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Konzepte und Kriterien

Nur sichere Produkte und wenig Aufwand zählen

3. August 2015 - Wegen des langjährigen Niedrigzinsumfelds kämpft die betriebliche Altersvorsorge wie andere Modelle der privaten Vorsorge mit Imageproblemen. Laut „Insurance Survey – Entgeltumwandlung 2015“ von Aon Hewitt bleibt jedoch die Wertschätzung der betrieblichen Entgeltumwandlung hoch.

Die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) leidet ebenso wie andere Vorsorgemodelle der privaten Versicherungswirtschaft. Dennoch zeigen die von Aon Hewitt (www.aonhewitt.de) veröffentlichten Ergebnisse des „Insurance Survey – Entgeltumwandlung 2015“, dass die Wahrnehmung und die Wertschätzung der betrieblichen Entgeltumwandlung bei 70 Prozent der Teilnehmer nach wie vor sehr hoch ist.

Das bereits angesparte Kapital verzinst sich niedriger
Das langjährige Niedrigzinsumfeld löst auch im Bereich der Entgeltumwandlung nicht enden wollende Diskussionen aus, die das Image der betrieblichen Altersvorsorge beschädigen, denn unterm Strich verzinst sich das bereits angesparte Kapital niedriger als früher und muss zudem aufgrund der immer weiter steigenden Lebenserwartung für eine längere Rentenbezugsphase ausreichen.

Eine Zwickmühle, von der andere Altersvorsorgearten gleichermaßen betroffen sind. Die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung im Allgemeinen und somit auch der Entgeltumwandlung ist ein Thema, mit dem sich die Arbeitgeber im Hinblick auf den Vorsorgebedarf ihrer Mitarbeiter oder der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität im „War for Talent“ beschäftigen.

Wie aus dem „Insurance Survey – Entgeltumwandlung 2015“ von Aon Hewitt hervorgeht, wollen die Unternehmen den Aufwand so gering wie möglich halten. Sie nennen schlanke Verwaltungsabläufe, geringe Kosten und eine Entlastung der sogenannten HR-Abteilungen (HR steht für Human Ressource) als vorrangige unternehmensinterne Ziele.

„Die Nachfrage nach alternativen Garantie-Produkten ist derzeit noch gering. Sie werden von den Arbeitnehmern vergleichsweise selten verlangt, da sie in der Regel stark erklärungsbedürftig sind. Die Veränderungen, die aufgrund von Niedrigzins, Solvency II und Zinszusatzreserve auf das Angebot im deutschen Versicherungsmarkt wirken, könnten hier allerdings zu einem Umdenken führen“, sagt Thorsten Teichmann (Foto: Aon), Geschäftsführer der Aon Pensions Insurance Broker GmbH. Arbeitgeber setzen demnach auf die ausführliche Beratung der Arbeitnehmer und sprechen daher Kommunikations-Konzepten eine entscheidende Bedeutung zu.

Aus der Größe der befragten Unternehmen ergibt sich laut „Insurance Survey – Entgeltumwandlung 2015“, dass 62 Prozent der Teilnehmer ihren Mitarbeitern eine arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung bieten – bei steigender Tendenz, Versorgungen an eine Mitarbeiterbeteiligung zu knüpfen.

Bandbreite des Arbeitgeberzuschusses sehr groß
Dabei weist der gewährte Arbeitgeberzuschuss dem Vernehmen nach eine große Bandbreite auf: Sowohl prozentuale Zuschüsse in Abhängigkeit des Beitrags als auch festgelegte Beiträge oder die Weitergabe der Sozialversicherungsersparnis sind hier zu finden. Überraschend sei, dass trotz der vielfältigen Auswirkungen des Niedrigzinses sich nahezu 50 Prozent der Teilnehmer keine Sorgen hinsichtlich der Attraktivität der Entgeltumwandlung machen.

Für Thorsten Teichmann liegt hier der Schluss nahe, dass einerseits der vergleichsweise hohe Anteil an innenfinanzierten Direktzusagen im Teilnehmerkreis ausschlaggebend sein könnte, andererseits ergebe sich für die Unternehmen die „Attraktivität“ der Produkte weniger aus der Versorgungshöhe. Vielmehr sei die Attraktivität aus Arbeitgebersicht geprägt von Faktoren wie einer schlanken Verwaltung, einfachen Prozessen oder der Sicherheit der Produkte.

Komplexität der Produkte und wenig attraktive Tarife
Obwohl in den letzten Jahren vermehrt neue alternative Garantieprodukte angeboten wurden, geben laut „Insurance Survey“ nur 14 Prozent der Teilnehmer an, dass hierfür eine Nachfrage nach diesen bestehen würde – auch wenn 52 Prozent der Arbeitgeber alternative Garantie-Produkte durchaus als eine sinnvolle Ergänzung der klassischen Leistungen sähen. Nach Erfahrung von Aon Hewitt liegt dies an der Komplexität der Produkte sowie an der auf den ersten Blick fehlenden Attraktivität eines Tarifs mit eingeschränkten Garantien. Auch die nicht immer optimale Ausrichtung auf kollektive bAV-Gestaltungen wurde bemängelt. Das Bewusstsein, dass nicht nur die Gefahr einer Versorgungslücke im Alter, sondern auch im Falle einer Berufsunfähigkeit besteht, ist ebenfalls nach wie vor gering: Lediglich ein Drittel der Arbeitnehmer äußert hier von sich aus Bedarf.

Wenig Verwaltungsaufwand und „sichere“ Produkte
Der Umfang des Verwaltungsaufwands ist für die Arbeitgeber ein wesentlicher Aspekt bei der Gestaltung des Angebots der Entgeltumwandlung. So sehen 75 Prozent der Befragten diesen als entscheidenden Faktor für die Ausgestaltung. „Bei der Wahl von Versicherungsprodukten für die Entgeltumwandlung legen 65 Prozent der Unternehmen besonderen Wert auf schlanke Verwaltungsabläufe, 62 Prozent nennen zudem die Unternehmensqualität und Finanzstärke des Versicherers“, betont Teichmann.

Einflüsse wie die Finanzmarktkrise oder Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen weisen den Trend in Richtung „sicherer Hafen“. Während Arbeitgeber beim Entgeltumwandlungsangebot dennoch auf eine flexible Gestaltung achten, liegt laut „Insurance Survey der Fokus auf Seiten der Arbeitnehmer klar auf einfachen Produkten mit hohen Garantiewerten. „Unsere Erfahrungen und Gespräche mit Produktanbietern zeigen, dass – getrieben durch die anhaltende Niedrigzinsphase – dennoch eine Kehrtwende bevorstehen könnte. Der Fokus der Versicherer liegt auf alternativen Garantieprodukten, so dass die klassischen Modelle in den Portfolien immer mehr reduziert werden“, fasst Teichmann abschließend zusammen.

Insurance Survey – Entgeltumwandlung 2015
Unter den 60 Teilnehmern der aktuellen Aon-Hewitt-Studie finden sich ein Drittel der Dax 30-Unternehmen, Firmen aus den übrigen Dax-Segmenten sowie weitere Großkunden von Aon Hewitt. Rund zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen mehr als 500 Arbeitnehmer in Deutschland. Der Anteil der Beschäftigten mit einer betrieblichen Altersvorsorge liegt in diesen Unternehmen bei fast 80 Prozent. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt der Einschätzungen durch die Experten von Aon Hewitt weniger auf einzelfallbezogenen Regelungen und Prozessen, sondern mehr auf kollektiven Vereinbarungen und Gestaltungen für größere Personenkreise. (-el / www.bocquel-news.de)

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