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Konzepte und Kriterien

Risikowahrnehmung weicht drastisch von Realität ab

27. Oktober 2016 - Jeder Mensch nimmt Alltagsrisiken anders war. Ob und wie sich die Fehlwahrnehmung in der Öffentlichkeit äußert, war Gegenstand einer Studie. Danach entstehen unnötige Sorgen und Ängste sowie irrationale Entscheidungen. Das Goslar Institut hat die Studie gefördert und jetzt präsentiert.

„Subjektiv versus objektiv: Wie (un)reali-stisch sind unsere Einschätzungen?“ Ein sensibles Thema, das jedoch von der Mehrzahl der Bevölkerung kaum als solches wahrgenommen wird, liegt der Studie zugrunde, die jetzt, vom Goslar Institut - Studiengesellschaft für verbraucher-gerechtes Versichern e.V. – gefördert, bei einem Journalistentreff präsentiert wurde. Die Wissenschaftler Prof. Dr. Nadine Gatzert (Universität Erlangen-Nürnberg FAU) und Prof. Horst Müller-Peters (Institut für Versicherungswesen (IVW) und Leiter der Forschungsstelle Versicherungsmarkt der TH Köln) legten ein umfangreiches Kompendium vor, für das Fragestellung zu den alltäglichen Ängsten und Wahrnehmungen analysiert wurden. Die menschliche Vorstellungkraft war gefordert.

Das Goslar Institut (www.goslar-insitut.de) erforscht als Initiative der Huk-Coburg (www.huk.de) in regelmäßigen Abständen Risiken, die Versicherern Daten für ein adäquates Riskmanagement liefern. Dr. Jörg Rheinländer, seit 2013 Generalbevollmächtigter der Huk-Coburg Versicherungsgruppe in den Sach- und Kompositsparten war in den Dialog während der Präsentationvor Journalisten involviert, wie Axel Kleinlein, Vorstandsvorsitzender des Bundes der Versicherten, und Prof. Volker Wolff, ehemals geschäftsführender Leiter des Instituts für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Es ging um die Risikowahrnehmung von Bürgern und Verbrauchern, die sich nicht nur nach den wahren Eintrittswahrscheinlichkeiten von kritischen Ereignissen richtet, sondern in vielen Fällen deutlich und in systematischer Weise von der Realität abweicht.

Dies führt nicht nur zu unnötigen Sorgen und Ängsten, sondern auch zu irrationalen Entscheidungen. Während gegenüber manchen Risiken unnötig vorgesorgt wird, entstehen an anderer Stelle Defizite in der Vorsorge und Absicherung gegenüber wesentlichen Gefahren des Alltags“, machte Prof. Horst Müller-Peters seinem Zuhörerkreis deutlich.

Die Risikowahrnehmung von Bürgern und Verbrauchern weiche aufgrund von psychologischen Verzerrungseffekten in vielen Fällen deutlich von den realen Risiken ab, was zu „irrationalen“ Entscheidungen und ungeeignetem Vorsorgen und Versichern führen könne. Ziel der Studie war es deshalb, solche Abweichungen in der Wahrnehmung von alltäglichen Risiken in der deutschen Bevölkerung aufzuzeigen.

Im Wege einer empirischen Untersuchung wurde daher repräsentativ erhoben, wie unterschiedliche Risiken aus den drei Lebensbereichen „Auto und Mobilität“, „Eigentum, Beruf und Familie“ sowie „Gesundheit und Leben“ in der Bevölkerung eingeschätzt werden. Der subjektiven Risikowahrnehmung wurden dann im Rahmen der Studie die entsprechenden statistischen Eintrittswahrscheinlichkeiten gegenüber gestellt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit seltener Ereignisse meist überschätzt wird. Das gilt wiederum insbesondere für „medienwirksame“ Ereignisse wie tödliche Verkehrsunfälle oder die Gefahr durch Terroranschläge. Häufigere Ereignisse werden dagegen eher unterschätzt. Neben Sachschäden oder Eigentumsdelikten gilt dies insbesondere für Brand- und Leitungswasserschäden. Besonders auffällig ist zudem die Unterschätzung der Häufigkeit von Rechtsfällen.

Terrorgefahren, tödliche Verkehrsunfälle und Computerkriminalität
Bezogen auf die eigene Person im Vergleich zur Betroffenheit in der Bevölkerung, werden Terrorgefahren, tödliche Verkehrsunfälle und Computerkriminalität als besonders hoch eingeschätzt. Kontakt mit dem Gesetz – sei es ein Verlust der Fahrerlaubnis, einer Straftat verdächtigt zu werden oder in einen zivilen Rechtsstreit verwickelt zu werden, betrifft hingegen eher die Bevölkerung allgemein und damit „die Anderen“. Auch Erfahrungen im persönlichen Umfeld spielen eine wichtige Rolle, indem die eigene Gefährdung als deutlich höher eingeschätzt wird. Das gilt in besonderem Maße für Ereignisse, die ansonsten als sehr unwahrscheinlich angesehen werden (beispielsweise tödlicher Flugzeugunfall, tödliches Gewaltverbrechen, Straftatverdacht), aber auch für Berufsunfähigkeits- sowie Krankheitsrisiken. Ziel der Studie ist es laut Prof. Müller-Peters, solche Abweichungen in der Wahrnehmung von alltäglichen Risiken in der deutschen Bevölkerung aufzuzeigen.

So wurde im Wege einer repräsentativen Befragung gemessen, wie unterschiedliche Risiken aus den drei Lebensbereichen „Auto & Mobilität“, „Eigentum, Beruf & Familie“ sowie „Gesundheit & Leben“ wahrgenommen werden. Dem gegenübergestellt werden die entsprechenden objektiven Eintrittswahrscheinlichkeiten dieser Risiken auf Basis verfügbarer statistischer Quellen.  Die Ergebnisse sollten zur Aufklärung der Verbraucher zu überschätzen Gefahren und zu vernachlässigten Risiken beitragen. Sie geben damit Hinweise zur Verbesserung individueller Entscheidungen im Bereich von Vorsorge und Absicherung. Darüber diskutierten am Podium (Foto v.l.n.r.) Prof. Horst Müller-Peters, Axel Kleinlein, die Moderatorin Kerstin Kornettka, Prof. Volker Wolff und Dr. Jörg Rheinländer.

Die auf theoretischer Basis vermuteten Abweichungen zwischen Risikorealität und Risikowahrnehmung konnten für die deutsche Bevölkerung anhand des Vergleichs von Umfrageergebnissen und verfügbaren statistischen Daten in hohem Maße beobachtet werden. Details zur Studie sind online unter https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/fakultaeten/wirtschafts_und_rechtswissenschaften/bericht_risiko_40_hmp_ng_02.pdf nachzulesen. (db / Fotos Goslar Insitut / www.bocquel-news.de)

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