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Konzepte und Kriterien

Pedelecs sind nicht gefährlicher als Fahrräder

25. Juni 2015 - Elektrisch unterstützte Fahrräder sind im Straßenverkehr nicht gefährlicher als konventionelle Räder, sagen die Unfallforscher der deutschen Versicherungswirtschaft und vollziehen damit eine Kehrwende zu ihren bisherigen Auffassungen über das Risiko.

Nach Erkenntnisse der UDV Unfallforschung der Versicherer (www.udv.de) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) fahren Pedelec-Nutzer mit einer Tretunterstützung bis 25 km/h – der meistgekauften Pedelec-Variante (Foto: UDV) – zwar im Schnitt schneller als Radfahrer, erleben im Alttag dadurch aber nicht spürbar mehr riskante Situationen. Auch die deutlich schnelleren S-Pedelecs mit einer Tretunterstützung bis maximal 45 km/h kommen laut UDV nicht vermehrt in kritische Verkehrssituationen.

Das ist neu. Noch vor drei Jahren warnte der UDV: „Die höheren Geschwindigkeiten der Pedelecs bergen Risiken ... Nach drei Crashtests und umfangreichen Fahrversuchen kommen die Unfallforscher in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass Pedelecs ein Risiko für den Fahrer selbst, aber auch andere Verkehrsteilnehmer sein können.“ Vor allem Senioren auf Pedelecs würden sich über- und die Gefahren der hohen Geschwindigkeit unterschätzen, hieß es damals beim UDV.

Zur Stützung ihrer neuesten Erkenntnisse hatten die Unfallforscher die Mobilität, die Geschwindigkeit und die Risiken im Verkehrsalltag von Elektroradfahrern im Vergleich zu Fahrradfahrern untersucht und die Einschätzung der gefahrenen Geschwindigkeiten durch Autofahrer beobachtet. Außerdem haben sie die amtliche Verkehrsunfallstatistik analysiert.

Ältere Pedelec-Fahrer nicht schneller als Radfahrer
Für die Fahrverhaltensstudie wurden Sensoren und Kameras an den Zweirädern von 90 Teilnehmern im Alter von 16 bis 83 Jahren installiert. Davon waren 31 Fahrradfahrer, 49 Pedelec-Fahrer und zehn S-Pedelec-Fahrer. Über einen Zeitraum von vier Wochen wurde das natürliche Fahrverhalten der Teilnehmer aufgezeichnet und hinterher ausgewertet. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Unterschiede in der Nutzung, in den gefahrenen Wegstrecken und bei den Geschwindigkeiten gering sind. Nutzer setzen die Motorunterstützung offenbar in erster Linie ein, um fahrradähnliche Geschwindigkeiten mit geringerem Aufwand zu erreichen. Das gelte besonders für ältere Radfahrer, deren Geschwindigkeiten deutlich unterdurchschnittlich waren.

Im zweiten Teil des Projektes haben die UDV-Experten untersucht, ob die Geschwindigkeit von Elektrofahrrädern und anderen Einspurfahrzeugen von Autofahrern richtig oder falsch eingeschätzt wird. Dabei wurde der Einfluss verschiedener Faktoren (zum Beispiel die Annäherungsgeschwindigkeit, das Alter des Zweiradfahrers, die Trittfrequenz) auf die Geschwindigkeitswahrnehmung von Zweiradfahrern überprüft. Tatsächlich unterschätzten die Pkw-Fahrer die Pedelec-Geschwindigkeit häufig, allerdings ohne, dass dies die Sicherheit gefährdete, so das Ergebnis der Untersuchung.

Deutlich mehr Alleinunfälle
Siegfried Brockmann Bei der Analyse des Unfallgeschehens fiel auf, dass Pedelec-Unfälle mit Verletzten oder Getöteten überdurchschnittlich häufig außerhalb von Ortschaften passieren. Auch zählten die Experten im Vergleich zu den Fahrradfahrern deutlich mehr Alleinunfälle und Unfälle auf Gefällestrecken. „Nicht das Pedelec ist das Problem, sondern die derzeit überwiegende Nutzergruppe“, sagt UDV-Leiter Siegfried Brockmann (Foto: GDV). „Viele Senioren freuen sich über neu gewonnene Mobilität, haben dann aber Schwierigkeiten mit dem Handling des Pedelecs. Hier sind die Händler in einer besonderen Verantwortung, bei der Auswahl des optimalen Geräts sachkundig zu beraten und die Pedelec-Fahrer ausführlich einzuweisen.“ Die älteren Pedelec-Fahrer könnten auch selbst für mehr Sicherheit sorgen, indem sie Trainingsveranstaltungen besuchen, beispielsweise bei den Verkehrswachten. „Außerdem sollten sie immer einen Helm tragen“, rät Brockmann. Hinzufügen sollte man noch: Eine private Haftpflichtversicherung sowie eine Unfallversicherung gehören ebenfalls zur Ausrüstung. (hp / www.bocquel-news.de)

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