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Rückversicherer erweitern Grenze der Versicherbarkeit

15. September 2016 - Kein baldiges Ende im jahrelangen Preiskampf der Rückversicherer in Sicht! So lautet das Fazit der beiden Branchenriesen Munich Re und Hannover Rück während des „Rendez-vous de Septembre“ in Monaco. Der Fokus liegt jetzt verstärkt auf Cyberdeckungen sowie Versicherungen von Epidemierisiken.

„Kein schnelles Ende des Preiskampfs in Sicht“, lautet der allgemeine Tenor bei den Rückversicherern weltweit. Erste Tuchfühlung mit ihren Kunden, den Erstversicherern, gab es beim jetzt zu Ende gehenden „Rendez-vous de Septembre“ (www.rvs-monte-carlo.com) in Monaco. Die Vorstände der Munich Re (www.munichre.com), dem weltweit größter Rückversicherer, machten während ihrer Pressekonferenz an der Côte d'Azur deutlich, dass das Marktumfeld der Versicherungswirtschaft weiterhin von starkem Wettbewerb und großem Veränderungsdruck geprägt ist. Mit aktivem Zyklusmanagement, maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen und Innovationen stelle man sich den Herausforderungen.

Vor der Erneuerung eines großen Teils der Rückversicherungs-Verträge im traditionellen Schaden- und Unfallgeschäft zum 1. Januar bleibe das Umfeld unverändert herausfordernd. Niedrige Zinsen, eine hohe Kapitalisierung der Marktteilnehmer sowie der Einfluss alternativen Kapitals prägen den Wettbewerb weiterhin. Es stehe nach wie vor ausreichend Kapazität zur Verfügung.
Allerdings habe in den vergangenen Erneuerungsrunden der Druck auf Preise
und Bedingungen etwas nachgelassen.

Die Munich Re wird ihre mehrgleisige Strategie fortsetzen. Die Entwicklung des Rückversicherungsmarktes sei weiterhin zweigeteilt: Zum einen herrsche starker Wettbewerb im Standardgeschäft. Dem will der Marktführer mit konsequentem Zyklusmanagement begegnen. Zum anderen gebe es eine stetige Nachfrage nach individueller Rückversicherung für komplexe Bedarfe, für die die Munich Re maßgeschneiderte Lösungen vorhalte.

„Darüber hinaus treiben wir Innovationen voran, oft gemeinsam mit unseren Zedenten“, sagte Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands der Munich Re. „Durch Innovationen, zum Beispiel in der Produktentwicklung, bei Data Analytics, im automatisierten Underwriting oder bei der Unterstützung digitaler Geschäftsmodelle, erschließen wir zusammen mit unseren Zedenten neue profitable Wachstumsmöglichkeiten.“ Bereits heute erzielt Munich Re aus innovativen Produkten Prämieneinnahmen von rund 500 Millionen Euro. „Zwei Beispiele, bei denen Munich Re die Grenzen der Versicherbarkeit langsam aber kontinuierlich verschiebt, sind Cyberdeckungen sowie die Versicherung von Epidemierisiken“, konstatierte Jeworrek.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung der Welt in nahezu allen wirtschaftlichen Bereichen steigen auch die Risiken in neue Dimensionen. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen erkennen laut Aussagen des Munich-Re-Vorstands diese Exponierung immer deutlicher und suchen zunehmend Versicherungsschutz. Liegt die weltweite Prämie für Cyberversicherungen heute bei rund 3 Milliarden US-Dollar (knapp 2,7 Milliarden Euro), so werde bis 2020 eine Steigerung auf 8 bis 10 Milliarden US-Dollar erwartet.

„Wir möchten dem wachsenden Bedarf unserer Kunden entsprechen. Daher bauen wir unsere Fähigkeiten bei der Beurteilung der verschiedenen Cyberrisiken systematisch aus“, sagte Thomas Blunck, Mitglied des Vorstands bei Munich Re, im Gespräch mit Journalisten in Monte Carlo.

Die Beherrschung möglicher Kumule werde zu einer besonders wichtigen Herausforderung für die Versicherungswirtschaft. Um bei der Einschätzung von neuen Technologien immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, forciert die Munich Re laut Blunck den Aufbau von Ökosystemen mit spezialisierten Technologieunternehmen.

Ähnlich verfährt der weltweit größte Rückversicherer im Rahmen einer weiteren Produktinitiative. So entwickelt sie neue Versicherungslösungen für Unternehmen, die finanzielle Einbußen im Fall von Epidemien erleiden können. Das sei zum Beispiel für die Tourismusbranche oder Fluggesellschaften interessant, wenn die Zahl der Reisenden in einem Land wegen einer Epidemie drastisch zurückgeht. „Die stetige Erweiterung der Grenzen der Versicherbarkeit – zunehmend unterstützt durch digitale Technologie – ist ein wichtiger Wachstumsmotor für die Assekuranz und daher von zentraler strategischer Bedeutung für Munich Re“, betonten die Manager.

Markt in der Schaden-Rückversicherung weltweit
im Vergleich zum Vorjahr bisher kaum verändert
Die Hannover Rück (www.hannoverre-com), weltweit die Nummer 3, sieht die Marktsituation in der weltweiten Schaden-Rückversicherung im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Die Wettbewerbsintensität halte an. Die gute Kapitalausstattung der Erstversicherer erlaube weiterhin hohe Selbstbehalte. Gleichzeitig fließe mangels renditestärkerer Anlagealternativen zunehmend Kapital aus dem weiter wachsenden ILS-Bereich (unter anderem Katastrophenanleihen und besicherte Rückversicherung) in den Rückversicherungsmarkt. Folglich liege dessen Kapazität weiterhin deutlich über der Nachfrage.

"Es ist erkennbar, dass die Rückversicherer bestrebt sind, das Preisniveau nicht weiter sinken zu lassen. Dies hat bereits dazu geführt, dass sich der Preisrückgang bei den Erneuerungen im ersten Halbjahr 2016 erheblich abgeschwächt hat. In dieser Situation ist es für uns entscheidend, nur Geschäft zu zeichnen, das unseren Margenanforderungen genügt, auch wenn dies zu geringeren Prämieneinnahmen führt", sagte Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin während einer Pressekonferenz in Monte Carlo.

Trotz rückläufiger Zinsen und zusätzlicher Unsicherheiten auf dem Kapital- und Kreditmarkt sei die Ergebnissituation für Erst- und Rückversicherer im Allgemeinen gut. Die deutlichen Preisrückgänge und Konditionsaufweichungen haben sich nur in geringem Maße auf die versicherungstechnischen Ergebnisse niedergeschlagen. Durch die nach wie vor sinkenden Zinsen konnten darüber hinaus die gesunkenen Wiederanlagerenditen durch realisierte Gewinne ausgeglichen werden. Andererseits werde zunehmend deutlich, dass erhöhte Schadenbelastungen nicht mehr so einfach absorbiert werden können. Dies hat sich teilweise auch in den Ergebnissen der Rückversicherer niedergeschlagen.

Für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 erwartet die Hannover Rück insgesamt mehr Stabilität bei Preisen und Bedingungen, nicht nur wegen des zunehmenden Renditedrucks, sondern auch aufgrund der deutlich angestiegenen Grundschadenlast. Hier bieten sich Räume für Ratenerhöhungen, beispielsweise in Kanada und Deutschland, nach den teils hohen eingetretenen Schäden durch Naturkatastrophenereignisse.

Auch die fortschreitende Digitalisierung bietet nach Wallins Ansicht neue Chancen für die Versicherungsbranche. Weiter steigenden Bedarf sieht die Hannover Rück angesichts des wachsenden Gefährdungspotenzials bei Produkten zur Absicherung von Cyber-Risiken, neben den USA auch in anderen Märkten.

Für ihre drei Säulen der Schaden-Rückversicherung - die Zielmärkte, das Spezialgeschäft und die globale Rückversicherung - erwartet die Hannover Rück für die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 mehr Stabilität bei Preisen und Konditionen. Die Erneuerungen im Jahresverlauf zeigten, dass breit diversifizierte Rückversicherer mit exzellentem Rating, wie die Hannover Rück, hiervon profitieren können. Geschäftsmöglichkeiten erwartet das Unternehmen neben dem wachsenden Bereich der Cyber-Risiken vor allem im Sach- und Haftpflichtgeschäft in den USA, im Bereich Kredit- und Kaution wie auch durch die Einführung risikobasierter Solvenzsysteme. Die klassische Rückversicherung ist Kernkompetenz der Hannover Rück, erweitert um innovative Deckungskonzepte. Hier nannte Wallin beispielsweise produktorientierte Kooperationen mit Erstversicherungskunden. Insgesamt setzt das Unternehmen, wie auch im Vorjahr, auf hochwertiges Bestandsgeschäft, ergänzt um sich bietende Opportunitäten in Nischen- und Spezialbereichen. „Die Hannover Rück wird, wie auch in früheren Weichmarktphasen, unzureichend ratiertes Geschäft zur Disposition stellen“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Hannover Rück. Man setze außerdem darauf, alternative Lösungen für Kunden zu einem angemessenen Preisniveau anzubieten. (-el / www.bocquel-nws.de)

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