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PKV: Neues CareFlex-Modell puscht Wachstum

14. Oktober 2020 - Hauptsächlich um den Zusatz-Tarif „CareFlex Chemie“, eine künftig arbeitgeberfinanzierte private Pflegezusatz-Versicherung für Beschäftigten der Chemieindustrie, drehte sich am Dienstag der virtuelle Presse-Talk, den der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) veranstaltete. Das sei auch für andere Branchen interessant.

Zuletzt hatte der Gesetzgeber verkündet, dass sich der Eigenanteil in der gesetzlichen Pflegeversicherung erhöhe. Allerdings hat sich bisher nur ein Bruchteil der Bundesbürger privat gegen eine trotzdem weiter klaffende finanzielle Lücke abgesichert. Insgesamt – so die Aussagen - stehen der Zahl der neu abgeschlossenen Pflegezusatz-Verträge immer mehr Kündigungen gegenüber.

Während der PKV-Diskussion im Web berichtete Christian Jungvogel, Abteilungsleiter Tarifpolitik der Gewerkschaft IG BCE, sodann, dass rund eine halbe Million der Beschäftigten in der Chemieindustrie das Modell „CareFlex Chemie“ ab 1. Juli 2021 als eine private Pflegepolice nutzen könnten. Für den PKV-Verband (www.pkv.de) könnte dies einen lang ersehnten Wachstumsschub bedeuten.

In den vergangenen Jahren hatte das Wachstum privater Pflegezusatzversicherungen zu wünschen übrig gelassen. Seit 2016 hatte der Bestand der PKV in jedem Jahr nur um rund 100.000 zugelegt. Prognosen für das nächste Geschäftsjahr 2021 fallen günstiger aus: Die privaten Krankenversicherer erwarten für das Jahr 2021 ein deutliches Wachstum in der privaten Pflegezusatz-Versicherungen.

Begründet wird das beispielsweise an Modellen wie „CareFlex Chemie“, das tarifvertraglich vereinbarte Modell, das als arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatz-Versicherung den Beschäftigten in der Chemieindustrie geboten wird. Es heißt, dass damit mindestens eine halbe Million dieser Beschäftigten auf diesem Wege eine probate private Pflegezusatz-Police erhalten werden.

Die Gewerkschaft IG BCE und der Chemie-Arbeitgeberverband BAVC haben sodann im November 2019 die betriebliche Pflegeversicherung in ihrem Tarifvertrag für 2021 integriert. Den Angaben zufolge handelt es sich hiermit um die erste Branchenlösung dieser Art. Die Deckung dazu wird ein Konsortium aus Deutscher Familienversicherung (www.deutsche-familienversicherung.de), R+V Kranken (www.ruv.de) und Barmenia Kranken (www.barmenia.de).

„CareFlex“ steht auch außertariflich beschäftigten Mitarbeitern in der Chemie-Branche offen. In den, rund 2.000 Betriebe mit rund 580.000 Beschäftigten - für 435.000 gilt der Tarifvertrag - können demnach eine halbe Million entscheiden, ob sie „CareFlex“ abschließen wollen. „Wir haben erst einmal mit 450.000 kalkuliert“, berichtete Christian Jungvogel während des virtuellen Dialogs des PKV-Verbands.

Jungvogel erklärte, dass die Arbeitnehmer für einen Betrag von 33,65 Euro im Monat über CareFlex bei ambulanter Pflege in den Pflegegraden 2 bis 4 monatlich 300 Euro erhalten, bei stationärer Pflege in den Pflegegraden 2 bis 5 sind es sogar 1.000 Euro monatlich.

„Es ist ein verpflichtendes Modell für alle Unternehmen im Flächen-Tarifvertrag Chemie. Das ist einzigartig“, machte Jungvogel deutlich. Der Beitrag von 33,65 Euro ist demnach im Tarifvertrag bereits festgelegt. Er könne jetzt nicht so einfach verändert werden, weil er Teil einer Tarifrunde sei. Vom PKV-Verband hieß es dazu, dass ein Beirat aus Versicherern und Tarifparteien die weitere Entwicklung beobachte. „Wenn wir einen höheren Leistungsbedarf sehen, werden wir das entsprechend anpassen, aber es gibt keinen Automatismus“, sagte Jungvogel.

Über Beitragsanpassungen sei mit den Versicherern sehr lange verhandelt worden. „Das war ein sehr schwieriger Punkt“, berichtete Jungvogel. Man habe sogar ein „worst case-Szenario“ für die notendige Anpassung eines Tarifs auf Veranlassung des Treuhänders eines PKV-Unternehmens entworfen, für den Fall, dass man sich nicht auf eine Prämienerhöhung verständigen könne. Die Anpassung werde dann bei den Leistungen vorgenommen. „Zudem gibt es ein Sonderkündigungsrecht für alle Seiten.“

Ein Solidarmodell – für alle gleich
Wichtig sei, dass alle für die Zusatzversicherung die gleichen Beiträge bezahlen müssen und dass es keine Gesundheitsprüfung gibt, betonte der Gewerkschafter der IG BCE. So sei ein Solidarmodell entstanden, bei dem alle gleich versichert sind und alle die gleichen Leistungen bekommen.

Nur die Arbeitnehmer selbst haben die Möglichkeit, die Leistungen auf eigene Kosten aufzustocken. Es handele sich dabei um altersabhängige Beiträge und eine verkürzte Gesundheitsprüfung –gültig auch für die Absicherung von Familienangehörigen und Lebenspartnern über CareFlex.

Endet das Beschäftigungsverhältnis in der Chemie-Branche kann die Versicherung demnach von den Arbeitnehmern ohne erneute Gesundheitsprüfung fortgeführt werden. Allerdings werde sich der Beitrag nach dem Alter des Versicherten bei Abschluss des Vertrags richten. Jungvogel: „Der Höchstbeitrag liegt bei 65 Euro.“

Der ziemlich späte Beginn für den „CareFlex Chemie“ ab 1. Juli 2021 sei für die Vertragspartner nötig, weil noch notwendige Strukturen aufgebaut werden müssten. Das gelte auch für die Umsetzung des Beratungsangebotes, da jedem Arbeitnehmer ein Beratungsgespräch angeboten werde soll.

Jungvogel sieht im CareFlex-Tarif eine geeignete Lösung – auch für andere Bereiche. Eine „lang gelebte Sozialpartnerschaft“ wie in der Chemieindustrie gebe es aber nicht überall. Dennoch sei das Interesse bei anderen Gewerkschaften groß.

Eine Vorbildfunktion in dem Modell sieht Timm Genett, Geschäftsführer Politik beim PKV-Verband. Seinen Worten zufolge löse dieses Tarifpaket nicht nur das Problem der Pflegelücke in der Chemieindustrie, sondern würde sicherlich auch in vielen anderen Branchen helfen, die Pflegelücke zu schließen.

Steuerliche Förderung würde helfen
Wichtig wäre eine Unterstützung vom Gesetzgeber. Die Arbeitgeber könnten die anfallende Prämie von 33,65 Euro steuerlich nicht geltend machen. Und die Arbeitnehmer müssen Steuern und Sozialabgaben bezahlen. Eine steuerliche Förderung wäre absolut fördrlich: „Das würde helfen, die Zusatzversicherung breiter aufzustellen.“ Dieser Meinung schloss sich Genett an.

Unabhängig von Tarifverträgen sollte demnach die Beteiligung der Arbeitgeber an der pflegerischen Vorsorge steuerlich berücksichtigt werden. „Man müsste die entsprechende Förderung im Gesetz implementieren“, forderte Timm Genett. Mit CareFlex - als erstem Ansatz – sei es dem Gewerkschafter Jungvogel gelungen, rund fünf Mal so viele Menschen in die private Pflegevorsorge zu bringen - wie zuvor dem gesamten Vertrieb der privaten Krankenversicherer. (-ver / www.bocquel-news.de)

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