten ein.

Was tierärztliche Leistungen mindestens kosten (einfacher Gebührensatz in Euro)

 Leistung

 Hund

 Katze

 Pferd

 Allgemeine Untersuchung und Beratung

 12,03

 8,02

 17,18

 Folgeuntersuchung um gleichen Behandlungsfall und Beratung

 9,73

 6,88

 13,74

 Stationäre Unterbringung pro Tag ohne Behandlung und Futterkosten

 14,31

 8,59

 20,05

 Strahlendiagnostik erste und zweite Aufnahme je

 28,63

 28,63

 28,63

 Kontrastmitteluntersuchung

 5,72 bis 57,27

 5,72 bis 57,27

 5,72 bis 57,27

 Szintigraphie (nuklearmedizinische Diagnostik zur Tumorerkennung)

 171,80

 171,80

 343,59

 Ultraschalluntersuchung

 37,80

 37,80

 37,80

 Injektion, Infusion

 5,15

 5,15

 5,15

 Impfungen

 4,01

 4,01

 4,01

 Frakturbehandlung konservativ, einfach

 17,18

 17,18

 34,36

 Frakturbehandlung operativ, einfach

 171,80

 171,80

 171,80

 Frakturbehandlung operativ, schwierig

 343,59

 343,59

 343,59

 Arthroskopie

 114,53

 57,27

 171,80

 Lahmheitsuntersuchung

 28,63

 17,18

 28,63

 Blutuntersuchung bis drei Parameter

 5,15

 5,15

 5,15

 Kastration und Sterilisation

 45,81 bis 143,16

 17,18 bis 51,54

 45,81 bis 171,80

 Quelle: Gebührenordnung für Tierärzte, Auszug

 

Versicherung kann trotzdem sinnvoll sein
Trotz der Leistungseinschränkungen und hohen Selbstbehalte können Tierkrankenversicherungen sinnvoll sein. Besonders für Rentnerhaushalte kann es wichtig sein, wenn die Versicherung 40, 50 oder gar gut 60 Prozent der Tierarztrechnung erstattet. Gerade weil bei Tierkrankenversicherungen der Teufel im Kleingedruckten steckt, sollten sie Gegenstand von Beratung sein, wenngleich auch der Online-Abschluss meist möglich ist. Davon dürften jedoch nicht wenige Tierliebhaber überfordert sein. Die meisten Heimtierhalter sind zwischen 40 und 49 Jahren alt, Katzenbesitzer finden sich in dieser Altersgruppe vor allem in Ein- und Zweipersonenhaushalten ohne Kinder.  Hunde werden vor allem von älteren Menschen gehalten sowie von Familienhaushalten auf dem Lande. Es dürfte auch nicht falsch sein, einen Zusammenhang zwischen Haustierhaltung und demografischer Entwicklung anzunehmen. Zunehmende Alterung und steigende Anzahl von Single-Haushalten stellen begünstigende Bedingungen dar, zumindest für die Haltung von Hunden und Katzen.

Großes Marktpotenzial in Deutschland
Das Potenzial für Tierkrankenversicherungen in Deutschland ist enorm. Während beispielsweise in Großbritannien oder Schweden die Versicherungsquote für Haustiere teilweise bei über 50 Prozent liegt, bewegt sie sich in Deutschland noch im einstelligen Bereich. Die Nachfrage nach Tierkrankenversicherungen steigt jedoch jährlich, melden die Tierkrankenversicherer. In jüngster Zeit hat insbesondere die Allianz (www.allianzdeutschland.de) mit ihrer Tierkrankenversicherung-OP für Pferde reüssiert. Sie erstattet hundert Prozent der Kosten für versicherte Operationen nach Unfall oder Krankheit bis zu 10.000 Euro im Jahr. Gedeckt sind allerdings Kosten nur bis zum zweifachen GOT-Satz und nur für versicherte Operationen. (hp / www.bocquel-news.de)

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