logo
logo

Namen und Nachrichten

Nachfolgeprobleme der Makler - dringend planen

10. Januar 2022 - Ein neues Jahr - aber „alte“ Probleme. Viele ältere Versicherungsmakler müssen weiterarbeiten, weil ihnen eine auskömmliche Altersvorsorge fehlt. Sie haben es nicht geschafft, einen Nachfolger zu finden. Wer einfach weiterwurstelt und vom Bestand lebt, kann in enorme Haftungsprobleme kommen. Heute Teil 1 einer vierteiligen Artikel-Serie.

46.353 Versicherungsmakler waren zum 30. September 2021 im Vermittlerregister des DIHK (www.dihk.de) registriert. Das vierte Quartal 2021 wurde noch nicht ausgewertet. Studien gehen davon aus, dass das Durchschnittsalter der Versicherungsmakler bei deutlich über 50 Jahren liegt. Mindestens die Hälfte der Makler würde also zumindest vom Alter her in spätestens zehn bis 15 Jahren in Ruhestand gehen.

Das Problem: 74 Prozent der über 60-jährigen Makler gaben bei der Policen-Direkt-Maklerbarometer-Umfrage von 2021 an, ihre Nachfolge noch nicht geregelt zu haben (bocquel-news 17. Dezember 2021 Wird die Bürokratie zum Vermittler-Verhängnis?). Philipp Kanschik, Mitglied der Geschäftsleitung bei Policen Direkt, meint dazu: „Die Nachfolgewelle türmt sich immer weiter auf. Wir erwarten, dass die Anzahl der Makler, die eine Nachfolgelösung suchen, Jahr für Jahr steigen wird und erst gegen Mitte der 2020er ihren Zenit erreicht. Vor allem im Privatkundenbereich beginnt die Marktkonsolidierung gerade erst.“

Mangelhafte Altersvorsorge der Makler
Das alte Sprichwort „Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe“ scheint auch auf die eigene Altersvorsorge der Makler zuzutreffen. Denn für 48,7 Prozent der Makler bleibt der eigene Bestand beziehungsweise das eigene Unternehmen laut Policen-Direkt die primäre Altersvorsorge. 40 Prozent sind sich jetzt schon sicher, dass sie über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten werden müssen.

Bestätigt werden diese Erkenntnisse durch die Befragung zur Studie „AssCompact Trends IV/2021“ (bocquel-news 2. Dezember 2021 Studie: Stimmung der Makler hellt sich weiter auf). Demnach beschäftigen sich bereits 62 Prozent der befragten Makler mit der Unternehmensnachfolge. Dabei wird das Thema trotz hoher Gegenwartsbedeutung – knapp 64 Prozent bescheinigen dem Thema bereits jetzt eine hohe Relevanz – in der Zukunft noch stärker an Gewicht gewinnen. Wie die Ergebnisse zeigen, messen der Unternehmensnachfolge in fünf Jahren sogar rund 83 Prozent der befragten Vermittler eine wichtige Bedeutung zu.

Hohes Haftungsrisiko bei Nichtstun
Und dann gibt es noch Makler, die noch etwas weiterarbeiten und den Bestand mehr oder weniger auslaufen lassen. Sie betreuen ihre Kunden nicht mehr oder nur noch auf Anfrage. Sie leben von der Bestandscourtage, die sie als fortlaufende Rente betrachten. Viele Makler unterschätzen dabei den Betreuungsaufwand im Ruhestand. Das kann gefährlich sein und birgt ein hohes Haftungsrisiko, wenn keine laufende Bearbeitung der Kunden erfolgt.

Der Makler hat nämlich als Vertreter und Berater des Versicherungsnehmers individuellen, für das Objekt des Versicherungsnehmers passenden Versicherungsschutz zu besorgen und die fehlende Sachkenntnis des Kunden auszugleichen. Auch während der Vertragslaufzeit bestehen die Prüfungs-, Überwachungs- und Unterrichtungspflichten des Versicherungsmaklers weiter, warnt Fachanwalt Stefan Winheller (www.winheller.com/), Frankfurt am Main. Der Makler haftet gegenüber dem Kunden auf Schadensersatz, wenn diesem später aus einer möglichen Unterversicherung ein Schaden entsteht.

Die Kosten des Maklers bleiben darüber hinaus bestehen, wenn er den Bestand einfach auslaufen lässt, warnt der Maklerpool Allfinanztest.de (https://maklerpool-deutschland.de). Im Todesfall oder im Falle einer Geschäftsunfähigkeit gehen die Bestände aus den Direktanbindungen des Maklers meist sofort zu den jeweiligen Ausschließlichkeitsorganisationen der entsprechenden Versicherungsgesellschaften und sind damit für seine Angehörigen nicht mehr zu erreichen. Sie bekommen weder eine Ausgleichszahlung, noch die Möglichkeit eines nachträglichen Zugriffs auf diese Daten. Es besteht also akuter Handlungsbedarf des Maklers, sich aktiv um seine Nachfolge zu kümmern.

Bestandsverkauf selten attraktiv
Aber auch der Bestandsverkauf ist für Makler nicht immer attraktiv. Nach einer Studie der Versicherungsforen Leipzig GmbH (www.versicherungsforen.net), Maklerforen Leipzig GmbH (www.maklerforen.de) und der Fachhochschule Dortmund (www.fh-dortmund.de) ist der mit Abstand häufigste Grund für das Scheitern eines Geschäfts mit Maklerbeständen der Kaufpreis. „Wie auch die Einzelkommentare zeigen, scheinen immer noch viele Makler Illusionen über den Marktwert ihrer Betriebe zu haben“, meint Jürgen Schulz, Geschäftsführer der Maklerforen Leipzig, zu den Ergebnissen.

Aktuell wieder Trend zu höheren Preisen
Im Durchschnitt zahlen Käufer laut Studie rund 350.000 Euro für den zugekauften Bestand beziehungsweise Betrieb. Der am weitesten verbreitete Faktor zur Bestimmung eines Kaufpreises ist der Multiplikator der jährlichen Courtageeinnahme. Die befragten Käufer haben im Durchschnitt 1,8 Jahrescourtagen für Schaden-/Unfallversicherungen ohne Kfz-Versicherungen sowie 1,2 Jahrescourtagen für Kfz-Versicherungen gezahlt. „Viele Makler glauben immer noch, ihr Sachversicherungs-Bestand sei mindestens drei Jahrescourtagen wert. Die zahlt aber niemand mehr“, so Schulz. Allerdings scheint es aktuell einen Trend zu höheren Preisen zu geben.

Die bocquel-news und der Autor Bernd Rudolf werden sich weiter mit dem Thema Nachfolge des Maklerbetriebs beschäftigen. Am Freitag, 14. August 2022, erscheint der nächste Artikel zu dieser Themen-Serie. (Bernd Rudolf / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.