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Konzepte und Kriterien

Oliver Bäte - und kein Ende mit seiner Wutrede

11. November 2022 - Nachdem Chef der Allianz, Oliver Bäte, in den vergangenen Tagen nichts ausgelassen hat, mit seiner inzwischen bekannten Wutrede auch ehemalige Manager scharf anzugehen. In Kürze zusammen-gefasst, wovon die gesamte Branche – vor allem aber auch in den Medien die Rede ist. Indirekt kritisiert er vor allem Dienstleister.

Wie unter andere der Onlinedienst Versicherungsbote berichtet, hatte Allianz-Vorstand Oliver Bäte in einem internen Papier auch eigene Mitarbeiter*innen und Vorstände ins Visier genommen. Nun veröffentlichte die „WirtschaftsWoche“ weitere Details aus dem mittlerweile gelöschten Video. Bäte schildert demnach, wie er versucht eine firmeninterne Excel-Tabelle zu nutzen: was ihn schier verzweifeln lässt.

Laut WirtschaftsWoche lege die Wutrede des Allianz-Chefs nahe, dass er mit der Umsetzung seiner Strategie im Konzern sowie eigenen Personalentscheidungen unzufrieden sei. Doch Selbstkritik habe Bäte offensichtlich ausgespart, obwohl er bereits seit siebeneinhalb Jahren im Amt ist. Stattdessen habe er seine Wut an Mitarbeiter*innen und andere Vorstände adressiert - sie unter anderem „feige" genannt.

Oliver Bäte zweifelt in der Rede an der eigenen IT-Strategie, die er -rückblickend auf die letzten Jahre- als „falsch“ bezeichnet. Er beklagt den „alten Crap“, der im Konzern immer noch am Wirken sei und viel Geld verschlinge. Und er greift auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, die er u.a. als „feige“ bezeichnet. Er schildert, wie er versucht hat, eine Excel-Datei zu nutzen: und ihm hierfür sechs Passwörter abverlangt wurden. Es ist eine Wutrede, die erahnen lässt, dass er mit seiner Strategie auch im Konzern auf Widerstand und Hindernisse trifft. Und die Frage erlaubt, ob er in den letzten Jahren immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat.

Kaum jemanden konnte das Wort Informationstechnologie buchstabieren
Jetzt werden laut WirtschaftsWoche weitere Inhalte der Wutrede bekannt. Man könne nur annehmen, dass einige Aussagen auch im Konzern nicht so gut ankommen. Denn Bäte geht mit dem früheren Vorstand teils hart ins Gericht. „Als ich als erster CEO zur Allianz kam, gab es im Vorstand kaum jemanden, der das Wort Informationstechnologie buchstabieren konnte“, wird er in der Rede zitiert. Es sei der Vorwurf des digitalen Analphabetentums. Namen nennt Bäte nicht - doch manche Manager*innen, die damals in Vorstands-Funktionen tätig waren, sind demnach auch heute noch Entscheider im Konzern.

Laut Medienberichten überrasche der Rundumschlag auch deshalb, weil Oliver Bäte selbst seit siebeneinhalb Jahren die Geschicke der Allianz leitet. Die „WirtschaftsWoche“ weist in einem Kommentar zur Rede darauf hin, dass er bei seinem Rundumschlag Selbstkritik ausspart. Dennoch legen einige seiner Aussagen nahe, dass er auch Vorgänge in seiner Zeit durchaus kritisch bewertet. Nicht nur überrascht die Aussage, man habe „in den letzten acht bis zehn Jahren … eine falsche IT-Strategie“ gehabt: die meiste Zeit davon verantwortete er die IT-Strategie des Konzerns selbst.

Tatsächlich – so schreibt auch der Versicherungsbote - habe die Allianz Milliarden-Summen in ihre digitale Erneuerung gepumpt: was angesichts der Größe des Versicherers und Vermögensverwalters aber von Experten auch als angemessen betrachtet wird.

Eine Aussage lasse aber nun aufhorchen: Mehr als 4 Milliarden Euro habe man für Technologie ausgegeben, berichtet Bäte seinen Mitarbeiter*innen. Und ergänzt: „Ich bin ziemlich sicher: Wir erhalten für dieses Geld nicht die Leistungen, die wir dafür erhalten sollten.“ Die alten und teuren IT-Systeme würden die Allianz daran hindern, Skalen-Effekte zu erzielen.

„Simplicity at scale“: Drei-Jahres-Plan der Allianz seit 2021
Doch diese Skaleneffekte sind demnach für Bätes Strategie wichtig. „Simplicity at scale“ ist der Drei-Jahres-Plan der Allianz seit 2021 überschrieben. Dabei sollen Synergien zwischen den Ländergesellschaften und Geschäftsbereichen geschaffen werden, die es erlauben, einfache und transparente Produkte zu verkaufen, mit einem einheitlichen Erscheinungsbild bei Kundenschnittstellen aufzutreten sowie Prozesse und Produkte zu verschlanken und ebenfalls zu vereinheitlichen.

Wichtig hierfür sei, dass die IT-Infrastruktur funktionierte, das heißt, einheitliche Technik mit einheitlichen Schnittstellen geschaffen werden. Zurzeit, als Oliver Bäte sein Amt als Vorstands-Chef antrat, arbeiteten teils sogar verschiedene Abteilungen innerhalb des Konzerns mit verschiedenen, nicht kompatiblen Programmen. Zugespitzt formuliert: mitunter wäre es einfacher gewesen, Daten auszudrucken und ins Nachbarbüro zu tragen, statt sie per Computer auszutauschen.

Schnell radikale Erneuerung einleiten
Demnach wollte Oliver Bäte hier schnell eine radikale Erneuerung einleiten - und nahm besagte Milliarden-Summen in die Hand. Wiederholt hatte sich angedeutet, dass er mit seiner Strategie auch innerhalb des Konzerns auf Widerstand stößt. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung" äußerte sich der Konzern-Chef im Jahr 2019 tatsächlich selbstkritisch: der digitale Umbau des Konzerns würde „zu langsam" gehen, aus diesem Grund würde es auch „ordentlich" rumpeln beim größten deutschen Versicherer.

Und dann drohte Bäte 2019 ebenfalls gegenüber jenen, die seinen Reformkurs nicht mittragen. Man könne nicht alle für den neuen Kurs gewinnen, aber 80 Prozent derer, die wichtig sind, sagte er. Die aber, die nicht mitmachen wollen, die „muss man nach Hause schicken“. Tatsächlich drehte sich in seiner Amtszeit das Personalkarussell mehrfach; und wichtige Vorstände wurden - mitunter nach kurzer Zeit - ausgetauscht.

Mehr als 4 Milliarden Euro für IT-Technologie
Überraschend schließlich auch die nachfolgenden Angaben: Mehr als 4 Milliarden Euro habe man für Technologie ausgegeben. Bäte dazu: „Ich bin ziemlich sicher: Wir erhalten für dieses Geld nicht die Leistungen, die wir dafür erhalten sollten.“ Die alten und teuren IT-Systeme würden die Allianz daran hindern, Skalen-Effekte zu erzielen. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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