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Pech oder Panne? Der Fehler liegt im System

27. Juli 2015 - Ärger bei der Ergo! Weil die Rechenkerne und unterschiedlichen Systemlandschaften von ehemaligen Tochtergesellschaften teilweise nur schwer auf eine Ebene gebracht werden können, bekamen etliche Kunden fehlerhafte Gutschriften und Erträge – mal zu wenig, mal zu viel.

Pech und Pannen bei der Ergo Versicherungsgruppe (www.ergo.com) in Düsseldorf. Es geht um Erträge und Gutschriften der Ergo, die vornehmlich im Bereich Lebensversicherung für ihre Versicherten teilweise fehlerhaft ausgefallen sind – meist zu niedrig und das eine oder andere Mal auch zu hoch. Ein Rechenfehler – oder Willkür? Bei der Ergo Versicherungsgruppe weiß man, woran es liegt, kann aber nicht so schnell alles wieder in die richtigen Bahnen lenken, wie es Kunden und IT-Leute gern möchten.

Ganz einfach: Der Fehler liegt im System – oder besser: in diesem Fall liegen die Fehler in den Systemen. Denn die unterschiedlichen Systemlandschaften aller früheren Ergo-Töchter müssen auf einen Nenner gebracht werden. Die Ergo, die zur Münchener Rück Gruppe (www.munichre.com) gehört, hat 7 Millionen Lebensversicherungs-Verträge im Bestand. Seit die in Düsseldorf ansässige Versicherungsgruppe um die IT-Fehler weiß, wurden bereits über 350.000 Bescheide an betroffene Versicherungsnehmer mit korrigierten Geldsummen-Angaben versandt.

Von wenigen Cent bis in "niedrige dreistellige Euro-Bereiche"
Wie viele Fälle noch in den Weiten der zusammengeknüpften IT-Landschaften schlummern, ist laut Ergo noch nicht bekannt. Bisher gehe es um Beträge von wenigen Cent bis in "niedrige dreistellige Euro-Bereiche". Medienberichten zufolge haben die Düsseldorfer in den vergangenen zwei Jahren an betroffene Kunden wegen dieser IT-Ungereimtheiten in den Rechenkernen Berichten zufolge beispielsweise 2 Millionen Euro zu wenig ausgewiesen. Doch in anderen Fällen wurde insgesamt bis 8 Millionen Euro zu viel ausbezahlt. Dabei sei es um Riester-Verträgen aus den Jahren 2006 und 2007 gegangen. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung (www.sueddeutsche.de) sagte eine Ergo-Sprecherin: "Wir haben die zu viel gezahlte Summe nicht zurückgefordert.“

Auf Anfrage der bocquel-news teilt die Ergo-Sprecherin mit: „Die Ursache für Fehler liegt insbesondere in komplexen Produkten und einer bedingt durch die Historie der früheren Ergo-Gesellschaften vielfältigen Systemlandschaft mit unterschiedlichen mathematischen Rechenkernen. Als wir das Problem erkannt haben, haben wir ein Programm aufgesetzt, das zum Ziel hat, Fehler in einem systematischen Prozess zu beheben, aufzuarbeiten und eine Systemarchitektur zu entwickeln, die Fehler in Zukunft weitgehend vermeiden hilft. Hierbei gilt Sorgfalt vor Geschwindigkeit.

Da wir noch nicht alle bekannten Fehler vollständig überprüft haben, können wir keine abschließende Summe nennen. Das gilt auch für die Anzahl betroffener Kunden. Wir arbeiten daran, dass nach Abschluss der Korrektur alle Kunden so gestellt sind, wie es mit ihnen vertraglich vereinbart wurde.

Wir arbeiten teilweise mit einem Vorbehaltstext. Der Vorbehaltstext informiert, dass der Vertrag unter Umständen korrigiert werden muss. Zum Beispiel kann darin stehen: „<…>. Nach Abschluss der Arbeiten werden wir uns unaufgefordert bei allen Kunden melden, bei denen Korrekturen notwendig werden.“ (Ende des Statements)

Die Öffentlichkeit erfuhr erst vor Tagen von dem Dilemma, betroffene Kunden wurden jedoch schon vorher und weiterhin sukzessive nach Auffinden des Rechenfehlers pro Fall unterrichtet. Und auch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin weiß davon und lässt sich regelmäßig unterrichten. Eine Stellungnahme dazu vom Amt aus Bonn gibt es nicht.

IT-Fachleute der Branche vermuten, dass auch andere Versicherungsunternehmen mit den Fehlern und Tücken beim Zusammenbringen unterschiedlicher Systemlandschaften zu kämpfen haben. Mit Blick auf die Fülle der Fusionen und Verschmelzungen einzelner Assekuranzen in den vergangenen Jahren scheint das unvermeidbar zu sein. Der Marktführer Allianz (www.allianz.de) sagte gegenüber den Medien, dass in München alle Rechenkernen wiederholt auf den neusten Stand gebracht werden, so dass bisher noch kein ähnlicher Fall wie bei der Ergo vorgekommen sei.

Nicht den Hund mit der Aufsicht über die Wurst beauftragen
Im World Wide Web findet das Thema „Fehler bei Erträgen und Gutschriften im Hause Ergo“ auch seinen Niederschlag. Der Kommentar eines betroffenen Versicherungsnehmers dazu lautet: „Der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass die Berechnungen in Ordnung sind. Strenge Prüfungen? Wer hat das denn geprüft? Offensichtlich waren die gleichen Wirtschaftsprüfer am Werk, die bereits die Lehmann-Bank geprüft haben. In diesem Fall müsste eine unabhängige Prüfungsgesellschaft die Daten untersuchen – und nicht der Ergo Konzern selbst. Ich beauftrage ja auch nicht den Hund mit der Aufsicht über die Wurst.“ (-el / www.bocquel-news.de)

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