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Konzepte und Kriterien

PKV will mit Regionalatlas Vorurteile ausräumen

3. Februar 2020 - Der Verband der Privaten Krankenversicherung hat mit seiner Roadshow zur Vorstellung des Regionalatlas‘ NRW in Düsseldorf Station gemacht. Dort sind auch viele Landespolitiker gekommen. Ein spannender Mix zur rechten Zeit, der zur Versachlichung der wieder aufgeflammten Vergütungsdebatte beitragen soll.

Der PKV Verband der Privaten Krankenversicherung (www.pkv.de) hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit etlichen Mythen des Gesundheitssystems aufzuräumen, vor allem mit den Vorurteilen gegenüber dem privaten System. Mit den bisher veröffentlichten Regionalatlanten zu Bayern, Hessen, dem Saarland und nun Nordrhein-Westfalen (NRW) widerlegt der Verband ein ganz zentrales Vorurteil: Ärzte wendeten sich von ländlichen Regionen ab, weil sie in der Stadt auf mehr lukrative Privatpatienten treffen. Das ist zumindest in den bereits erwähnten Ländern nicht nur falsch, sondern grundverkehrt.

Falsche Argumente werden auch durch ständiges Wiederholen nicht richtig. Beispielsweise das von SPD-Mann Karl Lauterbach aus der Saarbrücker Zeitung vom 15.Mai 2019: „Die meisten Ärzte zieht es dorthin, wo es viele Privatversicherte gibt, an denen sie deutlich mehr verdienen. Und das ist vornehmlich in den Metropolen der Fall.“ Wie die abgebildete Landkarte zeigt, verdienen die Ärzte im strukturschwachen Ruhrgebiet deutlich besser an ihren Privatpatienten als in der Modemetropole Düsseldorf oder der Domstadt Köln. Umgekehrt profitieren sie in den großen Städten weniger von Privatpatienten als etwa in Gelsenkirchen oder dem Hochsauerlandkreis.

Die Altersstruktur ist entscheidend
Die Ergebnisse verblüffen zunächst, aber es gibt einleuchtende Gründe. Die Hauptursache scheint in der Altersstruktur zu liegen. Während in den großen Universitätsstädten viele junge Privatversicherte leben und aktive Beamte, ist die Privatklientel in den ländlichen Regionen eher in die Jahre gekommen.

Die Einwohner am FC-Schalke-Standort Gelsenkirchen sind im Schnitt mit 48,1 Jahren älter als in den rheinischen Metropolen. In Köln etwa liegt der Altersschnitt bei nur 43,5 Jahren. Das macht offenbar viel aus. Da Ältere häufiger zum Arzt gehen als Jüngere, profitieren die Praxen im Ruhrgebiet und anderen strukturschwachen Regionen besonders von ihren Privatversicherten. Die abgebildete Landkarte zeigt die regionalen Unterschiede im Einzelnen. Mehrarbeit wird dabei allerdings nicht berücksichtigt.

Ein paar Zahlenbeispiele: Obwohl der Mehrumsatz, den die Ärzte in der Region Gelsenkirchen aus ihren Privatpatienten generieren, mit durchschnittlich 49.265 Euro um 11.906 Euro jährlich höher liegt als in der Landeshauptstadt (im Schnitt 37.359 Euro), kommen in Düsseldorf 281 niedergelassene Ärzte auf 100.000 Einwohner. In Gelsenkirchen ist der Wettbewerb unter den Praxen mit nur 164 pro 100.000 Einwohner obendrein deutlich entspannter.

An diesem Beispiel zeigt sich zugleich, dass die Ärzte in der Tat von den größeren Metropolen angezogen werden und sich offenbar bevorzugt dort niederlassen. Die Verlockung der Privatversicherten kann dafür aber jedenfalls nicht mehr verantwortlich gemacht werden. Zu viele Stadt-Land-Vergleiche belegen das Gegenteil. Der Urbanisierungstrend muss damit andere Ursachen haben. Diese liegen womöglich in guten Schulen, einer ordentlichen Infrastruktur, dem Jobangebot für Partner und vielem mehr.

Weiße Flecken auf der Landkarte zügig füllen
Im Vergleich von Münster mit dem Hochsauerlandkreis verhält es sich ähnlich: In Münster kommen 291 niedergelassene Ärzte auf 100.000 Einwohner. Im Hochsauerlandkreis nur 151 Ärzte. Obwohl: Der Mehrumsatz schlägt im Hochsauerlandkreis mit 85.562 Euro deutlich stärker zu Buche als in Münster selbst, mit „nur“ 73.516 Euro pro Jahr.

Auch der Vergleich der grenznahen Stadtregion Aachen mit dem Ruhrgebiet liefert ein ähnliches Verhältnis: Aachen hat 221 Ärzte pro 100.000 Einwohner und einen Mehrumsatz durch Privatversicherte in Höhe von 44.833 Euro jährlich. Im Ruhrgebiet ist die Ärztedichte mit 164 pro 100.000 Einwohner deutlich niedriger, obwohl dort ein PKV-Mehrumsatz von 66.502 Euro im Jahr erzielt wird. Spitzenreiter mit den meisten Privatversicherten pro Einwohnerzahl ist übrigens Bonn, Schlusslicht ist ausgerechnet Gelsenkirchen. 

Die sachliche Botschaft der Regionalatlanten ist bei den Landespolitikern jedenfalls angekommen. Und zwar genau zur rechten Zeit. Denn mit der Vorlage des Ergebnisberichts der Expertenkommission für ein modernes Vergütungssystem (KOMV) in der vergangenen Woche flammt die Debatte um das Duale System und seine Vergütungsunterschiede gerade wieder auf. Der PKV-Verband tut gut daran, seine Regionalatlanten zügig um die restlichen Bundesländer – insbesondere auch in den neuen Ländern – zu einem veritablen Deutschlandatlas zu erweitern. (Rita Lansch / www.bocquel-news.de)

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