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Konzepte und Kriterien

Nur wenige Rentner arbeiten, aber immer mehr

23. März 2015 - Die Anzahl der Menschen, die nach Erreichen des Rentenalters weiter berufstätig sind, hat zugenommen. Trotzdem ist es nur ein kleiner Teil der Rentenempfänger. Schuld daran sind auch gesetzliche Regelungen, die einem flexiblen Rentenbeginn im Wege stehen.

Bekanntlich hatte das Deutsche Institut für Altersvorsorge  - DIA (www.dia-vorsorge.de) unlängst bei Wissenschaftlern der Universität Bayreuth eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die erforschen sollte, weshalb Personen im Rentenalter weiter arbeiten. Die Studie trägt den Titel „Arbeiten trotz Rente – Warum bleiben Menschen im Ruhestand erwerbstätig?“ Die Ergebnisse standen in bocquel news unter Warum bleiben Menschen im Ruhestand erwerbstätig?  Fazit: Es sind nicht in erster Linie finanzielle Gründe, die Menschen bewegen, über das Errreichen des Rentenalters hinaus beruflich tätig zu sein. Demnach beeinflussen vor allem soziodemografische Faktoren wie Geschlecht und Alter sowie berufsspezifische Faktoren wie Branchen-Zugehörigkeit die Erwerbstätigkeit im Alter.

Genauso wichtig wie die Gründe für Berufstätigkeit im Alter ist die Frage, wie viele Rentner beteiligt sind. Kurz gesagt: nicht viele, aber immer mehr. Vor allem seit 1999 stieg die Anzahl der Personen, die trotz Erreichen des Rentenalters weiterhin einer regelmäßigen Arbeit nachgehen. Im Jahr 2012 betrug bei Männern der Anteil der Erwerbstätigen unter den Rentnern 6,4 Prozent, bei den Frauen 4,8 Prozent.

Deutschland habe trotz des beobachteten Anstiegs im europäischen Vergleich zusammen mit Österreich und Frankreich nach wie vor eine der geringsten Erwerbstätigenquoten bei den 65- bis 69-Jährigen, betont das DIA. Die für die Jahre 1995 bis 2012 untersuchte Entwicklung der Beschäftigung zeige bei Frauen und Männern einen ähnlichen Verlauf, allerdings ist der Anteil der Männer über die Jahre hinweg konstant höher. Ähnlich sieht es beim Vergleich von Ost- und Westdeutschland aus: eine nahezu synchrone Entwicklung seit 1995 mit einer im Westen konstant höheren Quote.

Die Erwerbstätigkeit nimmt mit zunehmendem Alter und Entfernung zur Regelaltersgrenze ab, so die Erkenntnis des DIA. In den ersten Jahren nach Rentenantritt sei eine relativ konstante Quote sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu beobachten, die nach einer kurzen, niedrigeren Phase rund um das 65. Lebensjahr sogar zwischenzeitlich wieder ansteigt. Die Erwerbsbeteiligung im Alter von 65 Jahren der bereits sich im Ruhestand befindlichen Personen betrage immerhin noch rund 6 Prozent für Frauen und 8 Prozent für Männer. Selbst im Alter von 70 Jahren gehen noch circa 3 Prozent der Frauen und etwa 6 Prozent der Männer trotz Rentenbezugs einer Erwerbstätigkeit nach.

Teilrente ist unattraktiv
Nach Expertenmeinung ist die Beschäftigungsquote im Rentenalter auch davon abhängig, wie flexibel sich Menschen für das Arbeiten im Alter entscheiden können. Viele Menschen würden gern vor Erreichen der Regelaltersgrenze in Rente gehen, aber noch hinzu verdienen. Diese Möglichkeit gibt es, doch sie ist unattraktiv. Wer im Jahr 2015 im Alter von 63 Jahren in Rente geht statt die Regelaltersgrenze von 65 Jahren und 6 Monaten abzuwarten, kann dies tun, allerdings mit lebenslang 9 Prozent Abschlag von der Rente. Hinzuverdienen darf der vorzeitige Rentner aber höchstens 450 Euro im Monat, wenn ihm die Rente nicht gekürzt werden soll.

Eine Alternative bietet die Teilrente in Höhe von entweder einen Drittel, der Hälfte oder zwei Dritteln der Vollrente. Je niedriger die Teilrente, umso höher darf der Zuverdienst sein. Je nach Grad der Teilrente wird die sogenannte Bezugsgröße (2015 in Westdeutschland 2.765, in Ostdeutschland 2.550,45 Euro) mit dem 0,25-Fachen, dem 0,19-Fachen beziehungsweise 0,13-Fachen multipliziert, vervielfältigt um die Summe der Entgeltpunkte der letzten drei Kalenderjahr vor Rentenbeginn. Auf diese Weise könne ein 63-jähriger Elektromeister, der vor Rentenbeginn 30 Prozent mehr verdiente als ein Durchschnittsverdiener, bei einer Teilrente von einem Drittel monatlich 2.696 Euro (West) hinzuverdienen, rechnet die Deutsche Rentenversicherung Bund vor (www.deutsche-rentenveersicherung.de). Hinzu kommen noch komplizierte Regeln für den Fall der Überschreitung der Hinzuverdienstgrenzen. In der Summe ist die aktuelle Regelung völlig intransparent, bürokratisch und weltfremd.

Die bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung zur Flexibilisierung des Renteneintritts haben wenig Erfolg gezeitigt. Die Arbeitsgruppe „Flexirente“ konnte sich noch nicht auf ein Modell einigen und die Regelung, dass der Renteneintritt im Abstimmung mit dem Arbeitgeber nach hinten verschoben werden kann, wird wegen rechtlicher Unsicherheiten kaum genutzt.

Arbeiten im Rentenalter lohnt sich
Was wenige wissen: Länger arbeiten lohnt sich und kann die Renten deutlich aufbessern. Pro Jahr Arbeit über die Regelaltersgrenze hinaus gibt es einen Bonus von 6 Prozent auf die Rente. Zusammen mit den zusätzlich erworbenen Anwartschaften macht das ein Rentenplus von jährlich rund 8 Prozent aus. Wer also drei Jahre über das Rentenalter hinaus arbeitet, kassiert rund ein Viertel mehr Rente. (hp / www.bocquel-news.de)

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