logo
logo

Namen und Nachrichten

Plädoyer für eine lebenslange Rente

16. Juli 2015 - Die Menschen schließen deshalb zu wenige Rentenversicherungen ab, weil sie ihre Lebenserwartung unter-schätzen, sind Wissenschaftler überzeugt. Damit die lebenslange Rente attraktiver wird, bedarf es auch neuer Konzepte für die Rentenphase, mahnen sie.

Die Lebensversicherung von 1871 e.V. (www.lv1871.de) publiziert ein „Whitepaper“ zwei Wissenschaftler vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften mbh (www.ifa-ulm.de). Dr. Alexander Kling (Foto links: ifa) und Prof. Jochen Ruß (Foto rechts: ifa) untersuchen in der Publikation „Länger leben als das Geld reicht: ein unterschätztes Risiko“ die Auswirkungen des demografischen Wandels, Gründe für die geringe Akzeptanz von Rentenversicherungen sowie neue Produktansäatze für die Rentenphase.

Ausgangspunkt ist der Umstand, dass die steigende Lebenserwartung eine lebenslange Verrentung von Sparkapital zwingend erforderlich macht. Allerdings würde die eigenen Lebenserwartung von vielen Menschen unterschätzt, einer der Gründe, warum sie keine oder keine ausreichende private Rentenversicherung abschließen. Viele Menschen würden vor allem an die Lebenserwartung ihrer Eltern oder Großeltern denken und verdrängen, dass sie voraussichtlich deutlich älter werden. Selbst wenn die Lebenserwartung realistisch eingeschätzt werde, so orientierten sich viele Menschen am Normalfall, so die Autoren, und würden ausblenden, dass ihre eigenen Lebenserwartung deutlich höher sein kann. „Die potenzielle Abweichung von der Lebenserwartung ist das eigentliche Risiko“, stellen die Autoren fest.

Der dritte Grund für die Vernachlässigung der Rentenversicherung sei das Schubladendenken. Das Produkt läge bei vielen Menschen nicht in der „Schublade Vorsorge“ sondern in der „Schublade Investment“. Es werde daher häufig nicht primär die Frage gestellt, welche Risiken damit reduziert werden, sondern welche Rendite damit erzielt wird. Natürlich sei Rendite wichtig, aber zuerst sollte es um die Frage gehen, wie man das Risiko absichern kann, länger zu leben als das angesparte Geld reicht. Und wenn man seine eigene Lebenserwartung richtig einschätzt, sei auch die erwartete Rendite oft attraktiver, als es auf den ersten Blick scheint.

Aufklärung über Lebenserwartung ist der Schlüssel zu mehr Rente
Die Ruhestandsplanung sollte nicht nur auf den Normalfall ausgerichtet sein, der darin besteht, dass man ungefähr bis zu seiner Lebenserwartung lebt, sondern sollte auch berücksichtigen, dass man mit einer signifikanten Wahrscheinlichkeit seine Lebenserwartung deutlich überleben kann, stellen die Autoren in ihrem Fazit fest.  Geld, das man für Grundbedürfnisse im Alter angespart hat, sollte man sich daher in Form einer lebenslangen Rente auszahlen lassen. Nur so sei sichergestellt, dass man nicht länger lebt als das angesparte Geld reicht. Aufklärung über diese Sachverhalte, insbesondere über realistische Lebenserwartungen und die Chance, die eigene Lebenserwartung deutlich zu überleben, ist dringend erforderlich, raten sie. Eine solche Aufklärung könne die Akzeptanz von lebenslangen Renten erhöhen und dazu beitragen, dass Menschen das wollen, was sie rational betrachtet auch brauchen.

Mehr Produktvielfalt in der Rentenphase
Da sich aber auch Senioren zum Beispiel hinsichtlich ihrer Risikoneigung, ihrer finanziellen Situation und ihrer Bedürfnisse unterscheiden, brauchen diese unterschiedliche Produkte, raten Kling und Ruß. Sie erwarten deshalb neue Produkte für die Rentenphase, die ebenfalls zur Erhöhung der Akzeptanz von Rentenversicherungen beitragen können.

Mehr Flexibilität
Zum einen erwarten sie Renten mit mehr Flexibilität nach Rentenbeginn. Übliche Rentenversicherungen würden (nicht immer zu Recht) als eher unflexibel empfunden. Die Autoren sind überzeugt, dass flexiblere Produkte vielen Menschen den Schritt einfacher machen würden, sich gegen das Risiko abzusichern, länger zu leben als das Geld reicht. Beispielsweise gege es flexible Rentenkonzepte, bei denen der Versicherte die Kontrolle über und den Zugang zum Geld auch nach Rentenbeginn behält. Auch der Einschluss weiterer Risikoabsicherungen, wie zum Beispiel eine Option, die im Pflegefall eine höhere Leistung sichert, sorge für größere Flexibilität im Ruhestand.

Rente aus der Fondsanlage
Darüber hinaus erwarten Kling und Ruß mehr Rentenversicherungen mit Fondsanbindung in der Rentenbezugsphase. Da sich auch ältere Kunden in ihrer Risikoneigung unterscheiden, wären fondsgebundene Garantiekonzepte sinnvoll, die sich je nach Fondsquote zwischen hohen garantierten Renten mit geringer Chance auf Rentensteigerung und niedrigen garantierten Renten mit hoher Chance auf Rentensteigerung ansiedeln. Im Prinzip könne jedes existierende Garantiekonzept von der Ansparphase in die Rentenbezugsphase übertragen werden.

Rente nach Gesundheitszustand
Ebenfalls für sinnvoll halten die Autoren Renten mit der Möglichkeit einer Gesundheitsprüfung bei Rentenbeginn. Für Menschen mit unterdurchschnittlicher Lebenserwartung wird die Rente entsprechend erhöht. Denn auch Menschen, die aufgrund einer Vorerkrankung eine geringere Lebenserwartung haben als ein Durchschnittsmensch, wissen nicht genau, wie lange das angesparte Geld reichen muss. Heute hätten diese Menschen aber meist nur die Wahl, entweder eine Rente mit für sie aufgrund des Gesundheitszustandes schlechtem Preis-Leistungs- Verhältnis zu erhalten, oder – sofern überhaupt möglich – das Kapital auszahlen zu lassen und die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos und gegebenenfalls Steuervorteile zu verlieren.

„Altersversorgung ist weit mehr als nur Sparen fürs Alter. Das Risiko, im Ruhestand länger zu leben als das angesparte Geld reicht, sollte ein zentraler Bestandteil der Ruhestandsplanung sein, raten die Studienautoren. (hp / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.