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Steigt Zurich aus Pipeline-Projekt Nord Stream 2 aus?

18. Januar 2021 - Die Zurich Insurance Group will aus dem Pipeline-Projekt Nord Stream 2 aussteigen. Das heißt, dass der Versicherer mit Schweizer Wurzeln für das - vor allem in den USA umstrittene - Projekt russisches Erdgas per Pipeline durch die Ostsee nach Deutschland zu leiten, keine Versicherungs-Dienstleistungen mehr gewährt.

Der Versicherer Zurich (www.zurich.com) wird Medienmitteilungen zufolge aus dem Pipelineprojekt „Nord Stream 2“ in Sachen Versicherungen aussteigen. Eigentlich sollte die Zurich Insurance Group die Bauarbeiten der Pipeline versichern, die russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland leiten soll. Nun ist der Schweizer Versicherer offensichtlich aus dem Projekt ausgestiegen. Vermutlich auch deshalb, weil man US-Sanktionen aus dem Weg gehen will. Aus Vertraulichkeitsgründen wollte Zurich die Entscheidung nicht kommentieren.

Beim Zurich Konzern gilt ein umfassendes Compliance-Regelwerk; so hält man sich an sämtliche geltenden Sanktionsbestimmungen”, sagte ein Zurich-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg. Beiden Agenturen hatten sich auf Insider berufen, die anonym bleiben wollten.

Wer die am Projekt beteiligten Versicherer sind, wollten die Nord-Stream-Betreiber bislang nicht sagen. Auch auf direkte Anfragen reagieren die großen Erst- und Rückversicherer nicht. Der Ausstieg der Zurich wäre es ein großer Rückschlag für „Nord Stream 2“. Ohne Versicherung und unabhängige Zertifizierung werde „Gazprom“ extreme Schwierigkeiten haben, das Projekt in Betrieb zu nehmen, selbst wenn es Schiffe unter russischer Flagge einsetzt”, kommentierte Energieexperte Benjamin Schmitt dem Handelsblatt seine Einschätzung.

Mitglieder des US-Repräsentantenhauses und des Senats hatten sich im Dezember darauf geeinigt ein Gesetz zu verabschieden, dass gezielt Versicherer und technische Zertifizierungsunternehmen sanktioniert. Bislang ist nichts daraus geworden, aber die Drohkulisse ist im Gespräch. Dabei handelt es sich „nicht nur“ um ein Vorhaben der scheidenden Trump-Regierung; auch der designierte US-Präsident Joe Biden sieht das Projekt kritisch. Noch in seiner früheren Rolle als US-Vizepräsident unter Barack Obama hatte Biden die Pipeline „einen fundamental schlechten Deal für Europa” genannt.

Die Lücke, die Zurich im Versicherungsschutz hinterlässt, dürfte schnell wieder geschlossen werden. Bloomberg zufolge könnten Versicherer aus Russland einspringen, da es keine Vorgaben gibt, aus welchem Land die Gesellschaft kommen muss, die Deckung für die Pipeline bereitstellt.

Derweil ist in den Medien hierzulande zu hören, dass bei „Nord Stream 2“ lediglich noch 28 Kilometer in deutschen Gewässern sowie 120 Kilometer im dänischen Teil fehlen, das Projekt also kurz vor der Fertigstellung steht.

Insider gehen davon aus, dass auch der weltweit größte Rückversicherer Munich Re involviert sein könnte, zumal die Münchener bereits mehrere Offshore-Bauprojekte versicherten und „Nord Stream 1“ – wie auf der Website www.munichre.com „als das größte fakultative Einzelrisiko” in den Büchern der Munich Re steht. Gerüchteweise könnten weitere Versicherer aus der westlichen Hemisphäre abspringen. Dann müsste sich die russische Gazprom nach alternativen Deckungen umsehen.

‚Nord Stream 2‘ ist bis zu 94 Prozent fertig
Grundsätzlich gilt dabei aber weiterhin: ‚Nord Stream 2‘ ist bis zu 94 Prozent fertig, es fehlt lediglich noch ein kleineres Teilstück. Allerdings wird in diesem Kontext auch bereits von erneuten Verzögerungen berichtet. Möglicherweise geht der Bau dann in diesen Tagen doch nicht weiter, zumal bis zum Juni nur eine der beiden Röhren fertiggestellt sein könnte, wie wohl aus internen Dokumenten hervorgeht.

Weltweit zählen grundsätzlich Errichtungen für den Betrieb von Pipelines die sogenannten „Perils of the sea”. Dabei geht es um ausgesetzte Aktivitäten, die in der Sparte Offshore abgedeckt werden. Als mögliche Risikoszenarien zählen hier technische Störungen, Verschiebungen des Seebetts, das Explodieren versenkter Munition aus dem Ersten Weltkrieg, noch herumtreibende alte Seeminen sowie eventuelle Folgen von Naturgefahren. (-el / www.bocquel-news.de)

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