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Konzepte und Kriterien

Rechtsvertrauen, aber kaum Pflegevorsorge

11. Februar 2016 - Die Deutschen vertrauen dem deutschen Rechtssystem. Das Mediationsverfahren ist weithin bekannt, die Hälfte gibt ihm Erfolgschancen. Viele Deutsche denken über Pflegebedürftigkeit nach, doch zu wenige sorgen vor. Die Mehrheit bevorzugt ein Lebensende in Selbstbestimmung.

Dies sind die wichtigsten Ergebnis des diesjährigen Rechtsreports der Roland Rechtsschutzversicherung AG (www.roland-konzern.de), der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (www.ifd-allensbach.de) erstellt wurde. Untersucht wird die Einstellung der Bevölkerung zum deutschen Rechtssystem und zur Mediation. 2016 wurde zudem beleuchtet, inwieweit sich die Deutschen auf eine mögliche Pflegebedürftigkeit vorbereiten und wie sie zum Thema Sterbehilfe stehen.

Wie auch in den vergangenen Jahren ist das Vertrauen der Bundesbürger in das deutsche Rechtssystem auf konstant hohem Niveau. 69 Prozent geben an, „sehr viel“ oder „ziemlich viel“ Vertrauen in die Gesetze zu haben. 65 Prozent der Befragten sprechen den Gerichten ihr Vertrauen aus. Höhere Werte erzielen nur die Polizei sowie mittlere und kleinere Unternehmen. Im Gegensatz dazu hat die Bundesregierung 2015 deutlich an Vertrauen eingebüßt. Vertrauten ihr 2013 und 2014 noch jeweils 50 Prozent der Bundesbürger, sind es aktuell nur noch 41 Prozent. Auch die Presse hat Sympathien verloren: Insgesamt sank der Anteil derjenigen, die den Zeitungen „sehr“ oder „ziemlich“ vertrauen, im Vergleich zu 2014 von 45 auf 39 Prozent.

Obwohl sie von ihrem Rechtssystem grundsätzlich überzeugt sind, bringen viele Deutsche auch Kritik an, so der Rechtsreport. Wie schon in der Vergangenheit bemängelten sie vor allem die Verfahrensdauern – 83 Prozent der Befragten finden, dass die Verfahren zu lang sind. Weitere Kritikpunkte sind in den Augen der Bürger die mangelnde Gleichbehandlung vor Gericht, die komplizierten Gesetze sowie zu milde Urteile.

Mediationsverfahren weitgehend bekannt
Gut drei Jahre nach dem Erlass des „Gesetzes zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung“ ist die Mediation in den meisten Köpfen angekommen, so das Ergebnis der Untersuchung. 68 Prozent der Deutschen haben laut Befragung schon einmal von diesem Verfahren gehört. Vor allem die höheren Bildungsschichten sind demnach damit vertraut. 83 Prozent der Menschen mit höherer Schulbildung kennen die Möglichkeit der Mediation. Bei den Personen mit mittlerer und einfacher Schulbildung sind es 72 respektive 52 Prozent.

Darüber hinaus würden mit 48 Prozent beinahe die Hälfte der Deutschen die Erfolgschancen der Mediation positiv bewerten. Immerhin 40 Prozent seien hingegen skeptisch. Dabei spiele es eine Rolle, ob die Befragten bereits zuvor schon einmal von der Mediation gehört haben. Die Gruppe derjenigen, die die Mediation schon kennen, stehe dieser offener gegenüber als der Bundesdurchschnitt: Hier glauben sogar 55 Prozent, dass sie helfen kann, Konflikte zu schlichten.

Sorgen über eigene Pflegebedürftigkeit
Nach der eigenen möglichen Pflegebedürftigkeit gefragt, geben 61 Prozent an, schon einmal darüber nachgedacht zu haben. Diese Sorge ist in den verschiedenen Altersklassen unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei den 16- bis 29-Jährigen ist die eigene Pflegebedürftigkeit nur für 24 Prozent ein Thema, unter den über 60-Jährigen sind es ganze 83 Prozent.

Trotz aller Bedenken neigen die meisten Deutschen dazu, aktive Maßnahmen für den Fall einer ernsthaften Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit eher vor sich herzuschieben. Nur 37 Prozent bezeichnen sich selbst als Typ, der tätig wird. 41 Prozent unternehmen derzeit nichts. Konkret hat kaum einer bereits für den Fall der Fälle vorgesorgt und eine Patientenverfügung oder eine Betreuungsverfügung bzw. Vorsorgevollmacht verfasst.

Doch die Tendenz ist steigend, konstatieren die Autoren der Untersuchung. Hatten 2009, im Jahr der gesetzlichen Einführung der Patientenverfügung, nur 15 Prozent ein solches Dokument angefertigt, seien es heute schon 26 Prozent. Weitere 43 Prozent hätten vor, eine Patientenverfügung zu verfassen. Was die Betreuungsverfügung oder Vorsorgevollmacht angeht, hätten nur 21 Prozent eine solche abgeschlossen, 35 Prozent planten dies.

Befürwortung der aktiven Sterbehilfe
Das Thema Sterbehilfe mag für die Politiker vom Tisch sein, für die Bevölkerung offenbar nicht. So möchten drei Viertel der Bevölkerung (76 Prozent) nicht, dass ihr Leben im Fall von Krankheit oder Unfall mit allen medizinischen Mitteln erhalten wird.

Zudem sprechen sich der Befragung zufolge immerhin 63 Prozent für die aktive Sterbehilfe aus – sind also der Auffassung, dass es erlaubt sein sollte, unheilbar Kranken dabei zu helfen, ihr Leben zu beenden. Nur 15 Prozent seien entschieden dagegen. Unter den Befürwortern befinden sich auch zahlreiche Mitglieder der großen Konfessionsgemeinschaften: 61 Prozent der Protestanten und 51 Prozent der Katholiken würden sich für die aktive Sterbehilfe aussprechen. Noch deutlicher fallen die Ergebnisse bei der passiven Sterbehilfe aus. 77 Prozent würden es gutheißen, wenn ein Arzt lebenserhaltende Maßnahmen einstellen kann, falls der Patient dies ausdrücklich wünscht – nur sieben Prozent sind gegenteiliger Meinung. (hp / www.bocquel-news.de)

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