logo
logo

Konzepte und Kriterien

Talanx-Lebensversicherer gehen nicht in den Run-off

2. Oktober 2017 - Nach jahrelangen Anläufen hatte die Talanx AG vor fünf Jahren ihren Börsengang realisiert. Mit Erfolg wie eine Rückschau im Presse-Gespräch zeigte. An Zukäufen vor allem auf dem US-Markt ist man bei dem Versicherungs-konzern interessiert, hat aber derzeit nichts im Fokus – außer 5 Milliarden Euro im Topf.

Bis zu 5 Milliarden Euro hat der Versicherungskonzern Talanx im Topf, um Zukäufe in den USA und anderswo zu tätigen. Doch aktuell sei nichts in Sicht, sagte Herbert Haas, Chef der Talanx AG (www.talanx.com). Am fünften Jahrestag des Talanx-Börsengangs zogen Herbert Haas und der Talanx-Finanzchef Immo Querner im Gespräch mit Journalisten eine durchaus ansehnliche Bilanz. Demnach hat die Aktie der Talanx seit dem IPO (engl. initial public offering) um 118 Prozent an Wert gewonnen – wenn die Dividende mit eingerechnet wird, wie Haas betonte, - und daher besser als der Dax mit plus 73 Prozent und auch noch leicht über dem Plus der Index EuroStoxx Versicherung mit 110 Prozent.

Während der gesamten fünf Jahre sei die Talanx-Aktie nie unter ihren ersten Ausgabewert gesunken. Mehr zugelegt habe jedoch der MDAX mit einem Wertgewinn von 131 Prozent, dem die Talanx angehört. Wenn man die Dividenden nicht einrechnet – so Haas, habe das Talanx-Papier immer noch 85 Prozent zugelegt. Gleichzeitig sei die Marktkapitalisierung auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen.

Die Talanx AG nimmt die Aufgaben einer Management- und Finanzholding im Konzern wahr, ist jedoch selbst nicht im Versicherungsgeschäft tätig. Größter Aktionär der Talanx AG ist mit 79,0 Prozent der HDI V.a.G. (www.hdi.de), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Die übrigen 21 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.

In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Euro am Sonntag machte Haas erstmals Angaben zu den größten Stimmrechtsinhabern beim Mehrheitseigner HDI V.a.G. Sie haben jeweils zwischen 1 und 5 Prozent Stimmenanteil und kommen aus den Bereichen Auto, Chemie und Pharma; wobei die drei größten Anteilseigner DAX-Mitglieder sind. Über Namen wollte Haas nicht sprechen: „Wir wollen das nicht offenlegen, damit Außenstehende nicht zu tief in unsere Geschäftsbeziehungen blicken können.“

Über Expansionspläne denkt man in der Talanx-Konzernspitze immer mal wieder nach: „Im Geschäft mit Industrieversicherungen in den USA sind Zukäufe durchaus vorstellbar“, sagte Haas. Ähnliche Vorhaben seien für Mexiko und die Türkei möglich. Als möglichen Zielmarkt nannte Haas auch Lateinamerika, wo sich die Talanx zuletzt bereits nochmals durch einen Zukauf in Kolumbien verstärkt hat; doch momentan gebe es keine konkreten Pläne. Auch Zukäufe in den USA kämen dem Talanx-Konzern sehr gelegen, denn ein global agierender Industrieversicherer könne ohne US-Präsenz kaum erfolgreich sein. Derzeit generiert die Talanx durch zwei Tochtergesellschaften in den USA, dem größten Versicherungsmarkt weltweit, rund 600 Millionen Euro Prämie. Haas betonte, dass es bei eventuellen Zukäufen/Übernahmen vor allem auf Gesellschaften mit originärem US-Geschäft ankomme und nicht nur auf US-Risiken europäischer Firmen.

Bezüglich der zur Verfügung stehenden 5 Milliarden Euro sagte Immo Querner, dass der HDI VaG bereit sei, seinen Anteil an der Talanx auf 50 Prozent plus eine Aktie zu verringern. So könnte durch eine entsprechende Kapitalerhöhung, an der sich der HDI VaG nicht beteiligen würde, ein großer Teil der 5 Milliarden Euro aufgebracht werden. Das Unternehmen stoße selbst beim hybriden Kapital keineswegs an seine Grenzen und könne Milliardenbeträge aufnehmen, wie Immo Querner hinzufügte.

Wie Hernert Haas und Immo Querner berichteten, hat die Talanx AG, der drittgrößte Versicherungskonzern hierzulande, im heimischen Privatkundengeschäft gute Fortschritte erzielt. Als nächstes werde in den Sparten außerhalb der Autoversicherung eine neue IT installiert. Anders als andere große Marktteilnehmer werde die Talanx ihre Lebensversicherer keinesfalls in den Run-off schicken - oder verkaufen. „Für uns kommt ein Run-off nicht in Frage.“ Die Talanx habe diese Möglichkeiten geprüft und verworfen, denn – so Haas: „Erstens sehen wir den Altersvorsorgemarkt als Wachstumsmarkt; und zweitens werden bei solchen Run-offs auch viele Mitarbeiter ausgegliedert.“ Das würden nämlich eine Zweiteilung der Belegschaft in Angestellt erster und zweiter Klasse bedeuten. „Das wollen wir auf keinen Fall.“

Was die Schadenbelastung durch die großen Tropenstürme „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ betrifft, sei es noch zu früh über konkrete Summen zu sprechen. Analysten nennen für Schäden durch „Maria“ schon Summen bis zu 85 Milliarden US-Dollar (entspricht rund 72 Milliarden Euro). Dabei sei zu bedenken, dass beispielsweise das stark zerstörte Puerto Rico steuerlich geförderter Standort vieler Pharmafirmen sei. Man rechnet hier jetzt mit hohen Summen durch Betriebsunterbrechungs-Schäden, weil die ganze Insel ohne Strom sei. Die bei der Talanx versicherten Erdbebenschäden in Mexiko werden voraussichtlich nicht mehr als 1,4 Millionen Euro kosten.

Angesichts der geballten Naturkatastrophen im September in der Karibik und dem Südosten der USA sei aber insgesamt mit großen Schadensummen zu rechnen. Deshalb hatte die Talanx AG vor zehn Tagen eine Gewinnwarnung (siehe bocquel-news 21. September 2017 Kann Monstersturm „Maria“ jetzt den Markt drehen?) herausgegeben. (eb-db / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.