12. November 2015 - Die Talanx AG ist bisher zufrieden mit ihrem verbesserten operativen Ergebnis. Für 2016 werden 70 Millionen Euro veranschlagt, um eine strategische Neuausrichtung hin zu einer besseren Kosten-Quote für IT sowie Organisation und voraussichtlichen Stellenabbau in Deutschland zu erzielen.
Automatisierung und Digitalisierung fordern ihren Tribut. Für die Talanx-Gruppe (www.talanx.com) kündigte Konzern-Chef Herbert K. Haas in diesem Zusammenhang heute, Donnerstag, Maßnahmen in einer Telefon-Pressekonferenz an, die sich für die Versicherungsgruppe in Deutschland auswirken werden. Er bezifferte die Kosten dafür mit 70 Millionen Euro. Dafür werde das das Rechenzentrum hierzulande ausgelagert, aber nicht verkauft.
Des Weiteren werde auch das Personalmanagement stringenter ausgerichtet, was auch einen Abbau von Arbeitsplätze bedeuten könnte; dies allerdings erst für die Jahre 2017 bis 2020. „Wir können heute nicht sagen, wie viele Stellen betroffen sein werden, da die Gespräche in den Gremien und mit den Betriebsräten noch laufen“, sagte Haas.
Man werde natürlich versuchen, alle Veränderungen, die sich vornehmlich auf die deutschen Gesellschaften beziehen, ohne betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2020 zu bewältigen. Der Grund sei, dass man die Verwaltungskosten-Quote hierzulande deutlich absenken müsse, um mit den Mitbewerbern gleichzuziehen. Derzeit belaufe sich die Kosten-Quote der Talanx-Gesellschaften in Deutschland auf circa 30 Prozent, wogegen die gleiche Kennzahl im Marktniveau bei circa 25 Prozent liege.
„Strategie der Diversifizierung zahlt sich aus“
Mit Blick auf das Geschäft mit Abschluss des dritten Quartals 2015 sagte Haas, dass sich die Gesellschaften der Talanx-Gruppe vor allem im Ausland operativ verbessert haben. "Unsere Strategie der Diversifizierung zahlt sich aus. Ungeachtet hoher Großschäden und eines weiterhin herausfordernden Marktumfelds hat der Talanx Konzern in den ersten neun Monaten 2015 ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt. Wir sind daher zuversichtlich, unsere Gewinnerwartung für das Gesamtjahr zu erreichen“, sagte Talanx-Chef Herbert K. Haas (Foto: Talanx).
Diese Gewinnerwartung der Talanx AG bezifferte er mit 600 bis 650 Millionen Euro (nach der Goodwill-Abschreibung im zweiten Quartal). „Ohne die Abschreibung hätte die Prognose mit 755 bis 805 Millionen Euro deutlich über dem zum Jahresstart ausgegebenen Ziel gelegen", sagte der Konzern-Chef.
Die Beitragseinnahmen zogen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,1 Prozent auf 24,4 (21,7) Milliarden Euro an. Das Plus sei vor allem im Ausland verzeichnet worden. Im Saldohätten sich die anhaltenden Wechselkursbewegungen positiv auf die Beitragsentwicklung ausgewirkt. Währungskursbereinigt stiegen die Prämien demnach um 6,5 Prozent. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg um 4,4 Prozent auf 1,5 (1,4) Milliarden Euro.
Netto-Großschadenbelastung liegt noch im Budget
Die Netto-Großschadenbelastung blieb laut Haas mit insgesamt 724 (501) Millionen Euro zwar über dem Vorjahr, aber innerhalb des periodenanteiligen Großschadenbudgets. Größter Schadensfall war die Explosion im Hafen von Tianjin in China, der konzernweit mit 114 Millionen Euro zu Buche schlug. Daneben belasteten mehrere große Feuerschäden bei überwiegend deutschen Kunden und Naturkatastrophen - zuletzt Sturm "Siegfried" sowie die Erdbeben in Chile - die Geschäftsbereiche. Auf die Erstversicherung entfielen in der Gesamtsicht Großschäden von 287 (259) Millionen Euro, die Rückversicherung wurde mit Großschäden im Umfang von 436 (242) Millionen Euro belastet.
Die kombinierte Schaden-/Kostenquote verbesserte sich konzernweit dank rückläufiger Kosten-Quote auf 96,9 (97,7) Prozent. Das versicherungstechnische Ergebnis ist weiter von den deutschen Lebensversicherern geprägt. Durch die Beteiligung der Lebensversicherungskunden am Kapitalanlageergebnis sei es nahezu unverändert bei minus 1,3 (minus 1,4) Milliarden Euro geblieben.
Dr. Immo Querner, Finanz-Chef im Talanx-Vorstand, berichtete, dass das Kapitalanlageergebnis ungeachtet des anhaltenden Niedrigzinsumfelds bei insgesamt höheren Kapitalanlagebeständen mit 3,0 (3,0) Milliarden Euro auf Vorjahresniveau ausgewiesen wird. Zum 30. September 2015 hatte das Ergebnis je Aktie betrug 1,93 (2,10) Euro betragen. Die Eigenmittelausstattung der Talanx-Gruppe nach Solvency I bezifferte Querner mit 227,5 Prozent (31. Dezember 2014: 228,2 Prozent).
Im dritten Quartal 2015 erzielte der Konzern demnach Brutto-Prämieneinnahmen von 7,5 (6,8) Milliarden Euro. Der Anstieg um 11,4 Prozent sei bei sehr unterschiedlichen Währungsentwicklungen im Saldo durch Währungseffekte begünstigt worden, in lokalen Währungen stiegen die gebuchten Bruttoprämien um 5,0 Prozent.
Verbesserte Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent
Des Weiteren sagte der Finanz-Vorstand der Talanx, dass sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote um zwei Prozentpunkte auf 98,0 (100,0) Prozent verbessert hat. Das versicherungstechnische Ergebnis verbesserte sich demnach auf minus 437 (minus 578) Millionen Euro. Das Kapitalanlageergebnis sei mit 1,0 (1,0) Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau geblieben. Durch das bessere versicherungstechnische Ergebnis stieg das EBIT laut Dr. Querner in der Quartalssicht um 12,1 Prozent auf 492 (439) Millionen Euro. Das Konzernergebnis legte um 18,8 Prozent auf 177 (149) Millionen Euro zu.
Während der Telefon-Pressekonferenz wurde außerdem berichtet, dass die Finanzierung des Offshore-Windparks Gode Wind 1 nach dem Stichtag des 30. September 2015 umgesetzt wurde. Bereits im September 2015 hatte die Talanx-Gruppe hier ihre Rolle als Konsortialführer mehrerer institutioneller Anleger bekanntgegeben und eine Anleihe im Volumen von 556 Millionen Euro zur Finanzierung des Offshore-Windparks koordiniert. Talanx zeichnete rund 300 Millionen Euro der 10-jährigen Anleihe.
Rechenzentrum wird ausgelagert
Schließlich hat die Talanx-Gruppe Ende Oktober 2015 einen Dienstleistungsvertrag mit IBM zur Konsolidierung der Talanx-Rechenzentren geschlossen. Der Betrieb der Rechenzentren wird damit von IBM übernommen und als "Platform as a Service" weiterentwickelt. Ziel ist eine weitere Verbesserung von IT-Leistungsspektrum und -Kosteneffizienz.
Bruttoprämienwachstum bis zu 3 Prozent zum Ende des laufenden Geschäftsjahres
Talanx strebt für das Geschäftsjahr 2015 - auf Basis konstanter Wechselkurse - ein Bruttoprämienwachstum von 1 bis 3 Prozent an, das vorwiegend im Ausland generiert werden soll. Die Kapitalanlage-Rendite sollte bei 3,0 Prozent liegen. Unter Berücksichtigung der im zweiten Quartal 2015 erfolgten vollständigen Abschreibung des auf das deutsche Lebensversicherungsgeschäft entfallenden Goodwills von 155 Millionen Euro werde für das laufende Geschäftsjahr unverändert ein Konzerngewinn zwischen 600 und 650 Millionen Euro erwartet.
Damit sollte die Eigenkapital-Rendite im Jahr 2015 bei 7 bis 8 Prozent liegen. Der Dividendenvorschlag des Vorstands für das Geschäftsjahr 2015 werde sich aus heutiger Sicht bei einer Ausschüttungs-Quote von 35 bis 45 Prozent an einer um die Goodwill-Abschreibung im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland bereinigten IFRS-Bemessungsgrundlage von 755 bis 805 Millionen Euro orientieren, sagte Haas. „Die Ziele stehen unter dem Vorbehalt konstanter Wechselkurse, des Ausbleibens negativer Entwicklungen an den Kapitalmärkten sowie einer Großschadenbelastung innerhalb des Großschadenbudgets“, betonte der Talanx-Chef.
Ziele für das Geschäftsjahr 2016
Für das Geschäftsjahr 2016 strebt der Konzern einen Konzerngewinn von mehr als 700 Millionen Euro an. Die Planung berücksichtigt laut Vorstands-Aussagen einen zusätzlichen Nachsteuer-Aufwand in Höhe von rund 70 Millionen Euro für IT-Aufwendungen und organisatorische sowie personalwirtschaftliche Restrukturierungsaufwendungen des Geschäftsbereichs Privat- und Firmenversicherung Deutschland.
Ergebnisziel unverändert innerhalb des Großschadenbudgets
Auch das Ergebnisziel stehe unverändert unter dem Vorbehalt konstanter Wechselkurse, des Ausbleibens negativer Entwicklungen an den Kapitalmärkten und einer Großschadenbelastung innerhalb des Großschadenbudgets. Demnach lässt dies die Talanx AG für das Jahr 2016 in der Erstversicherung unverändert bei 290 Millionen Euro. In der Rückversicherung soll das Großschadenbudget auf 825 Millionen Euro steigen (Geschäftsjahr 2015: 690 Millionen Euro). (-el / www.bocquel-news.de)
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