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Konzepte und Kriterien

Robo-Advisor als Kollege des Beraters ist Realität

22. Mai 2017 - „Robo-Advisor“ – dieser technische Begriff „schwirrt“ derzeit durch die Branche. Wenige wissen, worum es sich dabei genau handelt. Klar scheint zu sein, dass es sich hier um eine Art Roboter handelt, dessen Technologie tiefe Spuren in der Versicherungs- und Finanzbranche hinterlässt. Lars Reiner weiß mehr.

Ist mit dem „Robo-Advisor“ Gefahr in Verzug? Was macht er, was kann er? Kann ein Robo-Advisor künftig Bankberater oder Versicherungsvermittler ersetzen? Im Gespräch mit dem Fachjournalisten und Hochschuldozenten für Risiko-Management Dietmar Braun ließ sich Lars Reiner, CEO der Ginmon GmbH (www.ginmon.de) in der Finanzmetropole Frankfurt am Main, in die Karten schauen. Lars Reiner gilt als Experte, der Roboter und deren Algorithmen als künftige künstliche Intelligenz an der Seite von Kunden aus der Praxis seines Unternehmens kennt. Exklusiv äußerte sich der Ginmon-CEO, der bereits Auszeichnungen wie dem Frankfurter Gründerpreis und den BankingCheck Award erhielt, im Interview.

Wie entwickelt sich die Branche der Robo-Advisor aktuell und in der nahen Zukunft?

Lars Reiner: Wir haben 2017, wie bereits im Vorjahr, ein sehr starkes Wachstum im Bereich Robo-Advisor. Wir bieten hier eine flexible Alternative für die Altersvorsorge oder Kapitalbildung. Vor allem sind unsere rechnergestützte Beratungen an die Risikoorientierung der Kunden gebunden und ausgezeichnet dokumentiert.

In einem Experiment hatten Affen aktive Fondsmanager übertrumpft, können das ihre Roboter auch?

Lars Reiner: (lacht) Ich kenne den wissenschaftlichen Versuch, wo Affen durch das Werfen von Pfeilen auf eine Scheibe entschieden, wie ein Anlagedepot verändert werden sollte und im Ergebnis sogar aktive Fondsmanager schlugen. Die Affen sind da eine Art Placebo.

Placebo können in der Medizin ja auch erstaunliche Erfolge aufweisen. Robo-Advisor sind dagegen eine wissenschaftlich wirksame Medizin, die eine höhere Treffer-Quote nachweist - und aufgrund nachvollziehbarer Modelle und Algorithmen Entscheidungen orientiert an den Risikovorgaben der Kunden erzeugt.

Der frühere Börsenpapst André Kostolany empfahl Aktien, diese unter das Kopfkissen zu legen, jahrzehntelang zu schlafen, um so gebührenfrei Gewinne zu erzielen. Sind Roboter das Kissen?

Lars Reiner: Das trifft sicherlich bei den Transaktionskosten zu, diese fallen bei unserem Robo-Advisor nicht ins Gewicht. Die Strategie unserer Modelle ähnelt dem, was Kostolany meinte. Sie bewähren sich, weil sie nicht auf das fehleranfällige Bauchgefühl setzen, sondern sich an objektiven Faktoren orientieren. Die wissenschaftlichen Methoden hinter dem Algorithmus haben sich beispielsweise jahrzehntelang in der praktischen Anlage von Stiftungsvermögen der Goethe-Universität Frankfurt bewährt.

Sorgen die Robo-Advisor für einen gesunden Schlaf und langfristig für ein gutes Erwachen?

Lars Reiner: Die Träume im Schlaf würden sogar protokolliert. Schon aus Gründen der Compliance wird die Einhaltung der vom Kunden vorgegebenen Strategie protokolliert und eingehalten. Gerade bei einer für die Altersvorsorge wichtigen langfristigen Strategie sind also die Voraussetzungen für ein angenehmes Erwachen am Ende vorgegeben.

Klingt nach der Rezeptur einer erfahrenen Kräuter-Hexe und auch nach Zufall; sind Robo-Advisor so?

Lars Reiner: Mathematik und Algorithmen werden von Laien gerne mit Zauberei verglichen; wer sich aber mit den wissenschaftlichen Modellen beschäftigt, stellt schnell fest, dass es sich um die Strategie Factor Investing handelt, die streng nach den Risikoneigungen der Kunden durchgeführt wird.

Können Berater als Menschen die Maschinen ergänzen und auch Robo-Advisor nutzen?

Lars Reiner: Genau dafür sind wir auch da. Robo-Advisors können durch exzellente Berater bestens ergänzt werden. Die Anpassung an den Karriere-Rhythmus, die Finanzplanung entlang der Zyklen eines Lebenskreislaufs, an individuelle Wünsche und persönliche Ziele, da hilft immer noch ein Gespräch auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch.

Werden die Roboter also zukünftig die Kollegen von Menschen in der Finanzbranche?

Lars Reiner: Sie werden es nicht, denn sie sind es bereits. Professionelle Berater wertschätzen das, ganz besonders in so komplexen Gebieten wie Finanzgeschäfte oder Altersvorsorge, die ja grundsätzlich in die Zukunft gerichtet sind. Die Zukunft findet sich nicht in der Glaskugel der Wahrsager, aber deren Voraussetzung sehr wohl in wissenschaftlich basierten Faktoren und mathematischen Algorithmen.

Vielen Dank für das Gespräch, und viel Erfolg mit Ihren Roboter-Kollegen. (db / www.bocquel-news.de)

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